Afghanische Sprinter auf den Spuren von Lima Azimi
Schon desöfteren konnte das vom Weltverband IAAF akkreditierte Trainingszentrum an der Deutschen Sporthochschule Köln (ATC Cologne) illustre Gäste aus aller Welt empfangen und mit modernsten Trainingsmethoden auf bestimmte Wettkampfhöhepunkte des jeweils laufenden Jahres vorbereiten. Diesmal ist es eine afghanische Delegation, die den weiten Weg in die Domstadt am Rhein gefunden hat.
Lima Azimi war die Vorläuferin der Frauen in Afghanistan (Foto: Klaue)
Vor zwei Jahren war es bei der Weltmeisterschaft in Paris eine damals 22-Jährige namens Lima Azimi, die als Vorläuferin der afghanischen Frauen die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Sie rückte so sehr in den Mittelpunkt, dass für sie sogar eine eigene Pressekonferenz einberufen wurde. Sie war die erste Starterin Afghanistan bei einer Leichtathletik-Weltmeisterschaft und schied mit Turnschuhen und langer Hose rennend im Vorlauf aus. Eine kurze Hose war nicht erlaubt. "Das lässt die Tradition nicht zu", sagte sie.Der Anfang war damals gemacht, in Köln geht es nun um die Fortsetzung. Angeführt vom Präsidenten des afghanischen Leichtathletik-Verbandes und seinem Generalsekretär haben seit einigen Tagen ein junger Mann und zwei ebenso junge Sportlerinnen ihre Zelte an der weltweit renommierten Sportuniversität aufgeschlagen.
Olympiastarter
Sie kommen alle drei aus dem Sprintbereich und gelten als hoffnungsvolle Talente ihres Heimatlandes. Zwei von ihnen, Massoud Azizi und Robina Mugimyar, konnten im letzten Jahr bereits internationale Erfahrungen sammeln durch ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen in Athen. Sie folgten den Spuren von Lima Azimi.
Besonders der Olympiastart von Robina Mugimyar hat wiederum ein hohes mediales Interesse hervorgerufen, da leistungssportliche Aktivitäten von Frauen, zumal in für uns gewohnter Sportbekleidung, im afghanischen Gesellschaftssystem nach wie vor sehr skeptisch beäugt werden.
Rahmenbedingungen

Dr. Norbert Stein, Direktor des ATC Cologne, holte die Gäste persönlich am Frankfurter Flughafen ab und sorgt seitdem vor Ort für die entsprechenden Rahmenbedingungen, damit sich die jungen Athleten in der doch ungewohnten Umgebung wohl fühlen.
Schnell waren die Sportler eingebunden in das auf effiziente Leistungssteigerung ausgerichtete Trainingssystem in Köln, das auf eine für diese Zwecke hervorragend geeignete Infrastruktur an der Sporthochschule zurückgreifen kann.
Über die Schulter schauen
Ein mitgereister afghanischer Nationaltrainer, früher erfolgreichster Sprinter seines Landes, nutzt den Aufenthalt, um Henning Heinrichs, der die sportliche Betreuung der Gruppe übernommen hat, täglich über die Schulter zu schauen und wertvolle Erkenntnisse mit nach Hause zu nehmen. Henning Heinrichs selbst hat als Absolvent der Sporthochschule seine Meriten bereits verdient - als erfolgreicher Nachwuchstrainer im Mehrkampf.
"Wir sehen hier ein typisches Beispiel für die Zielstellung unseres Trainingszentrums", sagt Dr. Norbert Stein, "unser Auftrag ist die gezielte Förderung der Nachwuchsathleten im Spitzenbereich derjenigen Länder, die nicht über ausreichende Trainingsbedingungen verfügen, um international mithalten zu können. Selbst Kurzzeitmaßnahmen wie diese hier - die afghanische Delegation bleibt rund drei Wochen in Köln - machen Sinn. Sie erfüllen die Nachfrage kleinerer nationaler Verbände, ihre Athleten unter optimalen Bedingungen auf internationale Wettkampfhöhepunkte vorbereiten zu lassen. Der Aspekt des Lernens steht dabei im Vordergrund."
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