Äthiopien zeigt Kenia die Grenzen auf
Am Freitag hatte der kenianische Cheftrainer Julius Kirwa noch von einem Sweep seiner Athleten gesprochen. Am frühen Samstagabend Ortszeit holte ihn jedoch die Realität wieder ein. Nicht seine Läuferinnen und Läufer dominierten die Cross-WM in Amman (Jordanien), sondern die Starter Äthiopiens, die drei Einzeltitel gewannen. Für den einzigen kenianischen Einzelerfolg sorgte Florence Kiplagat bei den Frauen. Im Rennen der Männer siegte Gebregziabher Gerbremarian (Äthiopien).
Hochmut kommt vor dem Fall. So lassen sich die Äußerungen von Kenias Cheftrainer Julius Kirwa beschreiben. Von vier Einzeltiteln hatte Julius Kirwa geträumt. Am Ende war es ein einziger.Im Männer-Rennen über zwölf Kilometer galt Moses Mosop (Kenia) als großer Favorit. Doch die "Big Engine", wie ihn seine Trainingspartner nennen, kam auf der letzten Runde mächtig ins Stottern und konnte nichts mehr zusetzen. Am Ende wurde der 23-Jährige in 35:17 Minuten nur Elfter. Um die Podestplätze kämpften bei 13 Grad Celcius und 58 Prozent Luftfeuchtigkeit andere. Erst in der letzten von insgesamt sechs Runden fiel die Entscheidung auf dem schwierigen Kurs, der mit seinen steilen Anstiegen alles von den Läufern abverlangte.
Es sollte eine enge Entscheidung werden. Die ersten fünf Läufer überquerten binnen vier Sekunden die Ziellinie. Als erster von ihnen Gebregziabher Gebremariam (Äthiopien; 35:02 min), der Moses Ndiema Kipsiro (Uganda; 35:04 min) und Zersenay Tadese (Eritrea; 35:04 min) auf die weiteren Plätze verwies. Damit vertrat Gebregziabher Gebremariam erforlgreich den zwölfmaligen Cross-Weltmeister Kenenisa Bekele (Äthiopien), der verletzt passen musste.
Kenias Wartezeit geht weiter
Damit blieb Kenia bei den Männern ohne Einzelmedaille und ist damit seit 1999, als Paul Tergat letztmals Gold bei einer Cross-WM gewann, in der Männerkonkurrenz weiterhin ohne Einzeltitel. Einziger Trost war der Sieg in der Teamwertung, den Kenia mit 20 Punkten knapp vor Äthiopien (22 Punkte) davontrug.
Der einzige deutsche Starter Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München) beendete das Rennen auf Rang 104 (39:29 min).
Florence Kiplagat rettet die kenianische Ehre
Für den einzigen kenianischen Einzelerfolg sorgte Florence Kiplagat. Die 22-Jährige lief in Abwesenheit von Titelverteidigerin Tirunesh Dibaba (Äthiopien) ein kluges Rennen, hielt sich immer in der Spitzengruppe auf ohne dabei jedoch Führungsarbeit zu leisten. Erst am steilen Schlussanstieg machte die kenianische Crossmeisterin Ernst und fuhr so in 26:13 Minuten ihren ersten internationalen Titel ein.
Zweite wurde ihre Teamkollegin Linet Chepkwemoi Masai (26:16 min). Den letzten Podestrang eroberte sich die Äthiopierin Meselech Melkamu (26:19 min), die den Doppelerfolg Kenias zwar nicht verhindern konnte, aber immerhin mit Edelmetall nach Hause fahren darf.
Mit Siegambitionen angereist, beendete Hilda Kibet (Niederlande) auf Platz sechs (26:43 min) das Rennen und war damit immerhin beste europäische Läuferin. Eine europäische Medaille gab es dann aber doch noch. Die Portugiesinnen holten überraschend Bronze in der Teamwertung (72 Punkte) hinter Kenia (14 Punkte) und Äthiopien (28 Punkte)
Junioren-Titel gehen nach Äthiopien
Die Junioren-Titel gingen in Amman beide nach Äthiopien. Bei den Juniorinnen über sechs Kilometer verteidigte Genzebe Dibaba (20:14 min) ihren Sieg aus dem Vorjahr. Die erst 17-Jährige behielt gegen die Junioren-Weltmeisterin über 3.000 Meter, Merci Cherono (Kenia; 20:17 min), knapp die Oberhand.
Genzebe Dibaba trat damit erfolgreich in die Fußstapfen ihrer älteren Schwester Tirunesh, die 2008 bei der Cross-WM in Edinburgh (Schottland) den Titel bei den Frauen gewonnen hatte. Genzebe Dibaba legte damit auch den Grundstein für den Erfolg in der Teamwertung, welche Äthiopien (18 Punkte) punktgleich mit Kenia für sich entschied.
Spannendes Rennen der Junioren
Spannend verlief das Rennen der Junioren über acht Kilometer. Als es in die letzte von insgesamt vier Runden ging, bestimmte eine sechsköpfige Gruppe das Geschehen an der Spitze. Erst auf dem letzten Kilometer fiel dann die Entscheidung zu Gunsten von Ayele Abshero (Äthiopien; 23:26 min), der den Kenianer Titus Kipjumba Mbishei (23:30 min) und Moses Kibet (Uganda; 23:35 min) auf die weiteren Podestplätze verwies.
Bester Nicht-Afrikaner war German Fernandez (USA). Der 19-Jährige zeigte trotz Verletzungsproblemen eine starke Vorstellung und beendete das Rennen nach 24:13 Minuten auf Rang elf. Die Teamwertung ging hier mit 20 Punkten an Kenia.
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