André Streese - Mal richtig Leistungssport machen
Der Potsdamer Hürdensprinter André Streese steht vor seiner größten sportlichen Herausforderung. Mit der Nationalmannschaft bereitet er sich zur Zeit in Kingston/Jamaika auf seinen Einsatz bei der Junioren-WM vor. Im National Stadium möchte er, am 21. Juli, im 110-Meter-Hürden-Endlauf stehen und dabei unter vierzehn Sekunden laufen.
Andre Streese fiebert dem Start bei der Junioren-WM in Kingston entgegen (Foto: Gantenberg)
„Ich habe das ganze Jahr nur mit den Männerhürden trainiert, bis auf die eine Woche vor den deutschen Jugendmeisterschaften in Mönchengladbach“, erklärt der Schüler seine zielgerichtete Vorbereitung. Im Grenzlandstadion war er über die niedrigeren A-Jugendhürden zu einem ungefährdeten Sieg gekommen, danach aber über seine Siegeszeit von 13,70 Sekunden enttäuscht, die noch etwa ein Zehntel hätte niedriger ausfallen können. Seine Bestzeit über die Männerhürden steht seit letztem Jahr bei 14,05 Sekunden. In dieser Saison läuft er konstant tiefe 14er-Zeiten, aber der Knoten ist noch nicht geplatzt. „Die wirklich gute Zeit fehlt mir noch, die kommt dann hoffentlich in Kingston. Eine 13,90 wäre schon ganz cool.“
Coolness für die Sonneninsel
Coolness benötigt er auf der Sonneninsel, denn die Endlaufteilnahme ist ein hartes Stück Arbeit. Als Favoriten gelten die Chinesen, allen voran der neue Asien- und Juniorenweltrekordler Xiang Liu, der sich in Lausanne auf 13,12 Sekunden verbesserte und der US-Amerikaner Antwoin Hicks, der 13,59 Sekunden zu Buche stehen hat. Für André Streese gilt es Fuß zu fassen und mit einer guten Platzierung bei den Juniorenweltmeisterschaften, den kommenden Übergang in die Männerklasse so fließend wie möglich zu gestalten.
Der 19-jährige will in knapp einem Jahr sein Abitur an der Sportschule in Potsdam „bauen“
und wie viele andere Athleten steht er vor einem Scheideweg. Aufgewachsen in Brandenburg, hat er beim ASV Germania Edelweiss 1924 Senftenberg seine ersten leistungssportlichen Gehversuche gemacht, zuerst als Zehnkämpfer. 1997 ist er nach Potsdam gewechselt. „Ich hatte Bock, mal etwas anderes, mal richtig Leistungssport zu machen. In Potsdam waren bessere Bedingungen als in Senftenberg.“ Dort besucht er seitdem ein Internat und ist nur noch selten zu Hause. 1999 wurde er in Duisburg deutscher B-Jugendmeister über die Hürden. In den Folgejahren konnte nur Sebastian Siebert verhindern, dass er alle Jugendtitel im Freien abräumte.
Die Einstellung stimmt
Bei so vielen Erfolgen kristallisierte sich bald eine professionelle Einstellung für den Sport heraus. „Ich möchte das jetzt ernsthaft verfolgen. In den nächsten zwei Jahren will ich den Anschluss zur deutschen Spitze schaffen. Eine Zeit unter 13,30 Sekunden ist mein Ziel“, hat der Hürdensprinter heute klare Zukunftsvorstellungen, ohne den Blick für die Realität zu verlieren: „Wenn ich merke, dass sich nichts mehr bewegt, dass ich stehen bleibe, dann höre ich auf. Ich renn nicht drei Jahre hinterher ohne irgendwelche Erfolge zu haben“, erklärt der Youngster, der fünf- bis sechsmal in der Woche bei Frank Möller trainiert und mit Nico Spanier einen starken Trainingspartner hat. Unerklärlich sind seine vergleichsweise schwachen Leistungen in der Hallensaison. „Ich hatte immer Probleme über die 60 Meter Hürden.“ Das soll sich im nächsten Winter ändern. „Da will ich unter die sechs besten deutschen Hürdensprinter.“
Die Reise nach Kingston wird jetzt einen ersten Fingerzeig geben, in welche Richtung die Karriere des Hürdentalentes geht. Schafft er die Endlaufteilnahme, dann kann er danach entspannt die Beine hochlegen – zum Beispiel am Runaway Bay, einem der schönsten Strand -und Tauchparadiese der Welt.