Allyson Felix: „Die 400 Meter sind ein Puzzle“
Sie war der Star der olympischen Leichtathletik-Wettbewerbe von London. Mit drei Goldmedaillen (200 m und beide Staffeln) war Allyson Felix (USA) genauso erfolgreich wie Usain Bolt (Jamaika). Im Interview spricht die US-Amerikanerin über ihre Ziele für 2013, ihre Dauer-Konkurrentin Veronica Campbell-Brown (Jamaika) und den Fabel-Weltrekord der US-Sprintstaffel.

Allyson Felix:
Das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf den Weltmeisterschaften in Moskau. Dort will ich mit beiden Staffeln und über 200 Meter dabei sein. Zuvor werde ich natürlich auch in der Diamond League starten. Es ist wichtig, dort gegen starke Konkurrenz zu bestehen und gute Zeiten vorzulegen.
Wann werden Sie Ihren ersten Einzelstart absolvieren?
Allyson Felix:
m 4. Mai über 100 Meter in Kingston. Vorher stehen noch die Penn Relays in Philadelphia an. Es wird mein erster Start in Jamaika seit den U20-Weltmeisterschaften 2002 sein. Dann werde ich endgültig sehen, wie gut meine Form ist.
In Kingston treffen Sie auf Lokalmatadorin Veronica Campbell-Brown. Sie beide haben in den vergangenen Jahren die 200 Meter dominiert, obwohl sie völlig unterschiedliche Sprinttypen sind. Können Sie die Unterschiede kurz skizzieren?
Allyson Felix:
Veronica hat einen sehr guten Start und kommt gut aus der Kurve. Ich habe meine Stärken auf der Zielgeraden. Da muss ich die Rennen gewinnen. Kingston ist aber nach einem langen Jahr nur der Auftakt in eine lange Saison. In Top-Form muss ich erst bei den US-Meisterschaften sein.
Sie haben nach drei WM-Titeln im vergangenen Jahr in London endlich Olympia-Gold über 200 Meter gewonnen. Wie viel Druck ist nach diesem Sieg von Ihnen abgefallen?
Allyson Felix:
Es gab Druck von außen. Aber am meisten Druck habe ich mir selbst gemacht. Es war ein sehr befreiendes Gefühl, viel geändert hat der Sieg aber nicht. Es bleibt für mich noch eine Menge zu tun.
Im Jahr 2011 haben Sie sich verstärkt auf die 400 Meter konzentriert. Warum sind Sie wieder auf die kürzeren Strecken gewechselt?
Allyson Felix:
Die längeren Rennen haben meinen Laufstil verändert. Ich hatte nicht dieselbe Spritzigkeit, dasselbe Tempo wie zuvor. Das hat mir gar nicht gefallen. So habe ich mich wieder auf die 100 und 200 Meter konzentriert.
Welches ist denn momentan Ihre Lieblingsstrecke?
Allyson Felix:
Ganz klar die 200 Meter, obwohl ich auch die 100 Meter liebe. Ganz im Gegensatz zu den 400 Metern. Diese Strecke ist eine Herausforderung für mich. In der Zukunft werde ich sie sicherlich häufiger laufen. Es wird darum gehen, alle Puzzleteile der Strecke zusammenzusetzen.
Werden Sie 2013 denn auch 400-Meter-Rennen bestreiten?
Allyson Felix:
Natürlich, schließlich will ich in Moskau auch über 4x400 Meter dabei sein. Für die Staffel muss ich mich bei den WM-Trials qualifizieren. Auch zum Auftakt der Diamond League in Doha starte ich über 400 Meter.
Apropos Staffel: Sie haben in London den uralten 4x100-Meter-Weltrekord der DDR pulverisiert. Haben Sie 40,82 Sekunden für möglich gehalten?
Allyson Felix:
Wir haben vorher nicht über den Weltrekord gesprochen. Aber nach dem Olympischen Rekord im Vorlauf (Anm. der Red.: 41,64 sec) wussten wir, dass eine starke Zeit möglich war. Ein wichtiger Faktor war der Zusammenhalt in unserer Gruppe. So eine gute Stimmung habe ich in keiner anderen Staffel zuvor erlebt. Ich freue mich riesig, am kommenden Wochenende bei den Penn Relays wieder 4x100 Meter mit ihnen zu laufen.
Die Weltrekorde über 100 und 200 Meter von Florence Griffith-Joyner stehen seit fast 25 Jahren bei 10,49 bzw. 21,34 Sekunden. Glauben Sie, dass diese Marken noch verbessert werden können?
Allyson Felix:
Irgendwann in der Zukunft wird es jemanden geben, der die Rekorde bricht. Daran glaube ich fest. Ich selbst messe mich nicht an diesen Rekorden. Ich arbeite jeden Tag daran, meine eigenen Bestzeiten zu steigern.
Nach Ihrer tollen Saison 2012 haben Sie Afrika besucht. Warum?
Allyson Felix:
Als erfolgreicher Sportler will man auch etwas an die Gesellschaft zurückgeben. Die Reise nach Ruanda und Uganda war eine der prägendsten meines Lebens. Mir geht es darum, etwas gegen Armut zu tun. Darum engagiere ich mich für bessere Bildungschancen von Kindern, speziell in armen oder von Kriegen gebeutelten Ländern.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift