Raymond Hecht - Speerwerfen ist kein Wattepusten
Raymond Hecht ist hart gegen sich selbst. Zweieinhalb Monate nach seiner Ellenbogenoperation holte sich der 34-jährige Magdeburger den deutschen Meistertitel im Speerwerfen. Im ersten Versuch schleuderte er sein Wurfgerät auf 87,23 Meter und setzte sich uneinholbar von den Konkurrenz ab. Nach seinem überraschenden Sieg stand er für leichtathletik.de zu einem Gespräch bereit.
Raymond Hecht glänzte in Wattenscheid (Foto: Kiefner)
leichtathletik.deWelche Chancen haben Sie sich für den heutigen Wettkampf ausgerechnet, Herr Hecht?
Raymond Hecht
Mit dem Titel habe ich nur geliebäugelt, ich wollte hier nur die Norm werfen, wäre also auch mit 82,51 m zufrieden gewesen.
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Das war erst Ihr zweiter Wettkampf nach der Operation. Eingestiegen sind Sie beim Golden-League-Meeting in Oslo mit 80,90 m...
Raymond Hecht
Ja, aber der Einstieg war nur mäßig. Vom Training wußte ich, daß ich „bärisch“ was drauf habe. Aber Training und Wettkampf, das ist ein riesiger Unterschied. Das war jetzt meine zwölfte Operation, ich habe so ziemlich alles durch.
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Sie sind am Ellenbogen operiert worden. Für einen Speerwerfer ist eine solche Operation sicherlich nicht unproblematisch?
Raymond Hecht
Ja, mein Ellenbogen wurde arthroskopiert. Man hat das Gelenk sauber gemacht und den Nerv freigelegt. Die Operation ist jetzt zweieinhalb Monate her. Zwei Tage nach der Operation bin ich mit dem Tropf in der Hand wieder rumgelaufen, zehn Tage danach habe ich den Speer in die Hand genommen. Speerwurf muß man, wenn möglich, immer machen, am besten gleich nach dem Aufstehen.
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Sind Sie „speerwurf-verrückt“, Herr Hecht?
Raymond Hecht
Ich bin für den Speerwurf geboren worden und möchte den Sport solange wie möglich machen. Wenn man damit Geld verdienen kann, kann man sich ruhig den Arm ausreißen. Ich habe im Winter gut trainiert und wenn man das Wintertraining gut verkraftet hat, dann ist ist man auch im Sommer gut, egal was passiert. Speerwerfen ist kein Wattepusten.
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Was werden Sie nach Ihrer Speerwurfkarriere machen?
Raymond Hecht
In der früheren DDR habe ich eine vierjährige Ausbildung zum Maschinenschlosser gemacht. Heute kann ich mir einfach nicht mehr vorstellen, acht Stunden zu arbeiten, mich würde doch keiner mehr nehmen. Mit dem Speerwerfen ernähre ich meine Familie – da muss nach der Karriere genug übrig bleiben.
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Wo liegen Ihre Stärken und wie sehen Sie den Wettkampf in München?
Raymond Hecht
Ich bin nicht der Schöngeist mit dem Speer, mehr der Gewaltige. Boris Henry ist ein weicherer Werfer. Jan Zelezny ist überall stark. In München muß ich deutlich über 86 Meter werfen, sonst werde ich wieder nur Vierter oder Fünfter. Aber, es gefällt mir diesmal von hinten kommen zu können. In München hat der Jahresbeste Makarow den Druck.