Alexander Kosenkow motiviert zum Heimspiel
Alexander Kosenkow (TV Wattenscheid 01) will bei den Deutschen Meisterschaften (16./17. Juni) im heimischen Lohrheidestadion im Sprint ganz vorn landen. Mit 35 Jahren ist er nach einem von Verletzungen geprägten Jahr wieder zurück.
Der Sprint-Oldie, der keine Altersgrenzen zu kennen scheint, ist mit seiner Meisterschaftsprognose vorsichtig: „In diesem Jahr liegen wir auf der 100- und 200-Meter-Strecke alle ganz dicht beieinander. Da kann jeder gewinnen oder, wenn er Pech hat, sogar nicht in den Endlauf kommen.“Am Wochenende wird somit auf den Kurzstrecken vieles von der Tagesform abhängig sein. Alexander Kosenkow, der in diesem Jahr schon 10,28 Sekunden über 100 Meter und 20,85 Sekunden über 200 Meter erreichte, hofft daher, vor heimischem Publikum auf den Punkt fit zu sein: „Zurzeit fühle ich mich sehr gut, und auch meine Trainingswerte zeigen, dass sich bei mir alles im grünen Bereich befindet. Wichtig ist nun, dass ich meine Form halten beziehungsweise noch etwas steigern kann. Da setzte ich auch auf meine langjährige Erfahrung.“
Verletzungsprobleme überwunden
2011 sah die Leichtathletik-Welt für den routinierten Wattenscheider noch ganz anders aus. Bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel konnte er seinen 100-Meter-Titel nicht verteidigen. Wegen Achillessehnenbeschwerden, die von einem Muskelfaserriss herrührten, musste er die Saison vorzeitig beenden. Alexander Kosenkow durchlebte die schwierigste Phase seines Sportlerlebens: „Ich habe alles versucht, was ich versuchen konnte, um wieder gesund zu werden. Im Endeffekt half aber nur eine achtwöchige Pause.“
Alexander Kosenkow möchte sich bei den DLV-Titelkämpfen in der Lohrheide für die Europameisterschaften in Helsinki (Finnland; 27. Juni bis 1. Juli) und die Olympischen Spiele in London (Großbritannien; 3. bis 12. August) qualifizieren. Sein Ziel ist vor allem ein Platz in der 4x100-Meter-Staffel des DLV, die mit 38,41 Sekunden momentan auf Platz acht der Weltrangliste steht und somit mit großer Wahrscheinlichkeit bei beiden Großereignissen dabei ist.
Für den Schützling von Ronald Stein wären es bereits die dritten Olympischen Spiele in seiner erfolgreichen Laufbahn. Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen (Griechenland) scheiterte Alexander Kosenkow mit der Staffel im Vorlauf und kam über 100 Meter nicht über den Zwischenlauf hinaus. Vier Jahre später freute er sich bei den Olympischen Spielen in Peking (China) über den fünften Platz in der Sprintstaffel, den er neben seinen beiden Staffel-Bronzemedaillen bei den Europameisterschaften 2002 und 2010 als seinen größten Erfolg bezeichnet.
Nationale Titel in Serie
Im Sprintbereich gewann der nimmermüde Wattenscheider, der 1997 über den OSC Damme und den LT Hannover zu den „Blauhemden“ stieß, 26 Deutsche Meisterschaften - und es werden sicherlich noch einige hinzukommen. Ans Aufhören denkt der gelernte Industriekaufmann und jetzige Sportsoldat nämlich noch lange nicht: „Ich mache auf jeden Fall weiter, solange ich noch fit bin, und mir das Sprinten noch Spaß macht.“
Dass Alexander Kosenkow, der mit seiner Familie in Steinfurt im Landkreis Vechta wohnt, über solch einen langen Zeitraum so erfolgreich ist, erklärt er mit seinen guten Genen, seinem Fleiß und seiner eisernen Disziplin. Vielleicht kommt ihm auch zugute, dass er bei einer Körperlänge von 1,78 Meter lediglich 68 Kilogramm auf die Waage bringt und daher nicht so muskelbepackt ist wie viele andere Sprinter.
Sein für einen Top-Athleten fortgeschrittenes Alter merkt er lediglich daran, dass seine Erholungszeiten zwischen harten Trainingseinheiten inzwischen etwas länger sind.
Seit mehr als 20 Jahren in Deutschland
Alexander Kosenkow, dessen Mutter Deutsche ist, wuchs im heutigen Kirgisistan auf und sammelte dort erste sportliche Erfahrungen als Fußballer. Als er 1991 als Aussiedler in Neuenkirchen-Vörden eine neue Heimat fand, gab es für ihn in dem ländlichen Bereich keinen geeigneten Fußball-Verein, so dass er von einem Sportlehrer angesprochen wurde, es einmal mit der Leichtathletik zu versuchen.
Der Pädagoge hatte den richtigen Blick für das außergewöhnliche Talent, das mit 17 Jahren bereits 7,48 Meter im Weitsprung erreichte und Deutscher Jugend-Hallenmeister über 60 Meter wurde.
Alexander Kosenkow entschied sich schon ziemlich früh für eine Disziplin: „Den Sprint fand ist deutlich besser als den Weitsprung, weil es dort den Kampf Mann gegen Mann gibt, und man hinterher genau weiß, wer der Bessere ist.“
Bruder blieb beim Fußball
Übrigens, sein sieben Jahre jüngerer Bruder Paul Kosenkow konnte sich für die Leichtathletik nicht erwärmen und spielt Fußball, beim Viertligsten BC Cloppenburg. Anfang Januar wurde er bundesweit bekannt, als er in der ARD als Schütze des „Tors des Monats“ ausgezeichnet wurde.
Alexander Kosenkow fasziniert die Schnelligkeit im Sprintbereich immer wieder aufs Neue, und diese Leidenschaft wird sicherlich noch einige weitere Jahre anhalten.
Dass man auch im fortgeschrittenen Alter, so der Wattenscheider, im Sprintbereich noch Weltklasse-Leistungen erzielen kann, haben bereits mehrere Top-Athleten bewiesen. Einer von ihnen war der Brite Linford Christie, der während seiner aktiven Zeit bereits schon Großvater wurde. Davon ist Alexander Kosenkow, dessen Kinder 13 und 7 Jahre alt sind, allerdings noch weit entfernt.
Deutsche Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid (16./17. Juni): Tickets für das Highlight im Lohrheidestadion gibt es unter www.ticketmaster.de oder über die Hotline: 01805 - 969 0000 (€ 0,14/Min. aus dem dt. Festnetz / max. € 0,42/Min. aus dem dt. Mobilfunknetz). |
DM in Bochum-Wattenscheid