Andreas Erm ist doppelt motiviert
Es war nicht das Jahr des Andreas Erm. Der Geher vom SC Potsdam brach die Saison im Juni aufgrund von andauernden Hüft- und Knieproblemen ab. Nach der Disqualifikation bei den Olympischen Spielen in Athen folgte mit der Nicht-Teilnahme bei der WM in Helsinki, wo er eine Bronze-Medaille zu verteidigen gehabt hätte, eine weitere große Enttäuschung.

Andreas Erm will bald wieder losmaschieren (Foto: Möldner)
Seither sind einige Monate vergangen. leichtathletik.de hat nachgefragt, was in der vergangenen Zeit im Leben des Andreas Erm passiert ist, was die Hüfte macht und wie es nun weitergeht. "Nachdem im Juni gar nichts mehr ging, habe ich erst einmal komplett Pause gemacht", erzählt Andreas Erm. An Gehen war nicht zu denken. Stattdessen nutzte er die unfreiwillig freie Zeit für Besuche bei Freunden in Nürnberg und begann Ende August eine dreiwöchige Kur in Bad Elster.
Ein Aufenthalt, der sich in den Augen des Gehers wohl gelohnt hat, denn "ich fühle mich schon viel besser", skizziert er sein augenblickliches Befinden. "Die Klinik liegt in einer so wunderbaren Gegend und alle haben sich sehr viel Mühe mit mir gegeben." Auch wenn die Schmerzen in Hüfte und Knie immer noch nicht ganz abgeklungen sind, so blickt Andreas Erm zusammen mit seinem Trainer Ronald Weigel zuversichtlich in die Zukunft. "Andreas ist immer noch in ärztlicher Behandlung, doch seinen Willen und seine Kraft hat die Verletzung nicht besiegen können", schätzt der DLV-Disziplintrainer die Situation ein.
Im Internatszimmer in Potsdam
Die Enttäuschung der vergangenen Monate will der WM-Dritte von 2001 nun in Energie umsetzten und ist nach eigenen Aussagen "hochmotiviert". Mit dieser Motivation ist auch der Schritt des Trainingsortwechsels von Berlin nach Potsdam zu erklären. "Andreas hat den Schritt gewagt, seine schöne Wohnung in Berlin gegen ein einfaches Zimmer im Potsdamer Internat zu tauschen, um sich hier professionell vorzubereiten", sagt sein Trainer, während der Athlet selbst betont, dass Berlin immer noch sein Hauptwohnsitz sei.
"In meinem Alter ist es gar nicht schlecht, wenn man mal in einer anderen Gegend trainiert. Es liefert ein wenig Abwechslung im Trainingsalltag", liefert er seine persönlichen Gründe, warum der 29-Jährige Berlin trainingstechnisch den Rücken kehrte. Man möchte keine Möglichkeit ungenutzt lassen, die Andreas Erm zurück an die Weltspitze führen könnte. Denn das Duo Erm-Weigel weiß: "Bis 2008 haben wir nichts mehr zu verschenken."
Ronald Weigel glaubt an ihn
Momentan steht Grundlagentraining auf dem Plan. "Ich laufe schon wieder ein bisschen, marschiere und tue alles was der Kräftigung und der Ausdauer behilflich ist", sagt Andreas Erm. Auch Fahrrad fahren und schwimmen gehören dazu. Ab dem 10. Oktober steht dann jedoch erst mal bis zum 15. November ein Lehrgang der Sportfördergruppe an. "In der Zeit ist das Training natürlich etwas eingeschränkt, aber einmal pro Tag werde ich auch dort laufen können."
Die Enttäuschung der Sommer-Saison ist überwunden und in doppelte Motivation umgemünzt worden. Momentan laufen die Vorbereitungen für eine erfolgreiche Europameisterschafts-Saison 2006 an. Und auch wenn die Hüfte noch schmerzt, Ronald Weigel ist sich sicher: "Mit seinen Fähigkeiten wird Andreas Erm auch in den kommenden Jahren zu den DLV-Leistungsträgern gehören".