Abakumova und Harting dominieren beim ISTAF
Mit Meetingrekord von 70,53 Metern - der besten Weite seit zwei Jahren - hat Mariya Abakumova (Russland) am Sonntag für einen der Höhepunkte beim ISTAF gesorgt. Weltmeister Robert Harting (SCC Berlin) verteidigte mit einem Wurf auf 69,02 Meter standesgemäß sein "Wohnzimmer". Für zwei weitere deutsche Siege sorgten David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) im Kugelstoßen und Christian Reif (LC Rehlingen) im Weitsprung. Das Meeting zog 53.000 Zuschauer ins Berliner Olympiastadion.
Im vierten Wettkampf nach der WM in Moskau (Russland) war Mariya Abakumova zum vierten Mal eine Klasse für sich. Ihre 70,53 Meter sind nicht nur Meetingrekord, sondern auch die zehntbeste Weite in der Geschichte. Sie selbst hat nur bei ihrem WM-Gold 2011 (71,99 m) und Olympia-Silber in Peking (China; 70,78 m) weiter geworfen.Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) zeigte konstante Würfe, kam aber nicht an die Russin heran. Im letzten Durchgang schleuderte die Olympia-Dritte den Speer auf 65,35 Meter und wurde Zweite.
Bei Weltmeisterin Christina Obergföll (LG Offenburg) ist nach dem WM-Titel eine riesen Last abgefallen. Den ganz großen Wurf hat sie damit schon abgliefert, mit Unterstützung des Publikums sprangen im Berliner Olympiastadion 63,30 Meter und Rang drei heraus.
Robert Harting verteidigt sein „Wohnzimmer“
Den Sieg in seiner Heimatstadt wollte sich Lokalmatador Robert Harting nicht nehmen lassen – aber leicht machte es ihm die Konkurrenz nicht. Es war der WM-Vierte Martin Wierig (SC Magdeburg), der den Weltmeister mit einem starken Wurf auf 66,73 Meter in Runde vier herausforderte. Doch Harting konterte sogleich – und wie! Mit 69,02 Metern stellte er einmal mehr seine Vormachtstellung unter Beweis.
Paralympics-Sieger und -Weltmeister Sebastian Dietz (LAV Bünde) wurde dagegen im ungleichen Duell mit Robert Harting zum Sieger ausgerufen. Während Harting nur in einem Wurf den Fünfer-Schnitt seiner besten Saison-Wettkämpfe übertreffen konnte, lag Dietz, dessen bester Versuch mit 39,76 Metern gemessen wurde, gleich mehrmals über dem Fünfer-Schnitt.
Valerie Adams mit starker Serie
Im Kugelstoßen wuchtete Valerie Adams die Kugel sechsmal über die 20 Meter-Marke. Der beste Versuch der zweimaligen Olympiasiegerin wurde mit 20,54 Metern vermessen.
Dahinter reihte sich wie bei der WM Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) ein, die mit 19,43 Metern wiederum die restliche Konkurrenz klar distanzierte. Dritte wurde Alena Kopets (Weißrussland; 18,00 m).
Auf ihrer Abschiedstour machte Nadine Kleinert (SC Magdeburg; 17,73 m) zum letzten Mal Station in einem großen Stadion und wurde Vierte.
Betty Heidler meldet sich als Dritte zurück
Im Hammerwerfen drehte Anita Wlodarczyk (Polen; 77,15 m) die Reihenfolge der WM um und ließ Weltmeisterin Tatyana Lysenko (Russland; 74,89 m) hinter sich.
Für Betty Heidler war Platz drei (74,62 m) in ihrer Heimatstadt ein versöhnlicher Saisonabschluss nach dem Quali-Aus bei der WM. Der Hammer von Kathrin Klass (beide LG Eintracht Frankfurt) landete bei 69,69 Metern, das bedeutete Rang fünf.
Stabis erwischen schlechten Tag
Im Stabhochsprung kam es nicht zur erhofften Flugshow der deutschen WM-Starter. Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) musste aufgrund einer Verletzung passen: „Ich habe versucht eine kleinere Steigerung zu machen und dann hat’s auf einmal in der Wade gezogen“ erklärte er. „Ich bin enttäuscht, dass ich nicht starten konnte. Ich hatte mich extrem aufs ISTAF gefreut und dem Publikum hier gerne etwas gezeigt.“
Der WM-Dritte Björn Otto (ASV Köln) und der WM-Fünfte Malte Mohr (TV Wattenscheid 01) blieben bei ihrer Einstiegshöhe von 5,50 Metern ohne gültigen Versuch. So war der beste Deutsche am Sonntag der Leverkusener Tobias Scherbarth (5,50 m).
Der Sieger wurde erst in einem Stechen ermittelt, nachdem sowohl für Konstadinos Filippidis (Griechenland) und Jan Kudliczka (Tschechische Republik) 5,70 Meter im dritten Versuch in die Ergebnislisten eingegangen war. Ein Satz über 5,65 Meter bescherte dem Griechen schließlich den Sieg.
David Storl kontert
Mit den ungültigen Versuchen ist das so eine Sache bei Weltmeister David Storl: Der Chemnitzer hat Probleme, sich bei weiten Stößen im Ring zu halten – so auch am Sonntag in Berlin. Mit zwei ungültigen Versuchen startete er in den Wettbewerb, es folgte ein Stoß auf mäßige 19,62 Meter. Aber in Runde vier, da machte er Ernst: 20,91 Meter.
Das reichte, um den starken Tschechen Ladislav Prasil (20,79 m), dem gleich vier 20-Meter-Stöße gelangen, in die Schranken zu weisen. Der Neubrandenburger Ralf Bartels kam bei seinem Abschieds-Wettkampf mit 19,08 Metern auf Rang fünf.
"Ich hatte in dieser Woche vier Wettkämpfe in sieben Tagen. Mit fast 21 Metern bin ich sehr zufrieden, das wollte ich stoßen, das habe ich erreicht", erklärte David Storl. Routinier Ralf Bartels musste nach 20 Jahren Leistungssport gestehen: "Der ein oder andere Stoß tat schon ein bisschen weh. Aber bei der Kulisse lässt sich das schnell vergessen!"
Christian Reif macht’s im Letzten
Bis zum letzten Durchgang ging im Weitsprung der Männer der einzige Acht-Meter-Satz auf das Konto des Südafrikaners Godfrey Khotso Mokoena (8,08 m). Dann drehte Christian Reif den Spieß um: Der Rehlinger flog in Runde sechs auf 8,11 Meter und holte sich damit den Sieg.
"Ich wollte hier unbedingt starten, es war aber eng", berichtete Christian Reif, der sich noch vor wenigen Tagen eine Grippe eingefangen hatte. "Ich konnte fünf Tage nicht trainieren, die Blutwerte waren schlecht, ich musste Zürich absagen. Ich wollte kein Risiko eingehen, aber heute ging es mir wieder gut."
Mutiger Auftritt von Homiyu Tesfaye
Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt) hat in den letzten Rennen viel Selbstvertrauen getankt. Dementsprechend präsentierte er sich in Berlin. Nachdem zunächst der Berliner Carsten Schlangen versucht hatte, die Lücke zu den Tempomachern zu schließen, nahm eine Runde vor Schluss der Frankfurter das Heft in die Hand und setzte sich an die Spitze. Auf der Zielgeraden fehlte die Kraft, sodass er schließlich auf dem dritten Rang (3:36,62 min) die Ziellinie überquerte.
„Das war ein hartes Rennen. Die letzten 50 Meter ging nichts mehr. Ich wollte noch vorbei, aber es ging nicht“, erklärte er. „Am Donnerstag bin ich in Zürich Bestzeit gelaufen, das hat mir noch in den Knochen gesteckt.“
Den Sieg holte sich Ilham Tanui Özbilen (Türkei; 3:35,58 min) vor James Kiplagat Magut (Kenia; 3:36,29 min).
Verena Sailer rennt auf Rang zwei
„So langsam ist ein bisschen die Luft raus, die ganz große Anspannung ist weg, deswegen bin ich relativ zufrieden mit der Zeit.“ Mit diesem Fazit verabschiedete sich Verena Sailer aus dem Olympiastadion. Kurz zuvor hatte die Mannheimerin über 100 Meter in 11,32 Sekunden hinter der US-Amerikanerin Lakeisha Lawson (11,18 sec) Rang zwei belegt. „Es ist eine ganz tolle Stimmung, ich habe mich sehr aufs ISTAF gefreut, das Publikum ist super und es war schön hier zu laufen.“
Kurios verlief der Start über 100 Meter der Männer. Nachdem Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) mit einer Reaktionszeit von 0,084 Sekunden aus den Blöcken gestürmt war, wurde er erst disqualifiziert, durfte dann aber doch starten. In den Kampf um den Sieg, den sich Kemar Bailey-Cole (Jamaika; 10,04 sec) vor Kim Collins (St. Kitts und Nevis; 10,15 sec) holte, konnte er aber nicht eingreifen. Bester Deutscher: Julian Reus (TV Wattenscheid 01; 10,38 sec) als Siebter, Jakubczyk (10,40 sec) rannte auf Rang acht, Neunter wurde Martin Keller (LAZ Leipzig; 10,48 sec).
Niederlage für Eunice Jepkoech Sum
Die 800-Meter-Weltmeisterin Eunice Jepkoech Sum (Kenia) hatte in Berlin wie schon zu Beginn der Saison auf die 1.500 Meter gesetzt. In einem taktischen Rennen musste sie sich hier allerdings auf Rang drei (4:10,81 min) einreihen. Der Sieg ging an die Gewinnerin der Universiade Yekaterina Sharmina (Russland; 4:10,47 min). Weit weg von der Spitze war Elina Sujew (LT Haspa Marathon Hamburg) nicht, in einem dicht gedrängten Feld kam sie schließlich in 4:12,63 Minuten als Zehnte ein.
Über 800 Meter gehörte die Bühne Weltmeister Mohammed Aman. Nachdem sich der Tempomacher verabschiedete hatte, hielt der Äthiopier an der Spitze des Feldes selbst das Tempo hoch. Die US-Amerikaner Duane Solomon (1:44,94 min) und Brandon Johnson (1:45,12 min) versuchten vergeblich, die Lücke wieder zu schließen. In 1:43,97 Minuten fuhr der Weltmeister einen sicheren Sieg ein. Robin Schembera (TSV Bayer 04 Leverkusen) schraubte in einem starken Feld als Achtplatzierter seine Saison-Bestleistung auf 1:46,01 Minuten.
Die 200 Meter entschied Tiffany Townsend (US; 22,77 sec) knapp vor ihrer Landsfrau Charonda Williams (22,82 sec) für sich. Inna Weit (LC Paderborn; 23,65 sec) landete auf Rang acht. Schnellster Hürdensprinter war Noch-Kubaner Dayron Robles (13,35 sec), der nach Querelen mit seinem Verband in Zukunft möglicherweise im französischen Trikot starten wird.
Ezekiel Kemboi verletzt
Für Hindernis-Weltmeister Ezekiel Kemboi läuft es seit seinem Sieg in Moskau nicht rund. Auch in Berlin kam er nicht ins Ziel und führte dafür anschließend muskuläre Probleme als Grund an.
In die Bresche sprangen seine kenianischen Landsleute Hillary Kipsang Yego (8:08,84 min) und Diamond Race-Sieger Paul Kipsiele Koech (8:09.31 min), die ein kenianisches Sextett anführten. Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) wurde mit einer guten Zeit von 8:26,87 Minuten Zehnter.
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