André Bucher und das große Fragezeichen
Die "Freude am Sport" gibt André Bucher als Grund an, warum er sich vergangene Woche doch noch für einen Start bei den Europameisterschaften in München entschieden hat. "Ich bin zu gut in Form, um die EM kampflos aufzugeben", ergänzt der 800-Meter-Läufer. Für welche Leistung seine momentane Form am Ende tatsächlich gut sein kann, ist allerdings auch dem Schweizer selber völlig unklar: "Die Trainingsergebnisse waren gut, aber das große Fragezeichen bleibt, wie ich drei Rennen in drei Tagen wegstecken kann."
Ob es in München für Bucher einen Grund zu Jubeln gibt? (Foto Kiefner)
Im Frühjahr verletzte sich der Schweizer an der linken Ferse und kam anschließend nur schwer in Tritt. Bei seinem Saisondebüt Mitte Juli in Monaco wurde seine Leistung vielfach kritisiert, der 25-Jährige selbst war dagegen mit diesem Lauf gar nicht so unzufrieden: "Natürlich sieht das raummäßig krass aus, wenn man als Letzter ins Ziel kommt. Aber für mich waren andere Dinge entscheidend; ob der Fuß hält, wie die Trainingsplanung weitergeht..."In München auf die Routine vertrauen
Im Moment hält der Fuß, Bucher trainiert schmerzfrei und ohne Probleme, kann hundertprozentig belasten. Aber wie weit er mit seinen Vorbereitungen gekommen ist, ist schwer zu sagen: "Im Grunde sind zehn Wochen Trainingsausfall nicht wett zu machen. Ich habe die Hoffnung, dass ich routiniert genug bin, um bis Sonntag durchzuhalten." Wenn es so weit kommt, ist ihm sowohl ein Taktik-, als auch ein Temporennen recht. Und mit dem Gedanken an den Finallauf wird der Neudorfer wieder unbescheidener: "Dann werden die Karten neu gemischt. Es ist ja nicht so, dass die Medaillen schon verteilt wären."
Die Konkurrenz im Auge
Auch wenn für den Schweizer das Großereignis "quasi vor der eigenen Haustür" zum Heimspiel werden kann, verliert er nicht die Konkurrenz aus dem Blickfeld. Als "Leader" nennt Bucher den überzeugenden Mann über die doppelte Stadionrunde in diesem Jahr, Wilson Kipketer, aber auch Nils Schumanns spät aufkommende Form ist ihm nicht entgangen. Ebenso werden seiner Meinung nach Pawel Czapiewski, der Spanier Antonio Reina, sowie "ein bis zwei Franzosen" um die Medaillen kämpfen.
Den Humor nicht verloren
Selbst Gespräche über dieses sportlich schwere Jahr bewältigt Bucher mit einem Augenzwinkern. Sorgen wegen der schlechten Witterung in München begegnet er mit einem flapsigen "Ich habe jetzt zehn Wochen im Wasser trainiert, das sollte kein Problem sein".
Zwei Rennen hat der Schweizer Vorzeigesportler in diesem Jahr nach eigener Aussage live gesehen: "Das in Lausanne, und ein zweites in Monaco aus einer ganz besonderen Perspektive." Wenn sein Fuß so hält wie sein Humor, ist von dem Läufer in München einiges zu erwarten.