Alt-Star Gelindo Bordin will es noch einmal wissen
Gelindo Bordin, Marathon-Olympiasieger von 1988 in Seoul, ist ein klangvoller Name der italienischen Laufszene. Eine Meniskusverletzung im rechten Knie bei den Olympischen Spielen in Barcelona 1992 hatte seine Kariere beendet. Der 45-Jährige, ausgestattet mit einer persönlichen Bestzeit von 2:08:19 Stunden, ist nach seiner aktiven Zeit dem Sport treu geblieben, indem er bei verschiedenen Sportartikelfirmen im Marketingbereich tätig war und ist. Im Gespräch mit leichtathletik.de kündigte er ein Comeback an.
Gelindo Bordin will zum Marathon zurückkehren. (Foto: Philipp)
Die nach der Operation immer wiederkehrenden Schmerzen und seine Vollzeitjobs bei den Sportartikelherstellern, die ihm wenig Zeit zum Trainieren ließen, sind die Gründe, weshalb Gelindo Bordin, der für "Diadora" bei so mancher Marathonmesse als Marketingmanager anzutreffen ist und bei der Schuhprobe auch schon mal selbst mit Hand anlegt, seit zwölf Jahren nicht mehr gelaufen ist. Doch dies soll sich 2005 ändern. 15 Jahre nach seinem Sieg beim Marathon in Boston, möchte er wieder einen Marathon bestreiten. Eine Zeit um drei Stunden schwebt ihm dabei vor.
Marathon als Way-of-life
Bedauert er es, dass zu seiner Zeit das Marathonlaufen noch nicht so beliebt war wie heutzutage? Da kommt ein entschiedenes "Nein" von Gelindo Bordin, denn in den 80er Jahren waren die wenigen Läufer noch berühmter.
Jetzt sei es sehr schwierig, der Beste zu sein, da es so viele Läufer gäbe und damit viele Favoriten und Gewinner. Was den in Longare bei Vicenza Geborenen andererseits am Boom freut: "Heute gibt es eine Marathon-Kultur, eine Tradition. Marathonlaufen ist zu einem Way-of-life geworden, der den Tourismusbereich miteinschließt, wenn Läufer mit ihrer ganzen Familie anlässlich eines Laufs eine ihnen bislang unbekannte Stadt entdecken."
Sein Rezept: von hinten stark aufkommen
Zwei interessante Tipps hat der Europameister von 1986 und 1990 und Bronzemedaillengewinner der Weltmeisterschaften in Rom 1987 für die Leser von leichtathletik.de parat. Einen Marathon läuft man am Besten mit konstanter Geschwindigkeit, auf keinen Fall sollte zu schnell angegangen werden. Wichtig ist, dass "Raum für Steigerungen" gegeben ist.
Dies war immer auch sein persönliches Geheimrezept, denn bei seinen Siegen in Seoul und Boston lief sich Gelindo Bordin stets von hinten an die Führenden heran. Wichtiger als die mentale Vorbereitung erscheint dem Italiener die Flüssigkeitsaufnahme in den letzten vier Tagen vor dem Lauf: viele kleine Mengen sollten seines Erachtens pro Tag getrunken werden, vor allem am Vortag.
Ehrlich währt am längsten
Dass Veranstalter strenge Kontrollen machen, um Schummlern auf die Schliche zu kommen, findet der Italiener völlig in Ordnung, da man einen Marathon schließlich für sich selber laufe und die anderen Läufer respektieren müsse. "Jeder kann einen Marathon auf ehrliche Art und Weise finishen – aber nur mit äußerst ernsthaftem Training." Nur wenn man diese Distanz in ihrer ganzen Länge respektiere und akzeptiere, erweise sich der Marathon als "wahrer Sport".
Eine ebenfalls kritische Einstellung hat Gelindo Bordin zum Thema Doping: "Es wird nicht genug getan, ab sofort sollte es Bluttests geben wie im Radsport. Außerdem sollten Doper lebenslang gesperrt werden. Zwei Jahre sind keinesfalls genug. Wir sehen doch, wie viele rückfällig werden!" Zwar müsse jeder selbst wissen, was er tue, doch wenn immer mehr Menschen das Vertrauen in den Sport und die Sportler verlieren würden, mache ihn das zu traurig.