Anastasija Reiberger - Letzte Chance genutzt
Vor einem halben Jahr war sie sich nicht sicher, ob sie überhaupt noch Stabhochsprung-Wettbewerbe würde bestreiten können. Mit der Deutschen Vize-Meisterschaft und übersprungenen 4,50 Metern kann Anastasija Reiberger (ABC Ludwigshafen) nun plötzlich sehr darauf hoffen, vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in einer Woche als eine von drei Stabartistinnen für die Olympischen Spiele in Peking (China; 15. bis 24. August) nominiert zu werden.
Eine Schulterverletzung mit anschließender Operation hatte Mitte des vergangenen Jahres ein Fragezeichen vor die Fortsetzung der sportlichen Karriere der 30-Jährigen gesetzt. Sie war froh, im Frühjahr wieder erste Sprünge machen zu können. Während jedoch ihre nationalen Konkurrentinnen schon die Olympianorm von 4,50 Metern in Angriff nahmen, musste sie sich zunächst mit Höhen zwischen 4,00 und 4,20 Metern zufrieden geben.Auf die letzte Minute, pünktlich zu den Deutschen Meisterschaften, kam sie schließlich in Olympiaform. Zweimal war die Norm gefordert, zum ersten Mal bei einem offiziell anerkannten Wettkampf übersprang sie diese Höhe fünf Tage vor den nationalen Titelkämpfen in Salamanca (Spanien). Erst mit diesem Auftritt schob sie sich in den Kreis derjenigen Anwärterinnen, für die es in Nürnberg um ein Ticket nach Peking ging. Dort machte sie dann den Sack mit der zweiten Normerfüllung zu. Für die Deutschen Meisterschaften gelebt
Doch wie sicher ist sie sich, dass sie nach diesen beiden erfolgreichen Wettkämpfen mit in die chinesische Hauptstadt genommen wird? Schließlich ist mit der DM-Vierten Kristina Gadschiew (LAZ Zweibrücken) eine weitere Athletin schon zwei Mal die Norm gesprungen. „Also, wenn das jetzt nicht geklappt hat, dann weiß ich es auch nicht! Ich habe aber nur für diesen Moment gelebt, keinen Gedanken an das verschwendet, was danach kommt.“
Einziger Wermutstropfen: Ihre jüngere Schwester Lisa Ryzih wird die Reise zu den Olympischen Spielen nicht antreten. Sie hat die 4,50 Meter in dieser Saison nur einmal gemeistert und scheiterte in Nürnberg als Fünfte mit übersprungenen 4,40 Metern an der erneuten Normerfüllung.Schwester gehört die Zukunft
„Natürlich ist das schade. Aber es gab hier sechs Springerinnen, die um die Nominierung gekämpft haben, und es wäre schon unglaublich gewesen, wenn es für uns beide gereicht hätte.“
Auf den großen Videoleinwänden im Stadion konnte man verfolgen, wie die Schwestern sich nach dem Wettkampf in die Arme fielen, die eine enttäuscht, die andere überrascht und überglücklich.
Anastasija Reiberger weiß, dass ihrer 19-jährigen Schwester die Zukunft gehört: „Sie hat noch elf Jahre vor sich, bis sie so alt ist wie ich. Für mich war es vermutlich die letzte Chance. Sie wird sicher noch die Möglichkeit haben, an Olympischen Spielen teilzunehmen.“