| Interview der Woche

Alyssa Tagbo: "Carolin Schäfer ist ein riesengroßes Vorbild für mich"

Mit einem Sprung über die magische Sechs-Meter-Marke und Gold im Weitsprung hat Alyssa Tagbo (OSC 04 Rheinhausen) am Wochenende bei der U16-DM in Wattenscheid für eines der Highlights gesorgt. Nicht viele deutsche Spitzen-Weitspringerinnen kamen in ihrem Alter schon so weit. Und auch im anschließenden Hochsprung-Wettkampf präsentierte sich die 15-Jährige ebenfalls stark und landete auf dem Silberrang. Im Interview berichtet die Duisburgerin davon, dass ihr Fokus eigentlich auf dem Mehrkampf liegt, was sie am Weitsprung so begeistert und wie ihre Träume für die Zukunft aussehen.
Lisa Kurschilgen

Alyssa Tagbo, du hast bei der U16-DM in Bochum-Wattenscheid mit Gold im Weitsprung und Silber im Hochsprung gleich zwei Medaillen geholt. Hast du im Vorfeld damit gerechnet, dass die Meisterschaften für dich so gut verlaufen? Und wie fühlt es sich an, bei der ersten DM gleich zwei Medaillen zu gewinnen?

Alyssa Tagbo:

Jetzt gerade fühlt es sich alles noch sehr unwirklich an, weil ich im Vorfeld mit so einem guten Ergebnis nicht gerechnet habe. Im Weitsprung habe ich ja auch auf die letzten zwei Versuche verzichtet, damit ich zum Hochsprung kann. Dann hat mein Trainer mir während des Wettkampfes gesagt, dass ich den Weitsprung gewonnen habe. Das hat mich für den Hochsprung natürlich noch zusätzlich motiviert. Und Silber im Hochsprung war dann einfach noch das I-Tüpfelchen. Es gibt mir ein super Gefühl für den Mehrkampf nächstes Wochenende.

Im Weitsprung hast du zum ersten Mal die magische Sechs-Meter-Grenze überboten. Hast du in der Grube gleich realisiert, dass der Sprung so weit war?

Alyssa Tagbo:

Nachdem ich im ersten Sprung schon 5,88 Meter gesprungen bin und der Sprung sich nicht so gut angefühlt hat, war ich mir schon ziemlich sicher, dass der zweite Sprung weit war. Ich konnte auch an der Anzeige neben der Grube erkennen, dass ich nah an der Sechs gelandet bin. Dann bin ich gleich zur Kampfrichterin gelaufen und habe auf das Maßband geguckt und sofort die rote Sechs gesehen. Ich war vollkommen aus dem Häuschen und hab mich total darüber gefreut. Ich bin ja bei den NRW-Meisterschaften mit 5,98 Metern nur knapp unter der Sechs-Meter-Marke geblieben, und als die Kampfrichterin dann die Sechs ausgesprochen hat, habe ich gedacht: „Endlich habe ich es geschafft.“

Du hast gerade selbst schon angesprochen, dass du auch Mehrkampf machst. Du bist Mitglied imNRW-Mehrkampf-Kader. Worauf liegt denn aktuell der Fokus?

Alyssa Tagbo:

Ich würde schon sagen, dass meine Priorität aktuell auf dem Mehrkampf liegt. Da ich neben dem Weitsprung und dem Hochsprung auch noch in anderen Disziplinen ganz gut bin, habe ich im Mehrkampf immer gute Chancen.

Hochsprung oder Weitsprung, was macht dir am meisten Spaß? Oder gibt es noch eine andere Disziplin innerhalb des Mehrkampfes?

Alyssa Tagbo:

Der Weitsprung macht mir definitiv am meisten Spaß. Ich liebe einfach das Gefühl, weit zu fliegen. Und die sechs Meter waren in den letzten Wochen wirklich ein Ziel, das ich erreichen wollte. Aber ich mag auch die anderen Disziplinen, auch den Hochsprung.

Mit welcher Zielsetzung fährst du nach dieser erfolgreichen U16-DM nächstes Wochenende zu den Mehrkampfmeisterschaften in Wesel?

Alyssa Tagbo:

Mein Ziel ist es auf jeden Fall über 4.000 Punkte zu machen, denn daran bin ich bei den NRW-Mehrkampfmeisterschaften nur ganz knapp gescheitert. In meinem letzten Mehrkampf bin ich auch nur 5,50 Meter gesprungen und habe ein paar Punkte liegen lassen. Wenn ich an das tolle Ergebnis vom Wochenende anknüpfen kann, dann kann mir das ja vielleicht dazu verhelfen, noch mal Deutsche Meisterin zu werden.

Mit Top-Leistungen im Weitsprung, im Hochsprung und auch im Mehrkampf hast du zurzeit ja einige „heiße Eisen“ im Feuer. Wo siehst du denn deine sportliche Zukunft?

Alyssa Tagbo:

Es wäre schön, wenn ich irgendwann mal international starten könnte. Und nochmal einen Titel bei den Deutschen Meisterschaften zu holen, wäre cool. Carolin Schäfer ist ein riesengroßes Vorbild für mich. Die habe ich vor Kurzem auch bei der EM in Berlin persönlich getroffen. Das hat mich für meine Wettkämpfe extrem motiviert. Es wäre wirklich toll irgendwann mit ihr gemeinsam starten zu können.

Aktuell besuchst du die 9. Klasse eines Gymnasiums. Man hört immer wieder von der hohen Belastung für Schüler, und dass viele keine Zeit mehr haben, einem Hobby nachzugehen. Wie schaffst du es, Schule und Sport unter einen Hut zu bringen?

Alyssa Tagbo:

Momentan habe ich wirklich keine Probleme, denn ich bin ja noch nicht in der Oberstufe und zuhause werde ich sehr unterstützt. Meine Mutter bringt mich immer zum Training, zwischen Schule und Sport habe ich meistens Zeit, die ich für mich nutzen kann. Aber ich denke, wenn ich zum Winter den Verein wechsele, werde ich dann mehr Stress spüren. Darüber mache ich mir jetzt aber noch keine Sorgen, da ich auch nicht die schlechteste Schülerin bin.

Wie du ja gerade selber gesagt hast, wechselst du im Winter vom OSC 04 Reinhausen zum TV Gladbeck. Was versprichst du dir von dieser Veränderung?

Alyssa Tagbo:

Ich denke, dass es mit dem Wechsel für mich in der Zukunft noch weiter bergauf gehen wird. Ich trainiere schon seit etwa einem halben Jahr in der Trainingsgruppe von Oliver Sell und habe jetzt schon gemerkt, dass mich das wirklich vorangebracht hat. Ich freue mich darauf, dort unter guten Bedingungen und bei erfahrenen Trainern zu trainieren. Und es motiviert mich sehr, dass aus dem Verein auch schon Athleten hervorgegangen sind, die bei internationalen Meisterschaften gestartet sind. Da sieht man, was man im Sport erreichen kann.

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