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Alina Reh – Extra-Schichten für mehr Tempo

Konstante Minusgrade, tiefer Schnee, eisiger Wind: So sehen momentan die Trainingsbedingungen von Alina Reh auf der Schwäbischen Alb aus. Doch unterkriegen lässt sich die 21-Jährige von den Widrigkeiten nicht. Denn in den kommenden Wochen arbeitet sie zusammen mit ihrem Trainer Jürgen Austin-Kerl verstärkt an einer ihrer Schwächen: der Schnelligkeit.
Martin Neumann

Vor dem Tempotraining muss Alina Reh (SSV Ulm 1846) momentan Extra-Schichten schieben. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der Winter hat die Schwäbische Alb und damit auch ihren 755 Meter hoch gelegenen Heimatort Laichingen fest im Griff. Folglich muss erst einmal die Innenbahn der roten Kunststoffrunde vor dem Training mit dem Schneeschieber von der weißen Pracht befreit werden. (Impressionen aus dem Training postet Alina Reh übrigens seit Neustem auch auf <link https: www.facebook.com alinarehleichtathletik>Facebook und <link https: www.instagram.com alina_reh>Instagram.) „Das macht das Schnelligkeitstraining natürlich nicht einfacher“, sagt die 21-Jährige. Doch die EM-Vierte über 10.000 Meter hat sich längst an die oftmals schwierigen Bedingungen auf der Alb gewöhnt. Und noch mehr: Sie liebt es draußen zu sein. Egal ob die Sonne scheint oder eben nicht.

Nur gerade hätte es die deutsche U23-Rekordlerin doch gern etwas wärmer. Schließlich arbeitet sie momentan und in den kommenden Wochen zusammen mit ihrem Trainer Jürgen Austin-Kerl an einem ihrer Schwachpunkte: der Schnelligkeit. „Ja, das Tempo steht diesen Winter bei uns im Fokus“, sagt die Alina Reh. Tempo ist eigentlich genau ihre Sache. Aber halt ein hohes über viele Kilometer. Der absolute Top-Speed auf den Mittelstrecken ist weniger ihr Ding.

Zweimal 1.500 Meter und mindestens zweimal 3.000 Meter in der Halle

Das soll sich ändern: Zwei Starts über die „Sprint-Distanz“ 1.500 Meter stehen im Januar an. Zunächst der Aufgalopp beim Stadtwerke Hallenmeeting am 19. Januar in Sindelfingen. Acht Tage später trifft sie beim PSD Bank Indoor Meeting Dortmund auf derselben Strecke unter anderem auf Hindernislauf-Europameisterin Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier e.V.). Die Hallenbestzeit der Ulmerin von 4:24,79 Minuten aus dem Jahr 2014 dürfte Ende des Monats Geschichte sein. Womöglich auch ihre Freiluft-Bestzeit von 4:13,11 Minuten.

Sechs Tage nach Dortmund ist der Start beim <link>Indoor Meeting Karlsruhe geplant. Gegen die Weltklasse tritt die Einzelhandelskauffrau am 2. Februar über 3.000 Meter an. Dieselbe Distanz steht dann bei der <link>Hallen-DM in Leipzig (16./17. Februar) auf dem Programm. „Und sollte ich die Norm von 9:03,00 Minuten schaffen, möchte ich auch bei der Hallen-EM starten“, blickt Alina Reh bereits auf das erste März-Wochenende voraus. Denn sie weiß genau: Schnelle Rennen gegen internationale Konkurrenz bringen sie einen Entwicklungsschritt weiter. Und bei der Hallen-EM in Glasgow (Großbritannien) dürfte sie eben auf diese treffen. Denn 1.500-Meter-Europameisterin und Diamond League-Siegerin Laura Muir wird es sich nicht nehmen lassen, vor heimischer Kulisse möglichst häufig der kontinentalen Konkurrenz die Hacken zu zeigen.

Marathon-Debüt erst nach Tokio 2020

Im Sommer werden sich die Wege von Alina Reh und der britischen Star-Läuferin wahrscheinlich selten bis nie kreuzen. „Dann stehen für mich wieder die 5.000 und 10.000 Meter im Fokus“, sagt die 21-Jährige. Neben der WM im Herbst in Doha (Katar) steht für die Ulmerin knapp zehn Wochen davor auch noch die U23-EM in Schweden auf dem Saison-Fahrplan. Natürlich wird man die Langstrecklerin auch 2019 ab und an auf der Straße sehen. Schließlich setzte sie im Herbst 2018 mit ihren deutschen U23-Bestleistungen über 10 Kilometer (31:23 min) und im Halbmarathon (69:31 min) beachtliche Ausrufezeichen, die auch international für Furore sorgten.

Bei den starken Zubringerleistungen – nur vier deutsche Halbmarathonläuferinnen waren jemals schneller – fragt sich die deutsche Laufszene natürlich: Wann gibt Alina Reh ihr Marathon-Debüt? Experten glauben fest daran, dass die 21-Jährige der nächste deutsche Marathon-Star werden kann. Die 2:25-Stunden-Marke muss keine Schallmauer für Alina Reh sein. „Klar wird es irgendwann so weit sein. Schließlich bin ich der Ausdauertyp und liebe das lange Laufen“, blickt Alina Reh voraus. Doch das Marathon-Debüt wird erst nach den Olympischen Spielen 2020 in Tokio ein Thema sein. „Vorher muss ich auf den kürzeren Distanzen stabiler werden“, sagt sie. Sobald die Laufbahn vom Schnee befreit ist, wird weiter am nötigen Tempo auf der „eisigen Alb“ gefeilt.

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