Analyse - Die IAAF-Weltrangliste zum Jahreswechsel
Auf inzwischen zweieinhalb Jahre blickt die Weltrangliste des Weltverbandes IAAF, die nach einem ausgeklügelten und deshalb nicht ganz einfachen System erstellt wird, zurück. Doch immer noch wird sie nur wenig beachtet. Mit dem Jahr 2003 werden die "World Rankings" allerdings aufgewertet, denn sie entscheiden darüber, ob die Athleten am neuen World Athletics Final, das in Monaco an die Stelle des bisherigen Grand-Prix-Finales tritt, teilnehmen und dort abkassieren dürfen.
Hicham El Guerrouj trägt und ist die Nummer eins (Foto: Chai)
Die Stars des Leichtathletik-Jahres 2002 führten zum Jahreswechsel verdient die Weltrangliste des Weltverbandes IAAF an. An der Männerspitze thronte der marokkanische Mittelstreckenstar Hicham El Guerrouj mit 1.449 Punkten knapp vor dem US-Weltrekordhalter über 100 Meter, Tim Montgomery (1.438). Mit Brahim Boulami (Marokko) rangiert etwas irritierend jener 3.000-Hindernis-Weltrekordhalter aus Marokko an Position drei, der momentan mit einem Dopingverfahren in den Seilen hängt, aber noch nicht endgültig schuldig gesprochen wurde. In den Top Ten bilden die Kenianer mit drei Athleten das Gros, während US-Sprinter Maurice Greene trotz eines mäßigen Jahres noch immer auf Position fünf in einer Spitzenposition auf der Lauer liegt. Paula Radcliffe "nur" Siebte
Bei den Frauen ist Marion Jones (USA) bei einem "Score" von 1.405 Punkten die Spitzenreiterin, verdammt dicht gefolgt von der russischen Stabakrobatin Svetlana Feofanova (1.403) und US-Hürdensprinterin Gail Devers (1.400). Die überragende Athletin des Jahres 2002, Paula Radcliffe (1.388) aus Großbritannien, zeigt sich jedoch erst auf der Sieben.
Die ersten deutschen Athleten findet man in den beiden Gesamtwertungen im Mittelfeld der Top 100. Tim Lobinger auf Platz 46, gefolgt von Lars Börgeling auf der 55. Bei den Frauen sind es Yvonne Buschbaum (55), Annika Becker (57) und Grit Breuer (63), die sich in diesem Bereich aufhalten. Was auf den ersten Blick ernüchternd erscheint, relativiert sich bei einer weiteren Analyse, die offenbart, dass die Laufbewerbe offenbar im Vorteil sind, deutlich.
DLV mit etlichen Top-Ten-Athleten
Neben den Gesamtlisten gibt es nämlich auch einzelne Weltranglisten für die verschiedenen Disziplinen. Dort finden sich die Stabhochspringer Tim Lobinger und Lars Börgeling hinter Jeff Hartwig (USA) und Alexander Averbukh (Israel) auf dem Plätzen drei und vier. Ihre Kolleginnen Yvonne Buschbaum und Annika Becker rangieren auf vier und fünf, vor ihnen Svetlana Feofanova (Russland), Stacy Dragila (USA) und Monika Pyrek (Polen).
Die starke DLV-Siebenkampffraktion zeigt sich in ihrer Disziplinwertung bestens im Rennen. Die zurückgetretene Sabine Braun liegt mit 1.251 Zählern punktgleich mit Sheila Burrell (USA) auf Platz zwei hinter der schwedischen Europameisterin Carolina Klüft (1.265 Punkte). Karin Ertl (5), Kathleen Gutjahr (7) und Sonja Kesselschläger (9) sind weitere Top-Ten-Siebenkämpferinnen aus dem deutschen Lager.
Techniker gesamt im Nachteil
Auch in anderen Einzelwertungen sind die DLV-Athleten vorne dabei. Astrid Kumbernuss (Kugel) und Boris Henry (Speer) sind jeweils Zweite, Steffi Nerius (Speer) kann auf einen dritten Rang verweisen. Doch in der Gesamtwertung sucht man sie alle vergeblich in den Top 100. Stattdessen findet man dort wenig herausragende Leute aus dem Laufbereich wie Daniela Yordanova (Bulgarien), die auf Platz 13 über 1.500 Meter liegt, oder Kipkurui Misoi (Kenia), den Elften über 3.000 Meter Hindernis. Eine gewisse Unausgewogenheit im diesem Weltranglistensystem scheint zu Lasten der technischen Bewerbe gegeben zu sein.
Der DLV hat mit Nadine Kleinert, Heike Drechsler, Ivonne Teichmann, Grit Breuer, Gabi Rockmeier, Ingo Schultz, Charles Friedek, Michael Möllenbeck, Lars Riedel, Raymond Hecht, Björn Lange und Mike Maczey noch eine ganz Reihe weiterer Athleten in ihren Disziplinen in den Weltranglisten-Top-Ten platziert, die sich berechtigte Hoffnungen machen können, bei der Erstauflage des World Athletics Final 2003 mit dabei zu sein. Lediglich das Mehrkampf-Lager wird sich auch in diesem Jahr von vornherein auf eine andere lukrative Wertung, nämlich die IAAF Challenge des Mehrkampfes, konzentrieren müssen.