| Interview

Alina Reh: „Habe den Rekord-Lauf genossen“

Sie ist eine Ausnahmeläuferin. Alina Reh (TSV Erbach) hat am Freitagabend bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften in Wattenscheid die deutsche Uralt-U18-Bestleistung über 3.000 Meter auf 9:05,15 Minuten gesteigert. Warum sie sich durchaus noch eine schnellere Zeit zutraut und sich über das chinesische Essen bei den Olympischen Jugendspielen keine Sorgen macht, erzählt die 17-Jährige im Interview.
Alexandra Neuhaus

Alina Reh, was für ein Rennen. Im Alleingang zur U18-Bestleistung. Wie hast du dieses denkwürdige Rennen selbst erlebt?

Alina Reh:

Ich war so im Rollen drin. Ich hatte mir vorgenommen, nicht so zu knautschen, nicht so zu beißen, sondern das Rennen zu genießen und einfach zu rollen. Das ist mir gelungen und ich bin richtig glücklich.

Du hast einen Rekord gebrochen, der seit 1978 Bestand hatte. Rekorde kann man in der Regel ja nicht planen, aber hattest du diese Zeit dennoch im Hinterkopf?

Alina Reh:

Gar nicht. Ich habe in diesem Jahr ja schon den U20-Rekord über 5.000 Meter gelaufen. Danach haben alle gemunkelt, ich könnte ja auch den über 3.000 Meter brechen. Der erste Versuch ist mir richtig misslungen. Daher habe ich mir am Freitag gar keinen Druck gemacht. Ich wollte in Wattenscheid Bestzeit laufen, Richtung 9:15 Minuten, aber auf gar keinen Fall Richtung Rekord.

Die ersten 800 bis 1.000 Meter hattest du mit Miriam Dattke aus Berlin auch noch eine Konkurrentin direkt in deinem Nacken. Ungewohnt für die Zuschauer bei deutschen Jugend-Meisterschaften, wenn du in einem Langstrecken-Rennen bist. Ungewohnt auch für dich?

Alina Reh:

Ich war froh, dass noch jemand hinter mir war. Ich dachte, vielleicht geht sie auch noch vorbei und wir können etwas zusammen arbeiten. Aber nach 1.000 Metern hat sie etwas abreißen lassen. Ungewohnt ist das für mich aber auf gar keinen Fall. Es kommt ja selten vor, dass ich ein Rennen ganz alleine laufen kann.

Dennoch bekommt man als Außenstehender den Eindruck bei deinen Rennen, dass du kaum Kraft verlierst vom ersten bis zum letzten Schritt. Ist das nur eine Außensicht, oder fühlt sich das innerlich ähnlich an?

Alina Reh:

Am Freitag ging es in der Tat ganz gut. Klar verliere ich auch ein bisschen Kraft, aber wenn ich die Durchgangszeiten sehe und merke, ich bin im Rahmen, dann gibt mir das einen Motivationsschub und ich kämpfe einfach nochmal.

Unterm Strich war das Rekord-Rennen in Wattenscheid die perfekte Generalprobe für die Olympischen Jugendspiele, wo du in Nanjing am Start sein wirst. In der letzten Woche war die Einkleidung des Teams in München. Am Dienstag geht es von Frankfurt für dich los nach China. Kribbelt es schon?

Alina Reh:

Die Anspannung steigt seit der Einkleidung in der Tat jeden Tag etwas mehr. Es ist schon alles ziemlich aufregend. Ich hatte zum Beispiel noch nie so eine große Zeitverschiebung und bin gespannt, wie mein Körper so darauf reagiert.

Haben du und dein Trainer Michael Schwenkedel im Training in der Vorbereitung auf China etwas anderes gemacht als gewöhnlich?

Alina Reh:

Viel kann man da nicht machen. Aber ich habe tatsächlich als es bei uns auch so heiß war bewusst in der Mittagshitze trainiert, was ich sonst nie mache. Das ist mir erstaunlich gut bekommen. Ich hoffe also, dass mir die Hitze in China nicht ganz so viel ausmachen wird.

Eine Umstellung wird sicher auch das Essen. Machst du dir da Sorgen?

Alina Reh:

Zum Glück wird im Olympischen Dorf europäisches Essen angeboten, so dass ich mich da wohl nicht umstellen muss. Ein Glück. Denn Magenprobleme muss ich auf jeden Fall vermeiden.

Abseits des Essens und der Hitze – was erwartest du von diesem Großereignis Olympische Jugendspiele?

Alina Reh:

Ich erwarte überwältigend viele Sportler, etwas Chaos und eine völlig andere Kultur in China, die ich mir auch sehr gerne angesehen hätte. Meine Eltern und mein Bruder verbringen ihren Familienurlaub dieses Jahr nämlich extra in China und machen eine Rundreise. Peking, Nanjing und Shanghai. Nach Shanghai wäre ich sehr gerne mitgefahren, aber das geht leider nicht, weil ich mit der Mannschaft an- und auch wieder abreisen muss. Aber ich bin froh, dass meine Familie dennoch im gleichen Land ist und ich sie hoffentlich auch sehen kann, denn so lange war ich noch nie von Zuhause weg.

Aus sportlicher Sicht: Was nimmst du dir für China vor?

Alina Reh:

Bislang habe ich mir da noch nichts Konkretes vorgenommen. Ich weiß, es wird sehr heiß, es sind zehn Afrikanerinnen am Start. Ich schau mal, wie es im Vorlauf läuft und dann entscheide ich über meine Zielsetzung im Finale.

Ins Finale wirst du so oder so stehen, da es A- und B-Finals geben wird. Anders als in Wattenscheid wirst du in China sicher die ganze Zeit Konkurrenz um dich herum haben. Ist unter diesen Voraussetzungen noch eine Verbesserung deiner Bestzeit drin?

Alina Reh:

Das wäre natürlich toll. Im Zweikampf ist da vielleicht wirklich noch etwas drin. So ein bis zwei Sekunden schneller, traue ich mir durchaus zu.

Video-Interview: <link video:10607>Alina Reh: "Ich war im Rollen drin"
Das Rennen im Video: <link video:10553>Alina Reh toppt uralte U18-Bestleistung

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