Ali Saidi-Sief meldet sich zurück
Still alive and well! Ali Saidi-Sief, das Kraftpaket aus Algerien, ist wieder da. Nachdem er seine Doping-Sperre abgebrummt hat, gelang ihm beim "27. Memorial Van Damme" in Brüssel ein bärenstarkes Comeback. Mit einem lang gezogenen Spurt im 3000-Meter-Rennen schlug er sogar die Phalanx der Kenianer, angeführt von Eliud Kipchoge, dem Überraschungs-Weltmeister über 5000 Meter.
Ali Saidi-Sief ist wieder da (Foto: Chai)
Eliud Kipchoge wollte sich noch auf den letzten Drücker vorbei schieben, wie er es im "Stade de France" bei Hicham El Guerrouj gemacht hatte. Doch Ali Saidi-Sief gab nicht nach, verteidigte eisern seinen Minimal-Vorsprung und siegte in 7:30,79 Minuten. Kipchoge war zwölf Hundertstel langsamer.Kurz vor der WM in Paris hatte ihm die IAAF noch Sonderrechte eingeräumt. Ali Saidi-Sief, Olympia-Zweiter über 5000 Meter in Sydney 2000, blieb zwar wie vorgesehen bis zum 17. August gesperrt wegen Nandrolon-Missbrauchs. Weil kurz zuvor die Frist zur Erfüllung der WM-Normen ablief, wurde dem 25-jährigen Algier aber mitgeteilt, dass er die erforderliche Richtzeit (13:21,50 min) bis zum 27. August, also einen Tag vor den WM-Vorläufen, nachreichen dürfe.
WM-Anlauf gescheitert
Nach einem Trainingslager in Paris, wo er mit einigen Landsleuten im Pershing-Stadion eifrig seinen Runden drehte und bei einem Testwettkampf die flotte Zeit von 7:40 Minuten erreichte, wollte Ali Saidi-Sief dann daheim das WM-Ticket einlösen. In der Hauptstadt Algier, wo extra für ihn ein Sportfest mit einem 5000-Meter-Lauf organisiert worden war, scheiterte er allerdings und gab in der Schlussphase enttäuscht auf.
Ali Saidi-Sief war im Olympia-Jahr 2000 kometenhaft in die Weltspitze aufgestiegen. Als haushoher Favorit gestartet, musste er sich in Sydney mit der Silbermedaille genügen. Nach einem Bummelrennen hatte ihm der Äthiopier Million Wolde im Finish den Nerv gezogen. Ungeschlagen in der Saison 2001 wollte er in Edmonton nach dem heiß begehrten WM-Gold greifen. Wieder kam ihm ein Ostafrikaner in die Quere: Richard Limo aus Kenia siegte im zweitschnellsten Rennen der WM-Geschichte vor Ali Saidi-Sief und Million Wolde.
Medaille an Million Wolde
Der Frust saß tief, und richtig hoch schlugen die Wellen, als hinterher bekannt gegeben wurde, dass er positiv auf das anabole Steroid Nandrolon getestet worden war. Die A- und B-Probe ergaben einen Wert von 3,7, womit Ali Saidi-Sief den zulässigen Grenzwert von 2,0 deutlich überschritten hatte. Daraufhin musste er seine Medaille wieder herausrücken, die dann Million Wolde erhielt. Dem Kenianer John Kibowen wurde Bronze zuteil.
Der Algerische Leichtathletik-Verband (FAA) hatte sich stets hinter den Athleten gestellt und ihm vorbehaltlos Rückendeckung gewährt. In seiner Heimat hält man ihn weiterhin für unschuldig. Ali Saidi-Sief hat auch immer bestritten, sich wissentlich gedopt zu haben.
Verunreinigte Nahrungsergänzungsmittel, so die Meinung der Verbandsoberen, seien für den erhöhten Nandrolon-Wert verantwortlich. Auf Bitten des FAA wurden damals im Biochemie-Institut der Deutschen Sporthochschule Köln sogar einige Nahrungsergänzungsmittel von Ali Saidi-Sief untersucht, was der Leiter Prof. Wilhelm Schänzer bestätigte. Doch die IAAF kannte kein Pardon und zog den Läufer für zwei Jahre aus dem Verkehr.
Ungeheuer populär
Ali Saidi-Sief, der in Constantine, der drittgrößten Stadt Algeriens, geboren wurde, genießt eine ungeheure Popularität. Seine Landsleute halten ihn für den legitimen Nachfolger von Noureddine Morceli, der 1996 in Atlanta Gold über 1500 Meter gewonnen hat und dreimal Weltmeister war. In jungen Jahren hat er bereits Erstaunliches geleistet: 3:29,51 Minuten (Lausanne 2001) über 1500 Meter, 7:25,02 (Monaco 2000) über 3000 Meter, die drittschnellste Zeit weltweit, und 12:50,86 (Brüssel 2000) über 5000 Meter sind in der Tat beeindruckende Zahlen.
Ali Saidi-Sief, der einst als Fußballer angefangen hat, ehe es ihn zur Leichtathletik zog, ist wieder motiviert bis in die Haarspitzen, wie man in Brüssel unschwer erkennen konnte. Unrecht habe man ihm angetan, hat er immer wieder verlauten lassen, seine Sperre sei nicht zulässig gewesen.
Ali Saidi-Sief sah beim Abschluss der Golden League-Serie den Zeitpunkt für gekommen, um aller Welt zu zeigen, dass er nach wie vor zu den besten Läufern zählt. Sein 3000-Meter-Sieg in 7:30,79 Minuten, noch dazu vor Eliud Kipchoge, dem amtierenden Weltmeister über 5000 Meter, war für ihn die schönste Widergutmachung für den dornenreichen Weg, den er in den letzten beiden Jahren gegangen ist.