André Höhne will Kampf um Medaille aufnehmen
Bei der letzten Weltmeisterschaft in Helsinki (Finnland) war der Berliner Geher André Höhne als Vierter über 20 Kilometer eine der ganz großen Überraschungen im deutschen Team. Bei der Europameisterschaft in Göteborg (Schweden) würde er nun am Dienstagabend am liebsten nahtlos daran anschließen.
André Höhne hat sich für die EM viel vorgenommen (Foto: Kiefner)
"Der vierte Platz bei der WM macht mich immer noch stolz", erzählt André Höhne, "das hat mir Selbstvertrauen gegeben. Jetzt habe ich eine gewisse Coolness. Ich habe bei den Olympischen Spielen in Athen und dann in Helsinki gemerkt, dass es einfach läuft."Dabei überzeugte er auch durch ein taktisches und bedachtes Gehen. In Finnland rollte er das Feld quasi von hinten auf. "Ich kann momentan noch kein so hohes Tempo von Anfang an gehen. Daran habe ich noch zu arbeiten."
Dass er aber mittlerweile eine gute Rolle spielen kann, hat er spätestens in Helsinki unterstrichen. Eine ausgeklügelte Taktik ist dabei ungemein wichtig. "Ich gebe mir eine ungefähre Zielstellung anhand von relativ konstanten Zeiten pro 1.000 Meter. Am Ende versuche ich das Tempo zu halten oder noch zu forcieren. In Helsinki musste ich dabei einen kühlen Kopf bewahren, denn ich war vom hohen Anfangstempo der Konkurrenz geschockt."
Platz unter den ersten Sechs
Für den Wettkampf in Göteborg hat er sich nun wieder eine vordere Platzierung zum Ziel gesetzt: "Ich will um eine Medaille kämpfen, ein Platz unter den ersten Sechs sollte realistisch drin sein. Damit wäre ich auch zufrieden."
Jetzt in Schweden startet André Höhne nur über 20 Kilometer, im nächsten Jahr bei der WM in Osaka (Japan) würde er aber auch gerne die Langstrecke von 50 Kilometern im Doppelstart in Angriff nehmen. Er erklärt: "Die Chancen über 50 Kilometer wären größer, denn die Leistungsdichte auf den 20 Kilometer ist schon enorm."
Träume und Ziele hat er dabei ganz konkret. "Olympia 2008 und die WM 2009 sind für mich noch einmal absolute Highlights", meint André Höhne. Sollte es dort gut laufen, schließt er auch nicht aus, dass er noch das ein oder andere Jahr als Geher dranhängt.
Hohes Trainingspensum
Schließlich investiert der 28-Jährige eine ganze Menge in den Leistungssport. "Es gibt nur ganz oder gar nicht", erklärt er. Sein normaler Trainingsaufwand beläuft sich auf acht Stunden am Tag. Gerade auch deshalb vermisst er manchmal den Respekt und die Akzeptanz für seine Disziplin. "Das Gehen wird leider immer noch belächelt." Dabei würden viele Talente einfach von diesem hohen Pensum abgeschreckt.
Der Geher, der momentan noch als Sportsoldat abgesichert ist, ist zwar ein Leistungssportler durch und durch, aber er geht auch abseits dessen seinen Weg. Er denkt mittlerweile über den Sport, den er eben mindestens noch bis zur Weltmeisterschaft 2009 im heimischen Berlin betreiben will, hinaus. Anfang Mai schloss er eine Abendschule mit dem Abitur ab, um später noch ein Studium in Angriff nehmen zu können oder dann nahtlos in das Berufsleben einzusteigen.
Vaterrolle
André Höhne selbst musste sich in den letzten Monaten auch mit seiner neuen Rolle als Familienvater arrangieren. "Ich wollte das erste Lebensjahr meines Sohnes intensiv miterleben", berichtet er aus seinem Privatleben, "meine Frau hält mir dabei auch für den Sport den Rücken frei."
Die Vorbereitung auf die EM hat deshalb auch nicht darunter gelitten. In Südafrika war er, ansonsten absolvierte er im vertrauten Kienbaum seine Trainingslager, damit er in Göteborg fit an den Start gehen kann.
André Höhne scheint alles für einen erfolgreichen Auftritt in Skandinavien getan zu haben. Auch wenn ihn die reine Papierform wie schon in Helsinki nicht als Medaillenkandidaten ausweist, so weiß er doch schon um bestimmte Erwartungen und Hoffnungen, auch seine eigenen. Diese zu erfüllen ist das vorrangige Ziel an diesem Dienstag, wenn es auf den Straßen Göteborgs für die Geher zur Sache geht.
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