André Niklaus - Zwischen Sport und Studium
Hallen-Weltmeister, WM-Vierter, Olympia-Achter. Zehnkämpfer André Niklaus (LG Nike Berlin) kann auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. In diesem Jahr möchte der 31-Jährige noch einmal die 8.000-Punkte-Marke knacken. Gleichzeitig macht er sich aber schon Gedanken um die Zeit nach dem Sport. Das Training mit der beruflichen Ausbildung zu kombinieren, ist ihm nicht immer leicht gefallen.

Hilfestellungen gibt es einige, und sie werden immer mehr. Erst am Dienstag hat die Stiftung Deutsche Sporthilfe die Initiative "Sprungbrett Zukunft" vorgestellt, die Unternehmen für die speziellen Fähigkeiten und Bedürfnisse von Sportlern sensibilisieren und Athleten damit den Übergang in den Beruf erleichtern möchte. Auch André Niklaus hörte sich an, was die Sportler, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler und Sportfunktionäre zu sagen hatten.
Eigeninitiative gefragt
"Sportler können weniger mit Fachwissen punkten, dafür mit Personality", meint der Mehrkämpfer, der dabei längere Studienzeiten und weniger Berufserfahrung im Hinterkopf hat. "Natürlich darf man den Bachelor auch nicht mit 4,0 abschließen."
Er selbst bekam und schätzte unter anderem eine Laufbahnberatung, die manchmal aber auch zum Umweg wurde. "Oft musste ich mehrmals nachfragen, ob ich einen Platz bekommen habe, dann hat es doch nicht geklappt." Die Sache selbst in die Hand zu nehmen, entpuppte sich in manchen Situationen als praktischer.
Seinen eigenen Weg finden, auch wenn einige Zeit für die Suche ins Land geht. André Niklaus hält eine solche Herangehensweise für Sportler für eine gute. "Es reicht, am Ende der Sportkarriere mit dem Studium fertig zu sein." Liegen zwischen Abschluss und Berufseinstieg zu viele Jahre, könnte auch das wieder zum Nachteil werden.
Studium auf Sportler ausrichten
An der Fachhochschule Ansbach hat der zweimalige U20-Europameister schließlich die für ihn passende Möglichkeit gefunden, Sport und Studium zu verbinden. Speziell für Spitzensportler wird dort der Studiengang "International Management" angeboten. Der relevante Stoff ist online abrufbar, hinzu kommen Präsenztage, die aber auch flexibel mit Wettkampfterminen abgestimmt werden können.
André Niklaus ist vom Konzept des Studiums begeistert und davon, andere Sportler kennenzulernen. "Die Zeit dort verbringen wir in Apartment-Wohnungen. Da treffen sich fremde Sportler und können zusammen leben." Aus der Leichtathletik nutzen unter anderem auch Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken), Läuferin Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) oder Sprinter Julian Reus (TV Wattenscheid 01) das Angebot.
Die Zeit, sich Mitschriften von Kommilitonen zusammenzusuchen, ist damit vorbei. In einer Facebook-Gruppe tauscht sich André Niklaus dennoch zusätzlich mit seinen Mit-Studenten aus. Er meint, dass auch andere Unis diese Art des Studiums anbieten sollten.
Noch einmal über 8.000 Punkte
Sportlich peilt der WM-Teilnehmer von 2003, 2005 und 2007 in diesem Sommer keinen internationalen Start an. "Ulm, Ratingen, Deutsche Meisterschaften", das ist der Plan. "8.100 Punkte wären ein schönes Ding. Damit kann man bei Deutschen Meisterschaften um eine Medaille kämpfen." Die WM in Moskau (Russland; 10. bis 18. August) sieht er außer Reichweite - die Konkurrenz als zu stark.
2008 gelang es ihm das letzte Mal, 8.000 Punkte zu überbieten. Danach machten immer wieder Verletzungen einen Strich durch die Comeback-Hoffnungen. In den vergangenen beiden Jahren ging es dann wieder aufwärts.
Was die Karriere nach dem Sport angeht, hofft André Niklaus, dass Unternehmen weiter offener für Bewerber mit Lebensläufen wie seinem werden. Sein "positives Denken aus dem Sport" will er mit in den Beruf nehmen.
Video: Sporthilfe startet "Sprungbrett Zukunft"