André Pollmächer - „Ich bin wieder da!“
Er galt in den letzten Jahren als eine der Hoffnungen für die deutsche Marathonszene der Männer. Mit 2:13:08 Stunden führte er 2009 die deutsche Bestenliste an. Nach Platz 18 bei den Weltmeisterschaften in Berlin beendete André Pollmächer für viele überraschend seine Karriere als Leistungssportler. Jetzt verkündeten er und sein neuer Trainer Ronald Weigel das Comeback des 27 Jahre alten Riesaers.
Es wurde viel spekuliert über die Gründe, die zum Rücktritt führten. Für viele schien diese Entscheidung eine Kurzschlussreaktion gewesen zu sein. Doch für den jungen Mann, der bisher unter Bernd Dießner beim LAC Erdgas Chemnitz trainiert hatte, war es ein reiflich überlegter Schritt.„Bereits 2008 hatte mir mein Trainer angekündigt, nach der WM 2009 in Rente zu gehen und danach nicht weiter als Trainer tätig zu sein. Damals stellte sich schon die Frage seiner Nachfolge beim LAC. Nach einem längeren Gespräch mit unserem Vereinspräsidenten und reiflicher Überlegung meinerseits, stand für mich fest, dass ich diese Herausforderung annehmen wollte.“
Schnell Erfolge im Traumjob
Die Tätigkeit als Trainer, die er im September 2009 beim LAC Erdgas Chemnitz aufnahm, stellte für André Pollmächer den absoluten Traumjob dar. Auch konnte er sich dadurch den gewünschten Abstand vom bedingungslosen Leistungssport holen. Die psychischen und physischen Belastungsspuren, die solch ein knallhartes Training unweigerlich hinterlassen, bestärkten ihn noch zusätzlich, diesen Weg zu gehen.
Erste Erfolge als Trainer stellten sich schnell ein. In allen Altersbereichen holten die von ihm betreuten Läuferinnen Medaillen bei Deutschen Meisterschaften und waren zudem international für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) im Einsatz.
Kündigung im Urlaub
„Es lief eigentlich genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich sichtete Nachwuchsathleten und integrierte sie in den Verein. Natürlich habe ich in der ersten Zeit Fehler gemacht. Nicht zuletzt lag das aber auch daran, dass es mein Verein versäumt hat, mir einen Berater zur Seite zu stellen, der mich durch die erste Zeit begleiten hätte sollen“
Während seines Urlaubs erhielt André Pollmächer dann für ihn völlig unerwartet die fristlose Kündigung vom Stadtsportbund Chemnitz und vom LAC Erdgas Chemnitz. Mittlerweile wurde die Angelegenheit zwar außergerichtlich geregelt und die fristlose Kündigung von Seiten des Arbeitgebers in eine fristgerechte betriebsbedingte Kündigung umgewandelt, aber der Schritt weg vom LAC Erdgas Chemnitz war dadurch nur eine logische Konsequenz.
Neue Chance durch Ronald Weigel
Erste Kontakte zum jetzigen Marathonbundestrainer entstanden bereits während vergangener Trainingslager, bei denen André Pollmächer vor Ort durch Ronald Weigel betreut wurde. Im Juli dieses Jahres kamen die beiden im Rahmen der Deutschen Meisterschaften in Braunschweig erneut ins Gespräch. „Ron Weigel sprach mich an, ob ich wirklich keine Lust mehr hätte zu laufen und ob ich mir meiner Chancen bewusst sei.“
Bei erneuten Gesprächen mit dem mittlerweile zum Bundestrainer ernannten Ronald Weigel konnte dieser ein schlüssiges und methodisch wirksames Konzept vorlegen. Die dabei aufgezeigten neuen Möglichkeiten gaben André Pollmächer den letzten Anstoß, wieder mit dem gezielten Training anzufangen. So war es nur logisch, dass beide auch in Zukunft zusammen arbeiten wollen. „Ron Weigel wird mich auch in Zukunft trainieren. Ich vertraue ihm voll und ganz. Für welchen Verein ich dabei im nächsten Jahr starte, steht allerdings noch nicht fest.“
Herbstmarathon 2011 geplant
In der Vorbereitung auf einen Marathon im nächsten Jahr wird André Pollmächer die idealen Bedingungen am Olympiastützpunkt in Potsdam nutzen und deshalb seinen Wohnsitz nach Potsdam verlegen. Dass Ronald Weigel regelmäßig vor Ort ist, sichert außerdem eine optimale Betreuung. Die gemeinsame Zielstellung sieht vor, in den nächsten Monaten durch verschiedene Trainingslager, aber auch durch Unterdistanzwettkämpfe den geplanten Marathon im Herbst 2011 vorzubereiten.
Das Jahr Auszeit vom Hochleistungssport sieht der Neu-Potsdamer dabei nicht als Nachteil an. Nach der physischen und psychischen Pause baut er jetzt voll darauf, dass jeder Trainingsschritt wirksam ist. Außerdem wendet er die Erfahrungen, die er als Trainer gesammelt hat, nun auch auf sich selbst an. „Ich trainiere jetzt bewusster und kann mich besser selbst kontrollieren. Zusätzlich kann ich manche Dinge eben auch aus einer anderen Perspektive sehen.“
„Ich bin wieder da!“
Als persönliche Stärke sieht André Pollmächer sein Streben nach neuen Trainingsdimensionen. Die absolvierten Trainingsumfänge dürften wohl in Deutschland einmalig sein. Er selber erhofft sich von seinem Comeback eine deutliche Belebung der deutschen Marathonszene. Sollte das neue Trainingskonzept aufgehen, so erhofft er sich dadurch eine Sogwirkung auf andere Athleten. Gerade auch deshalb warnt er davor, ihn als letzte Hoffnung des deutschen Marathons zu bezeichnen.
„Man sollte auch auf Jan Fitschen achten. Er ist bis jetzt noch keinen Marathon gelaufen. Auf jeden Fall wird er die Szene beleben und vielleicht sogar alle überraschen können. Ich möchte im gleichen Atemzug aber feststellen, dass ich wieder darauf brenne, mich mit anderen bei Wettkämpfen zu messen... Ich bin wieder da“, lautete die Ansage von André Pollmächer.
Ein ausführliches Interview mit André Pollmächer lesen Sie in der am Mittwoch erscheinenden Ausgabe der Fachzeitschrift leichtathletik.