Ahmet Arslan gewinnt fünften EM-Titel
Der 25 Jahre alte Türke Ahmet Arslan ist unbestritten Europas bester Bergläufer. Beim Heimspiel von der Zwei-Millionenstadt Bursa hinauf zum Skigebiet Uludag holte er sich am Sonntag zum fünften Mal den Titel eines Europameisters. Bei den Frauen verteidigte die Schweizerin Martina Strähl in Abwesenheit der verletzten Weltmeisterin Andrea Mayr (Österreich) ihren vor zwei Jahren in Telfes (Österreich) gewonnenen Titel. Mannschafts-Europameister sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern wurde Abonnementsmeister Italien.

„Ich bin in einer guten Form, außerdem liegt mir die Strecke“, hatte sich Ahmet Arslan schon vier Tage vor dem über 12 Kilometer und 1.245 Meter Höhendifferenz führenden Wettbewerb selbstbewusst geäußert. Mit scheinbarer Leichtigkeit löste sich Ahmet Arslan nach einem Streckendrittel aus einer vierköpfigen Spitze mit den beiden Italienern Bernard Dematteis und Gabriele Abate und dem in der Berglaufszene unbekannten Jose Gaspar (Portugal) und konnte seinen Vorsprung auf dem selektiven, sehr abwechslungsreichen Parcours kontinuierlich ausbauen.
Italienerin hält am längsten mit
Im Ziel unweit der Bergstation Sarialan betrug sein Vorsprung nach 58:08 Minuten 32 Sekunden auf Gabriele Abate und weitere 15 auf den überraschend starken Jose Gaspar. Der hoch gehandelte Schweizer David Schneider wurde in diesem stark besetzten Feld lediglich Zehnter.
Hans-Jörg Wirz, der Schweizer Präsident des Europäischen Leichtathletik-Verbandes, freute sich natürlich besonders über den erneuten Triumph seiner Landsfrau Martina Strähl. Die 24-Jährige musste sich auf der 8,5 Kilometer langen Strecke mit 865 Höhenmetern lange Zeit der Skilanglauf-Olympiadritten Antonella Confortola (Italien) erwehren, die vor allem in den steilen Bergaufpassagen immer wieder zur grundschnelleren Schweizerin auflaufen konnte.
Italien mit der Mannschaft nicht zu schlagen
„Ich bin überglücklich“ gestand eine rundum zufrieden wirkende Martina Strähl, die nach gesundheitlichen Problemen und einem vorzeitigen Ausstieg beim Grand-Prix-Wettbewerb am Grand-Ballon (Frankreich) vor dem Rennen stark verunsichert war. „Trotz der Rückschläge in den letzten Monaten habe ich an meine Chance geglaubt, zumal Andrea Mayr kurzfristig absagen musste.“ Mit 25 Sekunden Rückstand folgte Antonella Confortola auf Rang zwei vor der Slowenin Lucija Krkoc und Weltmeisterin Valentina Belotti.
Italien bleibt bei den Teams das Maß der Dinge. Bei den Männern mussten die Azzuri-Team sogar auf den früheren Weltmeister Marco de Gasperi verzichten und dominierten wie selten die Konkurrenz mit 12 Punkten vor Gastgeber Türkei (34) und Portugal (36). Bei den Frauen komplettierte die frühere Weltklasse-Marathonläuferin Ornella Ferrara das Team, mit sechs Punkten Vorsprung wurden Russland (28) und die Schweiz (38) Zweiter und Dritter.
Türkei dominiert – Anton Palzer kann mithalten
Bei den beiden Rennen der U20-Läufer triumphierte in gewohnter Manier Gastgeber Türkei. So gingen bei den Junioren über 8,5 Kilometer und 865 Höhenmeter alle Einzelmedaillen an die Türkei, die folglich mit der Idealpunktzahl 6 die Konkurrenz um Tschechien und Italien mit 39 und 43 Punkten klar auf Distanz halten konnte.
Neben dem Rumänen Szabolocs Istvan Gheorgy konnte alleine der 18jährige Deutsche Anton Palzer einigermaßen Paroli bieten, wenngleich der Rückstand im Ziel schon über drei Minuten betrug. „Auf den Flachpassagen konnte ich einfach das Tempo nicht mitgehen“, gestand der junge Ramsauer, der bislang als Skibergsteig-Weltmeister schon für Furore sorgte und sich künftig mehr dem Berglauf zuwenden möchte. „Mit Platz fünf bin ich aber sehr zufrieden.“
Rumänin überrascht Türkinnen
Bei den Juniorinnen überraschte die Rumänin Denisa Ionela Dragomir die sieggewohnten Türken mit der Weltmeisterin Yasemin Can und gewann die Einzelwertung über 3,4 Kilometer und 405 Höhenmeter, während Mannschaftsgold an die Türkei knapp vor Rumänien ging.
Die deutsche Mannschaft blieb bei den 10. Berglauf-Europameisterschaften in Bursa durchaus im Rahmen der Erwartungen, auch wenn vor allem der zwölfte Rang der Männermannschaft enttäuschte. „Wir hatten gute Einzelresultate, aber auch mit Rang zwölf für das Männerteam ein enttäuschendes Resultat“, wertete der deutsche Berglauf-Berater Wolfgang Münzel das Abschneiden des DLV-Teams.
Timo Zeiler verliert an Boden
„Unsere Männer hatten das Meisterschaftsrennen in Oberstdorf noch in den Knochen, das war vor allem bei Timo Zeiler zu erkennen.“ Der Deutsche Meister lag bis zur Streckenmitte noch in einer kompakten Gruppe um Rang zwölf, ehe er im technisch anspruchsvollen Schlussteil noch merklich Boden einbüßte und als 34. deutlich hinter seinen Erwartungen blieb.
„Mir hat am Ende einfach die Kraft gefehlt. Ich hätte besser auf den Start bei den Deutschen Meisterschaften verzichten sollen.“ Die Enttäuschung stand dem Mannheimer sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben. Mit Timo Zeiler, Korbinian Schönberger (LLC Marathon Regensburg/ 37.) und Josef Beha (FC Unterkirnach/ 41.) reichte es mit 112 Punkten nur zu Rang zwölf.
In letzter Minute geplatzt war das deutsche Frauenteam, da sich Kerstin Straub (SSC Hanau-Rodenbach) wegen einer fiebrigen Erkältung abmelden musste. Sichtlich zufrieden zeigte sich Diana Lehmann (Potsdamer LC) mit Rang 23 noch vor so namhaften Läuferinnen wie der letztjährigen Europameisterin Marie-Laure Dumergues und der Junioren-WM-Dritten Adelaide Pantheon (beide Frankreich).
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