Andrea Mayr gewinnt bei Berglauf-WM
"Der internationale Berglauf gewinnt weiter an Qualität", resümmierte Danny Hughes, der Präsident des Berglauf-Weltverbandes WMRA am Sonntag nach überaus spannenden Wettbewerben bei der 22. Berglauf-World-Trophy im türkischen Wintersportzentrum Uludag nahe der Millionenstadt Bursa am Marmarameer.
Andrea Mayr wurde Weltmeisterin (Foto: Gantenberg)
Mit über 350 Teilnehmern aus 36 Nationen gab es nicht nur eine neue Rekordbeteiligung, sondern auch die Goldmedaillen verteilten sich zudem auf gleich vier Kontinente. Die Überraschung dabei gelang dem 37-jährigen Kolumbianer Rolando Ortiz, der sich in einem spannenden Duell im Schlussspurt gegen den fünffachen World-Trophy-Sieger Jonathan Wyatt durchsetzen konnte. Allerdings hatte der Neuseeländer das große Pech, nach einer Hundeattacke zwei Tage zuvor offensichtlich gehandicapt ins Rennen gegangen zu sein.
Nach einem Patellabruch war die letztjährige Berglauf-Europameisterin Andrea Mayr aus Wien erst spät in die Saison eingestiegen, verpasste die Hindernis-Qualifikation für die EM in Göteborg (Schweden), lief diese zwar inzwischen in Königs Wusterhausen, wurde österreichische Radmeisterin im Bergzeitfahren – und holte sich nun das Weltchampionat auf der schweren Strecke im Nationalpark oberhalb des Marmarameeres.
Keine Besichtigung
"Da wir erst am Freitagabend angereist waren, habe ich keine Chance mehr gehabt, mir die Strecke anzusehen. Deshalb musste ich zwangsläufig vorsichtiger anlaufen", war die Wienerin noch Stunden nach dem Triumph von Bursa außer sich vor Freude, "und das dürfte mein Glück gewesen sein!"
Andrea Mayr lief trotz ungewohnter Zurückhaltung bereits nach der Streckenhälfte der 8,5-Kilometer-Distanz an der Spitze, gefolgt von der erst 19-jährigen Schweizerin Martina Strachl und der bereits vor neun Jahren als World-Trophy-Siegerin gefeierten Französin Isabella Guillot, während die hohe Favoritin Anna Pichrtova aus der Tschechischen Republik schon mit deutlichem Abstand nur auf Position fünf folgte. Während die Reihenfolge um die Medaillen bis zum Ziel an der Bergstation auf 1.665 Meter blieb, rutschte die Tschechin sogar noch auf Rang sieben ab.
Im Kampf um die Medaillen trumpften die jungen Läufer aus Eritrea mächtig auf. Neben dem Doppelsieg bei den Junioren durch Ermias Mehrteab und Kiflom Sium holten die Afrikaner auch die Mannschaftswertungen bei den Junioren und den Männern, womit Abonnementsmeister Italien nach ungebrochener Dominanz seit 21 Jahren erstmals eine Niederlage bei dem Weltgipfeltreffen einstecken musste. Die einstige Berglauf-Nation Nummer eins blieb in Bursa überhaupt erstmals ohne Gold, denn die ebenfalls starken Frauen mussten sich den stark auftretenden US-Läuferinnen geschlagen geben.
DLV-Team mit ordentlichem Ergebnis
Gastgeber Türkei blieb zwar eine Goldmedaille im eigenen Land verwehrt, mit einer Silber- und zwei Bronzemedaillen durfte der Leichtathletikverbands-Präsident und frühere Frankfurt-Marathonsieger Mehmet Terzi dennoch zufrieden sein.
Im verschärften Wettbewerb wussten sich die deutschen Teilnehmer ordentlich zu schlagen, auch wenn keine Leistung zu einer Medaille ausreichte. "Bei den aussichtsreichen Junioren kam leider Verletzungspech hinzu, sonst wäre hier Bronze machbar gewesen", zog Berglauf-Referent Wolfgang Münzel ein Fazit.
Während der eigentlich wegen Krankheit geschwächte Quirin Schmölz von der LG Würm-Athletik überraschend mit Rang elf der Juniorenklasse die beste Einzelleistung im DLV-Team ablieferte, blieb der Ostheimer Manuel Stöckert mit Magenproblemen unter Wert und dessen Bruder René musste mit einem Bänderriss sogar ins Krankenhaus gebracht werden, so dass die medaillenträchtige Mannschaft aus dem Rennen war.
Geschlossene Mannschaftsleistung
Eine geschlossene Mannschaftsleistung führte das DLV-Frauenteam mit 79 Punkten auf einen wertvollen siebten Rang, gefolgt von so starken Teams wie der Schweiz, der Türkei und Australien. Für die beste Einzelleistung sorgte die deutsche Meisterin Anja Carlsohn auf Rang 23, zwei Plätze zurück die Juniorenmeisterin Lisa Reisinger. Sogar noch eine Position besser behauptete sich die Juniorinnen mit Kerstin Straub und Sabrina Prager.
Ohne den aus dem Nationalteam ausgescherten Vize-Europameister Helmut Schiessl hatten die Männer natürlich keine Hoffnung auf einen vorderen Rang. Die Mannschaft mit dem auf Rang 35. bestplatzierten Markus Jenne, Timo Zeiler, Marcus Enders und dem enttäuschenden Dominik Wagner wurde Zwölfter im Klassement der 26 Nationen.
Ergebnisse:
World Mountain Running Trophy Bursa/ TUR (10.9.):
Männer (12,090 km/ HD 1275 m):
1. Rolando Ortiz (COL) 56:16, 2. Jonathan Wyatt (NZL) 56:22, 3. Tesfay Felfele (ERI) 56:39, 4. Selahattin Selcuk (TUR) 57:11, 5. Marco de Gasperi (ITA) 58:20, 6. Marco Gaiardo (ITA) 58:35, 7. Ahmet Aslan (TUR) 58:46, 8. Maekele Tadesse (ERI) 58:54, 9. Fkre Andebrhan (ERI) 59:13, 10. Simon Gutierrez (USA) 59:21, 11. Eric Blake (USA) 59:28, 12. Said Jandari (FRA) 59:33, 13. Silvio Guerra (ECU) 59:44, 14. Munir Mehmet Cura (TUR) 59:54, 15. Gabriele Abate (ITA) 59:59, 16. Raymond Fontaine (FRA) 1:00:06, 17. Mehari Ahferom (ERI) 1:00:32, 18. Davide Chicco (ITA) 1:00:38, 19. Qystein Sylta (NOR) 1:00:42, 20. Peter Lamovec (SLO) 1:00:46…35. Markus Jenne (GER/ USC Freiburg) 1:02:03, 42. Timo Zeiler (GER/ TSV Trochtelfingen) 1:02:39, 55. Marcus Enders (GER/ SV Frankenheim) 1:04:05, 95. Dominik Wagner (GER/ LG Domspitzmilch Regensburg) 1:08:02 (152 Läufer im Ziel) – Mannschaften: 1. Eritrea (Felfele, Tadesse, Andebrhan, Ahferom) 37, 2. Italien (de Gasperi, Gaiardo, Abate, Chicco) 44, 3. Türkei (Selcuk, Aslan, Cura, Kaya) 62, 4. Frankreich 83, 5. USA 113, 6. Schweiz 136, 7. England 158, 8. Neuseeland 167…12. Deutschland (Jenne, Zeiler, Enders, Wagner) 227 (26 Mannschaften gewertet).
Frauen (8,549 km/ HD 895 m):
1. Andrea Mayr (AUT) 47:11, 2. Martina Strachl (SUI) 47:29, 3. Isabella Guillot (FRA) 47:43, 4. Anita Hakenstad-Evertsen (NOR) 48:47, 5. Vittoria Salvini (ITA) 49:19, 6. Yolanda Fernandez (COL) 49:29, 7. Anna Pichrtova (CZE) 49:37, 8. Kirsten Melkevik-Otterbu (NOR) 49:47, 9. Nicole Hunt (USA) 50:13, 10. Rachel Dobbs (USA) 50:24, 11. Victoria Wilkinson (ENG) 50:36, 12. Grazia Maria Roberti (ITA) 50:49, 13. Irena Sadkova (CZE) 50:54, 14. Melissa Moon (NZL) 51:05, 15. Anna Thompson (AUS) 51:08… 23. Anja Carlsohn (GER/ SC Potsdam) 52:17, 25. Lisa Reisinger (GER/ SSC Hanau-Rodenbach) 52:29, 31. Alexandra Bott (GER/ SSC Hanau-Rodenbach) 53:56, 37. Carmen Siewert (GER/ SV Greifswald) 54:15 (83 Läuferinnen im Ziel) – Mannschaften: 1. USA (Hunt, Dobbs, Lundy) 35, 2. Tschechien (Pichrtova, Sadkova, Milesova) 37, 3. Italien (Salvini, Roberti, Morstofolini) 39, 4. Frankreich 43, 5. Österreich 62, 6. England 70, 7. Deutschland (Carlsohn, Reisinger, Bott) 79, 8. Schweiz 83 (19 Mannschaften gewertet).
Junioren (8,549 km/ HD 895 m):
1. Ermias Mehrteab (ERI) 41:20, 2. Kiflom Sium (ERI) 41:54, 3. Juan Carlos Carera (MEX) 43:13, 4. Ercan Muslu (TUR) 43:38, 5. Selmani Abis (TUR) 43:40, 6. Debesay Abis (ERI) 43:48, 7. Mahmut Oruclu (TUR) 45:24, 8. Andrej Sergeev (RUS) 46:14, 9. Maxime Fico (FRA) 46:18, 10. Alessandro Martino (ITA) 46:23, 11. Quirin Schmölz (GER/ LG Würm Athletik) 46:32, 12. Andrei Blake Benford (USA) 46:36, 13. Luis Semedo (POR) 46:38, 14. Mattia Scimaglia (ITA) 46:41, 15. Alex Jones (Schottland) 46:43… 32. Manuel Stöckert (GER/ TSV Ostheim) 49:11 (75 Läufer im Ziel) – Mannschaften: 1. Eritrea (Mehrteab, Sium, Abis) 9, 2. Türkei (Muslu, Abis, Oruclu) 16, 3. Italien (Martino, Scimaglia, Roppolo) 40, 4. Russland 57, 5. England 61, 6. Schottland 90, 7. Tschechien 97, 8. USA 102 (17 Mannschaften gewertet).
Juniorinnen (3,4 km/ HD 395 m):
1. Katarina Beresova (SVK) 21:08, 2. Natalya Leontieve (RUS) 22:45, 3. Janna Vokueve (RUS) 22:50, 4. Alice Gaggi (ITA) 23:07, 5. Natalya Nemkina (RUS) 22:31, 6. Esra Gullu (TUR) 23:37, 7. Barbora Suchankova (SVK) 23:45, 8. Nicole Rogal (NZL) 24:02, 9. Dilek Cimenkaya (TUR) 24:08, 10. Anita Baierl (AUT) 24:15, 11. Emma Clayton (ENG) 24:18, 12. Heather Timmins (ENG) 24:20, 13. Kerstin Straub (GER/ SSC Hanau-Rodenbach) 24:23, 14. Estelle Coudurier (FRA) 24:25, 15. Beata Wojciechowska (POL) 24:28… 17. Sabrina Prager (GER/ LG Passau) 24:38 (47 Läuferinnen im Ziel) – Mannschaften: 1. Russland (Leontieve, Vokueve) 5, 2. Slowakei (Beresova, Suchankova) 8, 3. Türkei (Gullu, Cimenkaya) 15, 4. Italien 22, 5. England 23, 6. Deutschland (Straub, Prager) 30, 7. Neuseeland 32, 8. Schottland 35 (17 Mannschaften gewertet).