Andrea Mayr siegt in Wien mit Rekord
Andrea Mayr sprang am Sonntag beim Marathon in Wien (Österreich) für ihren Kollegen Günther Weidlinger in die Bresche. Die 29-Jährige verbesserte als zweite heimische Siegerin der Geschichte den österreichischen Rekord auf 2:30:43 Stunden. Die ursprünglich als Ziel ausgegebene WM-Norm von 2:35 Stunden unterbot sie mehr als deutlich.
Die heimische Hoffnung ging angesichts der Spekulationen um Schienbein- und Fußblessuren ihren ersten Marathon bereits erstaunlich offensiv an. Ihr Tempo, das der Medizinerin noch weit vor der Halbmarathonmarke (1:14:47 h) die alleinige Führung einbrachte, deutete schon auf einen Angriff des österreichischen Rekords (2:30:51 h) hin.Aber lange Zeit stand auf der Kippe, ob es der Athletin mit einem eigentümlichen Laufstil wirklich gelingen sollte, Eva Maria Gradwohl abzulösen. Auf den letzten Kilometern hatte sie aber noch die nötigen Reserven, um dieses ambitionierte Unterfangen als Debütantin zu realisieren.
Vor fünf Wochen verletzt
„Es ist ein Wahnsinn. Die letzten anderthalb Kilometer haben mich die Leute ins Ziel getragen. Die ganze Stimmung hat sich auf mich übertragen“, sagte eine euphorisierte Andrea Mayr, „drei Kilometer vor dem Ziel hatte ich den Rekord schon abgeschrieben. Aber dann habe ich noch einmal einen Schub bekommen. Nach 42 Kilometern hatte ich noch fünfzig Sekunden, da wusste ich: Es muss sich ausgehen.“
Die erfahrene Läuferin gestand zu ihrem Understatement im Vorfeld: „Ich muss zugeben, ich bin das Rennen auf Rekordzeit angelaufen, nachdem ich im Training schon darauf trainiert hatte.“ Zu ihrer Verletzung sagte sie: „Am meisten muss ich meinem Fuß danken. Vor fünf Wochen tat jedes Training verdammt weh. Bei dem medizinischen Befund war ein Knochenmarksödem mit einer Stressfraktur dabei, eine angerissene Sehne, eine angeschwollene Achillessehne…“
Günther Weidlinger verpasst Rekord
Für Günther Weidlinger, der im Vorfeld keinen Hehl aus seinem Ziel machte, ist es sich dagegen nicht ausgegangen. Der bereits 23 Jahre alte österreichische Marathonrekord von Gerhard Hartmann (2:12:22 h) besteht weiter, nachdem der frühere Hindernisläufer beim Vienna City Marathon als Neunter die anvisierte Marke trotz eines disziplinierten Rennens um 17 Sekunden verpasste. Den Sieg im Lauf der Debütanten holte sich der Kenianer Gilbert Kipruto Kirwa (2:08:21 h).
Bei Günther Weidlinger zeigte sich bereits früh, dass er sein eigenes Rennen gestalten und sich nicht an der mit Afrikanern gespickten Spitzengruppe orientieren wollte. Bis zur Halbmarathon-Marke leistete der Oberösterreicher Maßarbeit. In 1:05:59 Stunden lag er genau im Bereich der angepeilten Zwischenzeit von 1:06 Stunden. Die Marschroute brachte ihn danach auf einen Kurs zu einer Endzeit unter 2:12 Stunden und auch in Reichweite eines Top Ten-Platzes.
Doch auf den letzten Kilometern musste der Marathon-Frischling schließlich der Distanz Tribut zollen. In 2:12:39 Stunden verpasste er den angepeilten österreichischen Rekord am Ende deutlich. Trotzdem bedankte er sich mit einer kleinen Ehrenrunde beim Publikum.
Füße kaputt und krampfig
„Meine Fuße sind extrem kaputt. Ich bin auf den letzten Kilometern irrsinnig eingegangen, mit dem letzten Korn ins Ziel gekommen. Es war trotzdem schön mitzulaufen. Der neunte Platz ist ganz in Ordnung, die Zeit ist es nicht“, sagte Günther Weidlinger. „Ich hatte sehr großen Druck vor dem Rennen. Wir waren aber auf gutem Kurs. Es war dann hart, am Ende zu sehen, dass ich immer langsamer werde.“
Bei Kilometer 40 sei er an einem Anstieg eingebrochen. „Das war der Knackpunkt. Es hat nicht mehr hingehauen, meine Beine wurden richtig krampfig. Ich freue mich trotzdem auf meinen zweiten, dritten und vierten Marathon und hoffe, dass es irgendwann mit dem Rekord klappt.“
Achter kenianischer Sieg
An der Spitze war nach dem Ausstieg der Tempomacher bei Kilometer 30 der Weg für Gilbert Kipruto Kirwa, Degefa Abebe Negewo (Äthiopien) und Joseph Maregu (Kenia) frei.
Diesen bahnte sich den anderen voran Gilbert Kipruto Kirwa, mit einer Halbdistanz-Bestzeit von nur 62:45 Minuten angereist, weiter. Nach zwei Stunden hatte er seinen Vorsprung auf die Verfolger schon auf über 40 Sekunden ausgebaut.
In 2:08:21 Stunden avancierte der erst 23-Jährige zum achten Kenianer, der sich in Wien durchzusetzen vermochte. Belohnt wurde er mit 15.000 US-Dollar (11.500 Euro) Siegprämie zuzüglich Zeitboni. Auf den zweiten Platz konnte sich in der Schlussphase noch der Äthiopier Dereje Debele Tulu (2:09:08 h) vorarbeiten. Dritter wurde der schon im Vorfeld hoch eingeschätzte Joseph Maregu (2:09:25 h).
29.000 Teilnehmer
Streng legte der Veranstalter sein Rookie-Konzept, nach dem nur Debütanten im Elitefeld erlaubt sind, aus. Zwei Läuferinnen, bei denen festgestellt wurde, dass sie bereits einen Marathon hinter sich haben, wurde untersagt, das Rennen zu beenden, so dass ihnen nur die Rolle von Tempomacherinnen blieb.
Insgesamt nahmen rund 29.000 Aktive an der Gesamt-Veranstaltung teil.
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