Alexander Kosenkow: "Gold fehlt mir noch"
Sprinter Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid) möchte am kommenden Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm einmal mehr unter Beweis stellen, dass er auch mit 36 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen im deutschen Sprint gehört.
Alexander Kosenkow, beim Meeting in Regensburg Anfang Juni haben Sie sich eine Muskelzerrung zugezogen. Ist diese Verletzung auskuriert?Alexander Kosenkow:
Ja, zum Glück. Am vergangenen Freitag konnte ich das erste Mal wieder absolut schmerzfrei trainieren. Der Muskel hält.
Trotzdem haben Sie auf einen Start in Mannheim verzichtet. Warum?
Alexander Kosenkow:
Ich wollte meine ersten schmerzfreien Sprints nicht direkt mit einem Wettkampf verbinden. Meine Konzentration gilt voll und ganz den Deutschen Meisterschaften am kommenden Wochenende.
Sie sprechen die Titelkämpfe in Ulm an. Dort werden Sie einer von fünf Athleten sein, der schon 2003, als die Wettkämpfe erstmals in Ulm ausgetragen wurden, siegreich war. Erinnern Sie sich noch an den 100-Meter-Goldlauf?
Alexander Kosenkow:
Natürlich. Aber in Ulm ist es nicht nur vor zehn Jahren für mich gut gelaufen. Überhaupt scheint dieses Stadion für mich ein gutes Pflaster zu sein. Immer wenn die Deutschen Meisterschaften dort ausgetragen wurden, habe ich mindestens Bronze gewonnen. Das macht mir Mut und lässt mich trotz meiner Verletzungspause zuversichtlich nach vorn schauen.
Was hat sich Ihrer Meinung nach in der deutschen Sprintszene in den vergangenen zehn Jahren verändert?
Alexander Kosenkow:
Die Leistungsdichte und das Niveau! Früher gab es in der Regel nur zwei oder drei Athleten, die in der Lage waren, die 100 Meter unter 10,30 Sekunden zu laufen. Heute haben wir hingegen acht bis zehn Sprinter, die deutlich unter 10,30 Sekunden rennen können. Das spiegelt sich auch im internationalen Vergleich in den Erfolgen der deutschen Staffel wider.
Der deutsche Rekord über 4x100-Meter steht seit 2012 bei 38,02 Sekunden. Trauen Sie einem deutschen Quartett zu, irgendwann sogar unter 38 Sekunden zu laufen?
Alexander Kosenkow:
Auf jeden Fall. Sehr bald sogar. Wir haben mit Julian Reus einen sehr guten Kurvenläufer, Martin Keller ist fliegend sehr schnell und auch Lucas Jakubczyk ist, wenn er nach seiner Verletzung wieder voll einsatzfähig ist, ein sehr guter Staffelläufer. Dann braucht es natürlich noch einen vierten Mann – und ich werde alles daran setzten, mich für diesen Platz zu empfehlen.
Sie selbst sind auch insbesondere in der Kurve immer sehr stark unterwegs. Gibt es da ein Erfolgsrezept?
Alexander Kosenkow:
Für einen guten Kurvenlauf müssen mehrere Faktoren zusammenkommen. Zum einen muss man die passenden physischen Voraussetzungen mitbringen, zum anderen die Technik beherrschen. Es gibt viele Sprinter, die ihre technischen Fähigkeiten nur auf der geraden Strecke in Geschwindigkeit umsetzen können. Jeder hat da seine Präferenzen. Mir liegt die Kurve einfach, das war auch in meiner Jugendzeit schon so.
Die Deutschen Meisterschaften sind für Sie gleichzeitig die letzte Chance, noch auf den WM-Zug aufzuspringen. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, doch noch in Moskau dabei sein zu können?
Alexander Kosenkow:
Das wird sehr schwer, da bin ich realistisch. Normalerweise bin ich ein Athlet, der vor nationalen Meisterschaften ein paar Rennen benötigt, um in Tritt zu kommen. Da hat mir meine Verletzung in diesem Jahr leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber trotzdem werde ich mein Bestes geben. Und wie sagt man so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Sie sind inzwischen 36 Jahre alt. Wie motivieren Sie sich immer noch für das harte Training eines Hochleistungssportlers?
Alexander Kosenkow:
Zu allererst muss man sich den Spaß am Training erhalten. Das ist ganz wichtig. Ein weiterer Punkt ist aber natürlich, dass man konkurrenzfähig ist. Es nützt schließlich nichts, sich zu schinden, wenn man dann im Wettkampf doch nur hinterherläuft. Das ist bei mir aber zum Glück nicht der Fall. Das Jahr 2012 habe ich als Vierter der deutschen Bestenliste abgeschlossen und auch die ersten Rennen in diesem Sommer waren recht vielversprechend. Ich glaube einfach, das Wichtigste ist, dass man gesund ist – dann kann man auch mit Mitte oder Ende 30 noch gute Leistungen erzielen. Dafür gibt es genügend Beispiele, auch international.
Gibt es noch etwas, das Sie in Ihrem Sport erreichen möchten?
Alexander Kosenkow:
Ich habe mit der deutschen Staffel in den vergangenen Jahren zweimal Bronze und einmal Silber bei Europameisterschaften gewonnen. 2014 ist wieder eine Europameisterschaft. Wenn ich träumen darf, wäre ich in Zürich gern noch einmal im Team dabei! Und eine Goldmedaille fehlt ja noch in meiner Sammlung ...
Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach Ihrer aktiven Karriere?
Alexander Kosenkow:
Ich habe in all‘ den Jahren so viel erlebt und so viele Erfahrungen gesammelt– das alles würde ich gern nach dem Ende meiner leistungssportlichen Karriere als Trainer weitergeben.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift