Alexander John - Nach Spätstart in Topform
Sie necken sich, sie vertragen sich. Auch wenn die beiden Hürdensprinter Alexander John (LAZ Leipzig) und Willi Mathiszik (TV Wattenscheid 01) bei der DM in Kassel etwas aneinander geraten sind, so ist dies längst wieder vergessen. Jetzt blicken sie dem gemeinsamen Start bei der WM in Daegu (Südkorea; 27. August bis 4. September) entgegen.

Auch Willi Mathiszik scheint nicht nachtragend zu sein. Nach dem WM-Test in Mannheim gab es zuletzt eine Umarmung, die als Versöhnungsgeste der beiden Kontrahenten taugte.
Schnellster des Trios
Grund zum Zwist sollte es auch keinen mehr geben. In Kassel gingen sie beide leer aus, jetzt fahren sie gemeinsam mit Erik Balnuweit (LAZ Leipzig) zur Weltmeisterschaft nach Südkorea. Alexander John als Schnellster des deutschen Trios. Ob er sich mit dem Wattenscheider auch ein Zimmer teilen würde? „Kein Problem“, meint Alexander John und schmunzelt.
Ganz selbstverständlich war dessen Leistung nach einem durchwachsenen Saisonstart nicht. „In der Vorbereitung war ich zwei Monate lang verletzt und hatte die Saison eigentlich schon abgeschrieben.“ Dafür kommt der Leipziger jetzt richtig in Schwung.
Mannheim gibt Auftrieb
Nachdem er in Kassel noch um eine Hundertstel Sekunde am Podium vorbeigeschrammt war, lief Alexander John in Mannheim im Vorlauf starke 13,40 Sekunden. Ärgerlich nur, der Wind blies etwas zu stark (+2,2 m/sec). Im Endlauf ließ er 13,45 Sekunden folgen. Damit unterbot er in letzter Minute die A-Norm in deutscher Jahresbestzeit.
„Die Bedingungen waren etwas für die Sprinter“, war zufrieden mit dem Rahmen. Bei den bisherigen Wettkämpfen hatte er immer wieder mit eher mäßigen Witterungsverhältnissen gehadert.
Verletzung hat sein Gutes
In den letzten beiden Jahren war der Leipziger stets als Jahresschnellster zur DM gereist, für den Titel hat es dennoch nie gereicht. Den schnappte sich wie auch in diesem Jahr ein anderer, Matthias Bühler (LG Offenburg), dem die Meisterschaftsrennen wie auf den Leib geschneidert zu sein scheinen.
„Im Hürdensprint stehen jedes Mal zehn Hindernisse im Weg, da kann immer alles passieren. Man sollte sich nie zu sicher sein“, weiß Alexander John und hat daraus gelernt. Die Wettkämpfe geht er in diesem Jahr deshalb viel entspannter an. Sicherlich liegt das auch daran, dass Kassel sein erst viertes Saisonrennen war. Die Verletzung, die einen frühen Saisoneinstieg verhinderte, kommt ihm im Hinblick auf Daegu jetzt sogar eher zu Gute.
Saisonhöhepunkt in Daegu
So ist seine Formkurve deutlich ansteigend und der Leistungshöhepunkt steht noch aus. Das Timing für die Weltmeisterschaft ist somit nahezu ideal, wenn auch etwas unfreiwillig, dem Zufall geschuldet. Die Saisonplanung auf das Großereignis auszurichten, das hält der Hürdensprinter eigentlich für gefährlich. „Wer die Saison gezielt auf Daegu ausgerichtet hat, der war sehr mutig.“
Sein Ziel für Südkorea ist nun aber klar definiert. „Zum Saisonhöhepunkt will ich die beste Performance abliefern. Mit einem Auftritt wie in Mannheim kann man in diesem Jahr sogar vom Finale träumen.“ Das Träumen vermeidet er allerdings, genauso wie er den Gedanken an die Qualifikation vermieden hat. Viel lieber lässt Alexander John die Dinge auf sich zukommen. Das reduziert den eigenen Erwartungsdruck.
Das Potential ist da
Daegu kann jetzt kommen. Mit gezielten Trainingslagern in Florida, Südafrika und Malaysia wurde den Top-Athleten die bestmögliche Vorbereitung ermöglicht. „Das Wetter sollte kein Problem sein. Wir haben bereits unter ähnlichen Bedingungen trainiert“, gibt sich Alexander John zuversichtlich.
Eines ist für ihn sicher. „Die WM ist nicht irgendein Wettkampf, da fährt man nicht hin, um mal zu schauen was geht.“ Das Potential fürs Halbfinale besitzen alle drei deutschen Hürdensprinter. „Mit Bestzeit im Halbfinale ist vielleicht sogar eine Finalteilnahme möglich“, prognostiziert Willi Mathiszik.