| Mehrkampf-Meeting

Acht DLV-Athleten und ein Weltrekord-Versuch in Götzis

Die besten Mehrkämpfer der Welt versammeln sich am kommenden Wochenende (30./31. Mai) wieder einmal in Götzis (Österreich). Weltrekordler Ashton Eaton hat im Zehnkampf einen Angriff auf seinen Rekord angekündigt. In diese Regionen können die DLV-Athleten nicht vorstoßen – vorne mitmischen aber allemal.
Silke Morrissey

19 Zehnkämpfer mit Bestleistungen jenseits der 8.000-Punkte-Marke. Acht Siebenkämpferinnen, die die 6.500 Punkte schon überboten haben: Bei keinem anderen Mehrkampf-Event der Welt sind die Teilnehmerfelder so hochkarätig wie in Götzis. Auch in diesem Jahr haben die Veranstalter um Meeting-Macher Walter Weber das „Who is Who“ im Mehrkampf eingeladen, mussten allerdings auch ein paar prominente Absagen in Kauf nehmen. So fehlen mit Katharina Johnson-Thompson (Großbritannien) und Trey Hardee (USA) die beiden Titelverteidiger.

Ein Quintett mit Vize-Weltmeister Michael Schrader (SC Hessen Dreieich), dem Olympia-Sechsten Rico Freimuth (SV Halle), U23-Europameister Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied), Mathias Prey (SC Rönnau 74) und dem Ulmer Mathias Brugger, der für seinen verletzten Trainingspartner Arthur Abele ins Feld rückte, wird die deutschen Farben im Zehnkampf vertreten.

Der Platz an der Spitze des Feldes scheint reserviert für Ashton Eaton. Der US-Amerikaner hatte 2012 den Weltrekord auf 9.039 Punkte geschraubt und in den Jahren darauf mit Gold bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften den Zehnkampf dominiert. Dass er gut drauf ist, bewies er zuletzt in Hengelo (Niederlande) mit 8,03 Metern im Weitsprung und 10,42 Sekunden über 100 Meter. Folgen ließ er eine Kampfansage: Ja, er traue sich den Weltrekord in Götzis zu.

Michael Schrader dämpft Erwartungen

Der Papierform nach ist Michael Schrader mit seiner Bestleistung von 8.670 Punkten die Nummer zwei im Feld. Er wird mit guten Erinnerungen nach Götzis reisen: 2009 hatte er dort mit dem Sieg und 8.522 Punkten für eine kleine Sensation gesorgt. Seitdem hat er im Möslestadion allerdings keinen Zehnkampf mehr zu Ende gebracht. 2012 musste er dort verletzt aufgeben, auch die vergangene Saison verpasste er aufgrund eines Risses in der Patellasehne im Knie.

Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) dämpfte Michael Schrader daher die Erwartungen, auch wenn erste Formtests vielversprechend verliefen: „Ich bleibe realistisch, greife nicht nach den Sternen und mache keine großen Ankündigungen“, sagte er. „Ich möchte in Götzis einen vernünftigen Zehnkampf hinlegen, über Punkte möchte ich nicht sprechen.“

8.150 Punkte im Hinterkopf

Wie die meisten anderen DLV-Starter wird Michael Schrader neben persönlichen Rekorden auch die Marke von 8.150 Punkten im Hinterkopf haben – die WM-Norm für Peking (China; 22. bis 30. August). Es gilt vorzulegen für das <link>Mehrkampf-Meeting in Ratingen (27./28. Juni), wo das letzte Wort um die Vergabe der WM-Tickets gesprochen wird.

„Alle sind fit und können Vollgas geben“, berichtete Zehnkampf-Bundestrainer Rainer Pottel am Mittwoch und machte Vorfreude auf das Meeting: „So ein Wettkampf zu Saisonbeginn ist schon enorm spannend!“ Besonders von Rico Freimuth erhoffe er sich einen Zehnkampf in Richtung Bestleistung. Er habe zuletzt sehr konzentrierte Trainingsleistungen geboten und sei in seiner Herangehensweise deutlich ruhiger geworden.

Debüt für Mathias Brugger

Mit Ausnahme von Götzis-Debütant Mathias Brugger haben alle deutschen Zehnkämpfer Hausrekorde jenseits der WM-Norm. Nun will auch er sich diesen Regionen nähern. „So gut habe ich mich seit langem nicht gefühlt“, berichtete der Ulmer in einem Interview mit dem <link http: www.regio-tv.de video _blank link zur regio-tv>Regional-Fernsehen und gab zugleich die Richtung für Götzis vor: „Ich habe mir eine persönliche Bestleistung vorgenommen.“

Diese liegt bei 7.942 Punkten, damit ist Brugger nur die Nummer 20 der 28 Teilnehmer starken Meldeliste, auf der auch U20-Weltmeister Jiri Sykora (Tschechien), Hallen-Europameister Ilya Shkurenyov (Russland) oder der WM-Dritte Damian Warner (Kanada) zu finden sind.

Trainings-Duo will WM-Norm im Siebenkampf

Nach der Absage der Olympia-Zweiten Lilli Schwarzkopf (LG Hannover) schickt der DLV ein Trio in den Siebenkampf: Die Trainingskolleginnen Carolin Schäfer (TV Friedrichstein Alt Wildungen) und Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) brauchen sich in dem Weltklasse-Feld nicht zu verstecken, Hürdensprinterin Cindy Roleder (LAZ im SC DHfK Leipzig) will weiter Siebenkampf-Erfahrung sammeln und sich in Richtung 6.000 Punkte orientieren. Rückenwind dürfte die bereits erfüllte WM-Norm über die Hürden geben.

Als WM-Norm im Siebenkampf sind 6.150 Punkte gefordert, ein Wert, den die EM-Vierte Carolin Schäfer (PB: 6.395 Pkt) und die WM-Vierte Claudia Rath (PB: 6.462 Pkt) schon mehrfach deutlich übertroffen haben. Carolin Schäfer erwischte im Vorjahr in Götzis mit damaliger Bestleistung und Rang sechs einen glänzenden Start in die Saison, ihre Trainingspartnerin dreht dagegen in der Regel meist pünktlich zu den Saison-Höhepunkten auf.

Ähnlich sind die Vorzeichen 2015: „Caro ist gut drauf“, berichtete Siebenkampf-Bundestrainer Wolfgang Kühne. „Claudia ist nach ihren Patellasehnen-Beschwerden wieder schmerzfrei, da müssen wir sehen, ob der Kopf schon mitspielt.“

Comeback von Jessica Ennis-Hill

Gespannt ist Kühne auch auf den Auftritt einer weiteren Athletin: Siebenkampf-Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill (Großbritannien) feiert ihr Comeback nach Babypause – und muss sich dabei gleich gegen die versammelte Weltelite um die zweimalige Europameisterin Antoinette Nana Djimou (Frankreich), Vize-Weltmeisterin Brianne Theisen-Eaton (Kanada) und Hallen-Weltmeisterin Nadine Broersen (Niederlande) beweisen.

Ennis-Hills Bestleistung von herausragenden 6.955 Punkten, aufgestellt bei den Olympischen Spielen 2012, liegt fernab der Hausrekorde ihrer Konkurrenz. Wie ihre Form nach der Geburt von Sohn Reggie ist, wird das Meeting in Götzis zeigen. Und auch für die zweifache Sprint-Europameisterin Dafne Schippers (Niederlande) steht ein richtungsweisender Wettkampf bevor: Wie gelingt die Rückkehr auf die Mehrkampf-Bühne? Werden wir sie in Peking im Sprint oder im Siebenkampf sehen? Die Bühne ist bereitet für ein spannendes Mehrkampf-Wochenende in Götzis!

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