Alex Schwazer dominant - André Höhne Zwölfter
Völlig überwältigt von seinen Gefühlen erreichte Alex Schwazer am Freitagvormittag als neuer Olympiasieger im 50 Kilometer Gehen das Nationalstadion in Peking (China). Der Italiener hatte auf den letzten zehn Kilometern für die Vorentscheidung gesorgt und kam nach 3:37:09 Stunden, einem neuen Olympischen Rekord, im Ziel an.
„Wir haben das ganze Jahr auf diesen Wettkampf hintrainiert, das Ziel war zu gewinnen. Jetzt bin ich Olympiasieger - ohne Doping, ohne nichts. Das ist viel wert. Ich weiß nicht, ob ich noch einmal gewinne, aber dass ich sauber bleibe, kann ich garantieren“, stellte Alex Schwazer fest, „heute war ich den anderen wirklich überlegen. Da ist es einfach, den Wettkampf zu machen.“Der Südtiroler brachte auch eine sehr persönliche Note ins Spiel: „Mein Großvater ist im Juli gestorben. Er war sehr wichtig für mich. Ich habe schon die letzte Runde draußen geweint. Ich glaube, er wäre jetzt sehr zufrieden mit mir.“
Bereits auf den letzten beiden Runden der Route außerhalb des Stadions machte er immer wieder Gesten des Sieges, der Freude und Stärke. So gewiss konnte er sich seiner Goldmedaille bereits sein.
Zweite Medaille für Jared Tallent
Schon bei Kilometer 45 war klar, dass der zweimalige WM-Dritte nicht mehr zu schlagen sein dürfte und auf dem Weg zu seinem größten Erfolg ist. 40 Sekunden hatte der erst 23-Jährige zu diesem Zeitpunkt zwischen sich und seine stärksten Gegner gelegt.
Das waren der Australier Jared Tallent (3:39:27 h), der bereits über 20 Kilometer Bronze gewonnen hatte, und der russische Weltrekordhalter Denis Nizhegorodov (3:40:14 h), die dann auch die beiden weiteren Podestplätze völlig ungefährdet eroberten. Interessant am Rande: Just Jared Tallent war es, der vor wenigen Tagen das russische Geherlager des systematischen Dopings bezichtigt hatte. Er selbst beeindruckte nun als der erfolgreichste Doppelstarter.
André Höhne geht auf prognostizierten Rang
Begonnen hatte es um 7:30 Uhr morgens bei annehmbaren Temperaturen von 19 Grad, einer Luftfeuchtigkeit von 97 Prozent und leichtem Wind mit einigen Runden im „Vogelnest“ und einer Schrecksekunde für den einzigen Deutschen. André Höhne stolperte mitten im Pulk der 61 Geher schon auf der zweiten Stadionrunde plötzlich und ging zu Boden. Doch der Berliner konnte er sich wieder erheben und weitergehen.
„Eine Platzierung unter den ersten zwölf Athleten wäre für ihn hervorragend und es scheint nicht unmöglich“, stellte DLV-Disziplintrainer Ronald Weigel nach dem ersten Drittel des Rennens fest.
Der Berliner Sportsoldat, der bei Olympia 2004 in Athen (Griechenland) auf der langen Strecke entkräftet aufgegeben hatte, kämpfte sich kontinuierlich nach vorn und ging nach zwei Verwarnungen Gefahr, disqualifiziert zu werden.
„Nicht als Looser nach Hause“
Die Prognose von Ronald Weigel sollte trotzdem am Ende zutreffen. André Höhne, der sich auf den letzten Kilometern sichtlich quälen musste, nachdem er bereits den 20-Kilometer-Wettkampf in den Beinen hatte, erreichte exakt als Zwölfter in 3:49:52 Stunden das Ziel. Damit blieb er nur knapp über seiner Bestzeit, die bei 3:49:00 Stunden liegt.
„Ich hatte mich schon über 20 Kilometer schwer getan. Ich bin jetzt ganz zufrieden, dass ich noch einen guten Wettkampf gezeigt habe und nicht als absoluter Looser nach Hause gehe. Unter 3:50 Stunden, das ist ein starkes Stück. Ich habe gezeigt, was ich drauf habe“, stellte André Höhne fest. Er hat damit das beste deutsche Geher-Ergebnis in Peking erreicht.
Forderung nach mehr Kontrollen
Mit Blick auf die WM 2009 in seiner Heimatstadt Berlin sagte er: „Nächstes Jahr werde ich angreifen, irgendwann werde ich belohnt.“ Auf die Frage, wie er die Zeiten der Medaillengewinner einschätzt, meinte er vielsagend grinsend: „Gut.“ Dann stellte André Höhne die Forderung nach weltweiten Dopingkonrollen.
Alex Schwazer, ein vor drei Jahren nach der Steigerung um 15 Minuten in die Weltklasse vorgestoßener früherer Eishockey-Spieler und Radsportler, wird trainiert von Sandro Damilano. Dieser hatte 1980 in Moskau (Russland) schon seinen Bruder Maurizio zu Gold im 20 Kilometer Gehen geführt. Über 50 Kilometer war es bereits Italiens drittes Olympia-Gold. Für Australien war es die erste Medaille bei Olympia über 50 Kilometer.
mit Material von Sport-Informations-Dienst
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