Alexander Straub als Überflieger der Gala
Um wenige Minuten nach 22 Uhr schickten am Freitagabend bei der DAK Leichtathletik-Gala in Wattenscheid ein Feuerwerk und 6.000 Zuschauer die deutsche Nationalmannschaft auf ihren Weg zu den Olympischen Spielen in Peking (China; 15. bis 24. August). Vor allem die Frankfurter Hochspringerin Ariane Friedrich und die Wurf-Asse hatten davor die Generalprobe genutzt, um für das Großereignis eine stimmige Form zu offenbaren.
Für ein Aufsehen erregendes Ergebnis sorgte aber ausgerechnet einer, der für die Olympischen Spiele nicht nominiert ist. Der Filstaler Alexander Straub, Vierter der Deutschen Meisterschaften, ließ im Stabhochsprung nach einem zweiten Platz beim Golden League-Meeting in Paris (Frankreich), einem dritten Platz beim Super Grand-Prix-Meeting in London (Großbritannien) nun in Wattenscheid mit im dritten Versuch übersprungenen 5,81 Metern einen Heimerfolg folgen. Er steigerte seine Bestleistung um sechs Zentimeter und die deutsche Jahresbesthöhe um einen Zentimeter.Dabei war es nicht das deutsche Olympia-Trio, aus dessen Kreis der durch vom ISG-Gelenk ausgehende Beschwerden angeschlagene Münchner Tim Lobinger aus Vorsicht kurzfristig auf seinen Start verzichtet hatte, das ihm im Kampf um Platz eins Gegenwehr bot, sondern der pokernde Russe Pavel Gerasimov (5,60 m). Der WM-Dritte Danny Ecker (TSV Bayer 04 Leverkusen) flog aber trotzdem mit 5,60 Metern auf Platz zwei, weil der Osteuropäer 5,70 Meter ausgelassen hatte und an 5,76 Metern scheiterte. Der U20-Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) wurde mit 5,50 Metern Sechster.
Silke Spiegelburg über 4,61 Meter
Silke Spiegelburg fand sich im Frauen-Stabhochsprung, der am frühen Abend auch von etwas Wind begleitet war, am besten zurecht. Die Leverkusenerin nahm alle Höhen einschließlich der 4,61 Meter im ersten Anlauf und wurde erst bei 4,71 Metern, die für sie eine neue Bestleistung bedeutet hätten, gestoppt. Anastasija Reiberger (ABC Ludwigshafen; 4,41 m) scheiterte ihrerseits an der Saisonbestleistung von 4,51 Metern und musste sich mit Platz zwei trösten. Probleme hatte die dritte Olympiastarterin Carolin Hingst. Die Mainzerin scheiterte bereits bei 4,31 Metern und musste sich mit 4,21 Metern sowie Rang fünf zufrieden geben.
Ariane Friedrich lieferte mit ihrem Satz über 2,01 Meter den Formnachweis. Die Europacup-Siegerin gehört damit zu dem Kreis der deutschen Asse, die das Lohrheidestadion über jeden Zweifel erhaben verlassen konnten. „Gut vorbereitet“ bricht sie jetzt nach Peking auf. „Ich bin heute mit viel Freude gesprungen, das muss ich in Peking genauso machen.“
Nadine Kleinert wieder stark
Mit 19,52 Metern bewies Kugelstoßerin Nadine Kleinert einmal mehr ihre Klasse. Richtig zufrieden war die Magdeburgerin trotzdem nicht. „Ich hätte vor Peking vom Gefühl her gerne noch einen richtig guten Stoß gehabt.“ Bei den Männern hielten sich Europameister Ralf Bartels (SC Neubrandenburg; 20,36 m) und Europacup-Sieger Peter Sack (LAZ Leipzig; 20,16 m) eher bedeckt.
Trotz jüngster Handbeschwerden packte Vize-Weltmeister Robert Harting mit seinem Diskus einen Wurf auf 66,96 Meter aus. Damit deklassierte der Berliner seine Konkurrenz und konnte richtig Selbstvertrauen für Olympia tanken.
Hammerwerferinnen solide
Den deutschen Top-Hammerwerferinnen steckte eine siebenstündige Anreise aus Kienbaum in den Knochen. Sie vermissten etwas die Spritzigkeit. Weltmeisterin Betty Heidler bestätigte trotzdem mit 72,10 Metern ihr bereits vor Wochenfrist gezeigtes Leistungsniveau. Für die Spiele wird die Frankfurterin allerdings etwas in Richtung ihrer Saisonbestleistung (74,11 m) draufpacken müssen, will sie dort eine gute Rolle spielen. Ihre Trainings- und Vereinskollegin Kathrin Klaas konnte sich im letzten Durchgang noch einmal steigern, mit 69,26 Metern blieb ihr ein Siebziger aber versagt. Aber auch sie verließ mit einem guten Gefühl den Wattenscheider Ring.
Bei den Männern präsentierte sich der Leverkusener Markus Esser zwei Tage, nachdem er in Leverkusen an den achtzig Metern gekratzt hatte, mit einer Weite von 78,28 Metern unter ähnlichen Vorzeichen.
Kamghe Gaba auf und davon
Parallelen zu den Deutschen Meisterschaften taten sich im Speerwurf auf. Erneut war der Leipziger Tino Häber, der nicht im Olympiateam steht, der einzige Athlet, der die 80 Meter übertraf (80,71 m). Die beiden Peking-Fahrer Alexander Vieweg (SV schlau.com Saar 05; 79,58 m) und Stephan Steding (Hannover 96; 78,29 m) belegten die Plätze zwei und vier.
In beeindruckender Manier marschierte der Frankfurter 400-Meter-Läufer Kamghe Gabe vorne weg. In 45,67 Sekunden lief er bis auf zwei Zehntel an seine Bestleistung heran, distanzierte den Briten Andrew Steele (45,99 sec) und noch mehr seine nationalen Kollegen um den Deutschen Meister Simon Kirch (SV schlau.com Saar 05; 46,44 sec). Im Frauenlauf kämpfte die nationale Titelträgerin Claudia Hoffmann (SC Potsdam; 52,05 sec) tapfer um den Sieg, auf den letzten Metern musste sie aber noch die Russin Olesya Zykina (51,94 sec) vorbeiziehen lassen.
Leipziger Dreifachsieg
Zwei deutsche Athleten machten den ersten Rang über 1.500 Meter unter sich aus. Der Erfurter Stefan Eberhardt bot dabei dem kommenden Olympia-Teilnehmer viel Gegenwehr, musste sich in 3:37,51 Metern aber doch dem Berliner um 46 Hundertstel geschlagen geben.
Einen Dreifacherfolg konnten die Leipziger Hürdensprinter um Thomas Blaschek (13,53 sec) feiern, nachdem der Tscheche Petr Svoboda verzichtet hatte und die beiden US-Amerikaner Dominique Arnold und Jeff Porter das Rennen nicht zu Ende brachten. Der Bremerin Carolin Nytra, die bei nicht idealen Bedingungen nach 13,08 Sekunden als Zweite im Ziel war, machte auf den 100 Meter Hürden die US-Amerikanerin Danielle Carruthers (12,84 sec) einen Strich durch die Rechnung.
Bei der DAK Leichtathletik-Gala fehlten neben Tim Lobinger drei weitere der 42 erwarteten Olympia-Teilnehmer aus dem 62-köpfigen Leichtathletik-Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV). Der WM-Siebte im Hochsprung, Eike Onnen (LG Hannover), musste wegen einer Entzündung im Fuß passen, Kugelstoßerin Christina Schwanitz (SV Neckarsulm) wegen Migräne und Sprinterin Verena Sailer (LAC Quelle Fürth/München) nach einem leichten Hexenschuss.
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