Africa Military Games - Kenia gegen den Rest von Afrika
Der Staatspräsident höchstpersönlich gab sich die Ehre. Daniel Toroitch arap Moi, der Kenia seit 1978 regiert, mischte sich am letzten Tag der „Africa Military Games“ unter die Zuschauermassen im Kasarani-Stadium von Nairobi. In seinem Beisein sammelten die Leichtathleten Kenias noch einmal elf Goldmedaillen und bewiesen höchst eindrucksvoll ihre Sonderstellung in Afrika, dem drittgrößten Erdteil.
Noah Ngeny siegte über 800 Meter, während ihm auf den 1500 Metern nur der vierte Rang blieb
Die Läufer sorgten wieder für die besten Leistungen. Allen voran John Korir, mit 20 Jahren eines von vielen Nachwuchstalenten, die im Rift Valley wie Pilze aus dem Boden sprießen. Mit Sammy Kipketer, der zuvor bereits die 5000 Meter gewonnen hatte, lieferte er sich über 10.000 Meter ein beinhartes Duell. „Standing Ovations“ erhielten die beiden auf den letzten 400 Metern, als sie den Äthiopier Getahun Gemeda überrundeten. Korir, der Olympia-Fünfte von Sydney, besaß im Finish die meisten Energiereserven und rettete sich mit neun Zehntel Vorsprung über die Ziellinie. Maßarbeit! John Korir ist ein ausgesprochener Spezialist auf dieser Distanz. Im Sommer 2000, als er ebenfalls in Nairobi Landesmeister wurde und das Sydney-Ticket einlöste, lief er mit 27:48,42 Minuten die schnellste Zeit, die je in der dünnen Höhenluft erreicht wurde. Paul Kosgei (28:38,0 min) vollendete den totalen Triumph Kenias als Dritter, während der hoch gehandelte Äthiopier Germa Assefa (29:44,0) abgeschlagen auf Rang vier ins Ziel trudelte.Noah Ngeny siegte über 800 Meter
Noah Ngeny wollte das Double über 800 Meter und 1500 Meter. Doch blieb ihm nur der Sieg über zwei Runden, zumal die beiden Starts ganze zwanzig Minuten auseinander lagen. Drum fehlte ihm die nötige Zeit zum Regenerieren. Leicht und locker beherrschte er zunächst die 800 Meter in 1:46,5 Minuten. Auf den weiteren Plätzen folgte sein Landsmann, Ex-Juniorenweltmeister Joseph Mutua (1:47,0 min), und der Sudanese Osmael Hammed (1:47,5 min), der überraschend dem dritten Kenianer Joel Marwa (1:48,6 min) Bronze vor der Nase wegschnappte. Ngeny, der übermütige Bursche, stand dann kurz darauf beim 1500-Meter-Finale wieder auf der Bahn. Als aber vorn die Post abging, ließ er die Sohlen schleifen und kam nicht mehr mit. Robert Rono, die Nr. 10 (3:31,49 in Monaco) der Weltbestenliste 2001, holte Gold in 3:40,6 Minuten vor dem starken Marokkaner Abdelkader Hachilaf (3:41,5 min) und Sammy Mutai (3:42,4 min), 1999 noch Erster der „Military World Games“. Mit deutlichem Rückstand wurde Ngeny Vierter in 3:45,0 Minuten. „Das war ein taktisches Rennen“, erklärte er, „ich wusste, dass mich Abdelkader Hachilaf unbedingt schlagen wollte. Deshalb habe ich meine Chancen geopfert, um den Weg frei zu machen für Robert Rono.“ Sprach’s und setzte sich wenig später in den Flieger Richtung Europa, wo bereits die nächsten Starts fest gebucht sind.
Solo-Vorstellung von Wilson Boit Kipketer
Einer der erfolgreichsten Hindernisläufer der letzten Jahre sicherte sich ebenfalls die Goldmedaille: Wilson Boit Kipketer, 1997 Weltmeister, 1999 WM-Zweiter und 2000 Olympia-Zweiter, zeigte eine Solo-Vorstellung und triumphierte hochüberlegen in 8:27,0 Minuten vor John Koskei (8:47,7 min). David Kirui, auch ein Kenianer, gelang sogar ein Doppelsieg über 200 Meter (20,8 sec) und 400 Meter (45,9 sec).
Zwei Erfolge gab es auch für den kleinen Staat Botswana: Thalonsang Molapisi gewann den 100-Meter-Sprint in 10,3 Sekunden und Mkhului Lebala das Kugelstoßen mit 12,86 Meter. Doch bei einer solchen Weite würde sich der gute Mann selbst bei den Kreismeisterschaften hier zu Lande sehr, sehr schwer tun.
Frauen im Schatten der Männer
Die Frauen standen im Schatten der Männer. Jecinta Wambui aus Kenia sicherte sich am Schlusstag der Leichtathletik-Wettbewerbe gleich zwei Mal Gold über 200 Meter (24,6 sec) und 400 Meter (54,5 sec). Seltana Aithammou aus Marokko beherrschte die 800 Meter in 2:06,9 Minuten. Ihre Landsfrau Maissouri Lohra holte Gold über 100 Meter in 12,0 Sekunden. D. Dheyman aus Südafrika gewann den Hochsprung mit 1,82 Metern.
Die Zuschauer im riesiegen Kasarani-Stadium nördlich von Nairobi waren zufrieden, die Organisatoren auch. Wann die „Africa Military Games“ zum zweiten Mal ausgetragen werden, steht noch nicht fest. Man geht davon aus, dass die Veranstaltung künftig alle vier Jahre stattfinden wird.