Alexander Straub steht Gewehr bei Fuß
Alexander Straub findet, er hat „alles richtig gemacht“. In seiner Bilanz aus diesem Sommer findet sich aber ein Schönheitsfehler. Bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg wurde der Filstaler vor vier Wochen nur Vierter und das ist jetzt der Grund, warum er trotz einer neuen Bestleistung von 5,81 Metern nicht mit dem deutschen Olympiateam aufbrechen darf. Doch als Ersatzmann steht der 24-Jährige auf Abruf bereit, eine Rolle, die er auch ernst nimmt.
In die Mannschaft würde er aber nur dann rutschen, wenn einer aus dem deutschen Stabhochsprung-Trio, das aus Tim Lobinger (LG Stadtwerke München), Danny Ecker (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) besteht, von sich aus auf den Trip nach Peking (China) verzichtet.Von Seiten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der die Hoheit für das Olympiateam hat, sind keine Umbesetzungen aufgrund von kurzfristig veränderten sportlichen Vorzeichen angedacht. Jürgen Mallow, der Cheftrainer des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), erklärt: „Ein Austausch von Athleten ist vom DOSB nicht gewünscht. Es gibt nur Handlungsbedarf, falls Athleten die Einsicht haben sollten, in Peking ihre Leistung nicht bringen zu können.“
Keine Absage zu erwarten
Zu erwarten ist ein solcher Rückzug eines Stabhochspringers aber nicht und Alexander Straub, jetzt deutscher Jahresbester und aktuell die Nummer sieben in der Welt, fragt sich selbst: „Wen sollen wir denn zuhause lassen? Olympia ist für einen Sportler so ein phänomenales Ziel, sich zu qualifizieren und dann noch einmal zu sagen: ‚Vielleicht bin ich nicht richtig fit’. Ich weiß nicht. Wenn da jemand verzichtet, würde das richtig viel Charakter bedeuten.“ Darauf hoffen, dass jemand verletzungsbedingt absagen muss, will er ohnehin nicht.
Aber zumindest zwei Sorgenkinder gibt es in diesen Tagen im Stabhochsprung-Lager. Immerhin mehr als zwei Wochen bleiben noch bis zur Qualifikation im als „Vogelnest“ bekannten Pekinger Olympiastadion. Darauf ruht viel der Hoffnung.
Tim Lobinger und Danny Ecker in Behandlung
Der Deutsche Meister Tim Lobinger konnte in dieser Woche bei den in Norderney und Wattenscheid geplanten Wettkämpfen nicht springen. Seine Verletzung, die vom ISG-Gelenk ausgeht, wird aber von seinem Coach Chauncey Johnson ebenso wenig als schwerwiegend eingeschätzt wie von Cheftrainer Jürgen Mallow.
Danny Ecker verzichtete am Mittwoch auf das Heimspiel in Leverkusen, war aber dann bei der DAK Leichtathletik-Gala in Wattenscheid wie angekündigt dabei und wurde Zweiter mit 5,60 Metern. Seine Achillessehnenbeschwerden sind zwar immer noch spürbar, allerdings hätten sie sich im Vergleich zu den Deutschen Meisterschaften gebessert. „Ich lasse die Sehne jetzt noch einmal intensiv behandeln“, kündigt der WM-Dritte pflichtbewusst an.
Für den Fall der Fälle vorbereitet
Im Notfall könnte Alexander Straub als Ersatzmann noch bis 48 Stunden vor dem Wettkampf einberufen und in die Starterliste eingetragen werden. Nicht außer Acht lassen muss man dabei aber, dass mehrere Tage notwendig sind, um sich in Asien richtig zu akklimatisieren.
Zumindest einer Sache kann man sich aber sicher sein. Zweifel an der Form hat Alexander Straub keine aufkommen lassen. „Ich bin jetzt im August topfit. Ich habe mich den ganzen Juli so vorbereitet, als würde ich fahren“, berichtet der Studenten-Weltmeister, der seine letzten Wettkämpfe sorgfältig ausgewählt hatte und mit vorderen Plätzen auch bei internationalen Meetings glänzen konnte. Er steht also, getreu seiner Rolle als Olympia-Ersatzmann, erst einmal Gewehr bei Fuß und sagt: „Wenn ich doch nachrücken sollte, würde ich mich freuen und gerne die Chance nutzen.“