André Höhne - Schluss mit den Weltumrundungen
25 Jahre Leistungssport, bis zu 8.000 Kilometer pro Jahr. Macht man diese Rechnung auf, dann kommt André Höhne auf rund 200.000 Kilometer, die er in seinem Leben für das sportliche Gehen „gefressen“ hat. Am Samstag waren es bei den Olympischen Spielen in London (Großbritannien) die wahrscheinlich letzten fünfzig davon. Der Berliner hängt jetzt die Sportschuhe an den Nagel.
„Ich glaube, ich habe die Welt einige Male umrundet“, fasst André Höhne zusammen. Ziemlich genau fünf Weltumrundungen auf zwei Beinen kommen da zusammen. Eine beeindruckende Vorstellung.Beeindruckend war auch noch einmal, wie sich André Höhne bei seiner dritten Teilnahme von der Olympischen Bühne mit höchstem Kampfgeist verabschiedete. Zwar blieb ihm ein Top Ten-Platz versagt, dass er in 3:44:26 Stunden aber noch einmal seine zweitbeste 50-Kilometer-Zeit auf die Straße, die zum Buckingham Palace führt, brachte, das ist aller Ehren wert. Umso mehr, da er in den Wochen davor mit einer Knochenhaut- und Sehnenscheidenentzündung zu kämpfen hatte und sogar um seinen Olympiastart zittern musste.
„Die Zeit war gut, die Platzierung ist extrem undankbar““, sagte der 34-Jährige als Elftplatzierter. „Glücklich, dass ich endlich aufhören darf“, sei er im Ziel gewesen. „Der Mann mit dem Hammer kam bei Kilometer 40 schon. Ich habe unheimlich gekämpft und habe das Tempo hochgehalten, damit ich vielleicht noch eine Top Ten-Platzierung schaffe.“
„Schöne Spiele“
Dazu hat es nicht gereicht, trotzdem war der Wettkampf noch einmal ein ganz besonderer. Das lag weniger an dem Buckingham Palace, der sich den gut sechzig Gehern gleich 25 Mal zeigte, sondern vielmehr an der Stimmung an der Strecke. „Es waren schöne Spiele“, sagte André Höhne, der auch schon auf den 20 Kilometern am Start gewesen und dort auf Platz 21 (1:22:02 h) gekommen war.
Am Samstag fanden die deutschen Geher noch zusätzliche Unterstützung. Das Geher-Team hatte eine Reise nach London organisiert. „Sie haben schön gefeiert und uns nach vorne geschrien. Das war eine schöne Sache. Ich bin auch glücklich, dass sie alle hierher gekommen sind. Sie haben sich aufgeteilt, ich habe überall Deutsche gehört“, berichtete André Höhne.
Auf seine Laufbahn blickte er mit Stolz zurück. „Ich will nichts missen. Ich hätte vielleicht zwischendurch etwas mehr Glück haben können. Es waren ein paar Wettkämpfe, wo man mir auch gerne eine Medaille hätte umhängen können. In Osaka war nicht ins Ziel gekommen aufgrund einer Fehlleitung und dann kollabiert“, schlug André Höhne die Brücke zu einem unvergesslich bitteren Moment vor fünf Jahren bei der WM in Japan zurück, als die Zeit für den Sprung auf das Podest bei ihm reif schien und zum Greifen nahe war.
Aufholjagden
2005 hatte er bei der WM in Helsinki (Finnland) als Vierter auf den 20 Kilometern sein international wertvollstes Ergebnis erzielt. 2009 kam er bei der Weltmeisterschaft in Berlin wiederum nach einer tollen Aufholjagd noch einmal über 50 Kilometer auf Platz fünf. „Ich habe immer beim Bestes gegeben, gekämpft und ich glaube, ich habe schöne Wettkämpfe gezeigt“, stellte er jetzt fest.
Nach dem Ende seiner aktiven Karriere, die höchstens noch durch einen Start im September beim Word Challenge-Finale in Erdos (China) hinausgezögert werden könnte, will André Höhne dem Gehsport nicht nur verbunden bleiben, sondern selbst mit anpacken.
Den Nachwuchs nach vorne bringen
„Ich hoffe, dass ich in der Zukunft der Jugend etwas mitgeben kann mit meiner Erfahrung, den Gehsport noch mit aufbauen kann und ich den DLV für die nächsten Jahre mit unterstützen kann. Wir haben ein kleines Loch im Nachwuchs. Ich hoffe, dass wir das stopfen und in den nächsten vier bis acht Jahren den Nachwuchs nach vorne ranführen können“, kündigte er an.
Die Nachfolge von André Höhne scheint zumindest an der Spitzenposition schon geregelt. Dort tritt jetzt in Deutschland mit dem Potsdamer Christopher Linke ein junger Geher, der in London vom „alten Hasen“ noch einmal in die Schranken gewiesen worden war, in die Fußstapfen. Dieser zollte dem scheidenden Spitzengeher zum Abschied noch einmal allen Respekt: „André ist ein harter Athlet, der sich quälen kann. Seine Leistung kann ich nur extrem hoch einschätzen.“ Das wiederum gilt auch für die gesamte Laufbahn mit umgerechnet fünf Weltumrundungen. Chapeau!
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