Afrikaner verhindern US-Siege in Boston
Aus dem "American Dream" wurde es am Montagvormittag Ortszeit bei der 113. Auflage des Boston-Marathons (USA) nichts. Nicht die beiden US-Amerikaner Kara Goucher und Ryan Hall, sondern Salina Kosgei (Kenia; 2:32:16 h) und Deriba Merga (Äthiopien; 2:08:42 h) standen am Ende ganz oben auf dem Siegerpodest, während sich das US-Duo jeweils mit Platz drei zufrieden geben musste.
Am 19. April 1897 gingen bei der Premiere des Boston-Marathons 15 Läufer an den Start. Am schnellsten von ihnen war am Ende John J. McDermott (USA), der sich in 2:55:10 Stunden als erster Sieger des Boston-Marathons in die Geschichtsbücher eintragen durfte. 112 Jahre und 111 Sieger später nahmen am Montagmorgen Ortszeit bei Temperaturen von sieben Grad und bedecktem Himmel 25.000 Läuferinnen und Läufer die 42,195 Kilometer von Hopkinton nach Boston in Angriff. Dieses Mal hieß der Sieger Deriba Merga (Äthipopien) und die Siegerzeit war mit 2:08:42 Stunden auch deutlich schneller.Vom Startschuss weg setzte sich Ryan Hall (USA) an die Spitze des Feldes und drückte mächtig aufs Tempo. Nach 2:50 Minuten passierten die Spitzenläufer die erste Kilometer-Marke. Bei Kilometer fünf zeigte die Uhr 14:33 Minuten für die 13-köpfige Spitzengruppe, 50 Sekunden schneller als der viermalige Boston-Sieger Robert Kipkoech Cheruiyot (Kenia) bei seinem Streckenrekord (2:07:14 h) im Jahr 2006.
Ryan Hall bestens vorbereitet
Ryan Hall, der in Big Bear Lake (USA) auf 2.000 Metern Höhe lebt, war am 1. März bei Schneetreiben in einem Trainingslauf die letzten 32 Kilometer der Strecke abgelaufen. Nach der Besichtigung kehrte der Zehnte der Olympischen Spiele ins Training zurück, um entsprechend dem Kurs noch mehr bergan und bergab zu arbeiten.
Nichts wollte der 26-Jährige dem Zufall überlassen. Er sollte es sein, der den ersten US-Sieg in Boston seit dem Triumph von Greg Meyer im Jahr 1983, einfahren würde. Sogar die "US-Today", die am weitesten verbreitete überregionale Zeitung der USA, widmete Ryan Hall, der in 59:43 Minuten als erster und bislang einziger Amerikaner den Halbmarathon unter einer Stunde absolviert hat, die Titelseite.
Deriba Merga bestimmt die zweite Hälfte
Der Sieg eines US-Amerikaners blieb jedoch ein Wunsch. Kurz nach der Halbmarathon-Marke (1:03:39 h), als die schwierigere Hälfte mit vielen Anstiegen begann, setzte Stephen Kiogora (Kenia) bei Kilometer 24 die erste ernsthafte Attacke. Nur Deriba Merga (Äthiopien), dessen Trainingspartner und Landsmann Solomon Molla sowie Daniel Rono (Kenia) konnten dem Angriff des 34-Jährigen folgen.
Während Robert Kipkoech Cheruiyot (Kenia) seinen Traum, zum vierten Mal in Folge den Boston-Marathon zu gewinnen, davon schwimmen sah und Platz um Platz verlor, forcierte Deriba Merga drei Kilometer später erneut das Tempo und setzte sich von seinen verbliebenen Verfolgern ab. Der 26-Jährige, der Anfang des Jahres während des Halbmarathons in Ras Al Khaimah (Dubai) den Weltrekord über 15 Kilometer in 41:29 Minuten eingestellt hatte, stürmte fortan, getrieben von den 500.000 Zuschauern, dem Ziel entgegen.
Ryan Hall läuft auf Platz drei
Nach 2:08:42 Stunden überquerte Deriba Merga in Boston als Sieger die Ziellinie und darf sich nach seinem Marathon-Gewinn in Houston (USA) bereits über den zweiten Erfolg in diesem Jahr freuen.
Nachdem er zwischenzeitlich weit zurückgefallen war, kämpfte sich Ryan Hall noch auf Rang drei (2:09:40 h), nur acht Sekunden hinter Daniel Rono, der Zweiter wurde.
Frauen setzen auf Taktik
Ein komplett anderes Bild zeigte sich im Rennen der Frauen, die knapp eine halbe Stunde vor den Männern die Strecke in Angriff genommen hatten. Ohne Tempomacher wollte keine der Favoritinnen um Vorjahressiegerin Dire Tune (Äthiopien) und die US-Hoffnung Kara Goucher das Tempo machen, so dass die 10 Kilometer-Marke in verhaltenen 37:06 Minuten und die Halbmarathon-Marke in 1:18:12 Stunden passiert wurde.
Erst bei Kilometer 35 setzte sich Kara Goucher erstmals an die Spitze und erhöhte das Tempo deutlich. Eine Läuferin nach der anderen fiel dessen zum Opfer. Fünf Kilometer vor dem Ziel war es nur noch ein Quartett, das den Sieg unter sich ausmachte. Kara Goucher, Dire Tune, Bezunesh Bekele (Äthiopien) und Salina Kosgei (Kenia) liefen Schulter an Schulter dem Ziel entgegen.
Salina Kosgei mit bestem Spurt
Als es auf die letzten 1.000 Meter ging, verlor Kara Goucher die entscheidenden Meter. Am Ende wurde die WM-Dritte über 10.000 Meter in ihrem zweiten Marathon wie schon bei ihrem Debüt in New York Dritte (2:32:25 h). Den Sieg machten Salina Kosgei und Dire Tune unter sich aus. Nach ständigen Führungswechseln überquerten beide Kopf an Kopf die Ziellinie.
Einige Zentimeter nur lag Salina Kosgei (2:32:16 h) vor Vorjahressiegerin Dire Tune (2:32:17 h), die im Ziel erschöpft zusammenbrach. Für Salina Kosgei, die ihre Bestzeit von 2:23:22 Stunden 2006 beim Berlin-Marathon aufgestellt hatte, war es der erste Sieg bei einem Major Marathon. Sie erhielt genau wie Deriba Merga ein Preisgeld von 150.000 US-Dollar.
Die Resultate der Veranstaltung finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.