Äthiopien und Kenia gegen den Rest der Welt
Die Cross-Weltmeisterschaften in Amman (Jordanien) brachten am Samstag einmal mehr die Dominanz der beiden ostafrikanischen Länder Kenia und Äthiopien zum Ausdruck. Insgesamt 17 der 24 vergebenen Medaillen gingen an die beiden Laufnationen. Für Europa endete die Reise in den Nahen Osten mit der Ausbeute von einmal Edelmetall. Die Frauenmannschaft Portugals gewann Bronze.
Es hat fast den Anschein, als wären die Cross-Weltmeisterschaften ein Ländervergleichskampf zwischen Kenia und Äthiopien gewesen. Alle Titel gingen in Amman an diese beiden Länder. In den Einzelwettbewerben teilten sich Kenia und Äthiopien neun von insgesamt zwölf Medaillen.Die einzigen, die eine volle Dominanz der beiden Länder verhindern konnten, waren vor mehreren tausend Zuschauern entlang der Strecke Moses Ndiema Kipsiro (Uganda), der Zweiter im Rennen der Männer wurde, sein Landsmann Moses Kibet als Dritter bei den Junioren und Zersenay Tadese (Eritrea), Cross-Weltmeister von 2007, Dritter im Männerwettbewerb.
Dass in den vier Teamwertungen jeweils eine Medaille an andere Länder ging, ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass jede Nation nur ein Team stellen darf. So bleibt zwangsläufig ein Platz auf dem Podest frei, der nicht von Kenia oder Äthiopien eingenommen werden kann.
Kenia im Medaillenspiegel vor Äthiopien
Auch wenn Äthiopien auf der schwierigen, aber abwechlsungsreichen Strecke drei Einzeltitel gewann, während sich Kenia mit einem zufrieden geben musste, rangiert Kenia im Medaillenspiegel mit viermal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze hauchdünn vor Äthiopien, das eine Silbermedaille weniger aufzuweisen hat.
Der Grund für die Dominanz der beiden Länder ist einfach: harte gezielte Vorbereitung. Vor allem in Kenia genießt der Crosslauf nach wie vor einen Sonderstatus. So beorderte Cheftrainer Julius Kirwa unmittelbar nach den nationalen Ausscheidungskämpfen Mitte Februar in Nairobi ein 24-köpfiges Team ins Trainingslager nach Embu, 120 Kilometer nordöstlich der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Vier Wochen lang bereiteten sich dort die WM-Fahrer gezielt auf die Cross-WM in Amman vor, taten nichts anderes als trainieren, schlafen und essen.
Finanzielle Anreize versüßen die Strapazen
Um das Letzte aus den Läufern herauszukitzeln, wurden die kenianischen Läufer zudem mit finanziellen Versprechungen gelockt. So zahlt die "Kenya Commercial Bank" jedem Medaillengewinner zusätzlich zum Preisgeld, welches der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) an die Medaillengewinner ausgibt, 3.000 US-Dollar. Der Kenianische Leichtathletik-Verband zahlt nochmals 3.750 US-Dollar an die Goldmedaillen-Gewinner.
Zusammengerechnet sehr viel Geld für Läufer aus einem Land, in dem noch immer Armut und Hunger regieren. Bei den Äthiopiern sah die Vorbereitung nicht viel anders aus. Selbst die verletzungsbedingten Absagen ihrer Spitzenläufer Kenenisa Bekele, Sileshi Sihine und Tirunesh Dibaba konnten so kompensiert werden.