Andreas Lange - „Norm im Visier“
Der Mittelstreckler Andreas Lange von der LG Reinbek/Ohe könnte sich zu einem Aufsteiger dieser Wintersaison mausern. Der 22-Jährige will zur Hallen-Europameisterschaft in Göteborg (Schweden, 1. bis 3. März). Mehr erfahren Sie im Interview.
Andreas Lange, was bedeuten 1:16,76 Minuten über 600 Meter, die Sie beim Länderkampf in Glasgow gelaufen sind, hochgerechnet für eine Zeit über 800 Meter?Andreas Lange:
Theoretisch kann man eine 1:44er-Zeit laufen - wenn man durchhält. Für mich war Glasgow ein super Erlebnis. Dass ich mitgenommen wurde zeigt, dass mit mir auf nationaler Ebene gerechnet wird.
Schielen Sie auf die Hallen-EM?
Andreas Lange:
Mir fehlen noch sieben Zehntel. In Düsseldorf gibt es am Freitag die nächste Chance auf eine gute Zeit. Ich nehme die Norm ins Visier, will mir aber auch nicht zu viel Druck machen. Ich kann schon jetzt mit der Hallensaison super zufrieden sein.
Wo ordnen Sie sich national ein?
Andreas Lange:
Ich sehe mich im Moment mit vorn dabei. Sören Ludolph macht leider keine Hallensaison. Bei Robin Schembera muss man abwarten, wie es gesundheitlich läuft. Ich schiele auf eine Medaille bei den Deutschen Meisterschaften, wo aber viel von Tagesform und Taktik abhängt.
Über 800 Meter gibt es national einige Läufer, die ans Tor zum internationalen Geschäft klopfen, für ganz vorn reicht es aber noch nicht. Warum?
Andreas Lange:
Mit Sören Ludolph haben wir schon gezeigt, dass wir dabei sind. Im Nachwuchs sind wir gut aufgestellt. Es wird vielleicht noch ein, zwei Jahre dauern, bis wir vorne mitmischen. Sebastian Keiner geht wohl auf die 1.500 Meter, wo Florian Orth schon dabei ist. Dennis Krüger ist stark, und mit mir muss auch zu rechnen sein.
Was können Sie persönlich noch verbessern?
Andreas Lange:
Meinen Trainingsumfang steigern. Ich studiere im Moment Vollzeit und werde das im Sommer wohl auch erstmal weitermachen. In der Vorbereitung habe ich zwar schon zehn Einheiten die Woche gemacht, im Moment sind es aber nur fünf. Auch ein Trainingspartner könnte helfen.
Sie haben sich in Ihrer Karriere jedes Jahr gesteigert - außer 2011. Was war los?
Andreas Lange:
Ich hatte Ende 2010 unbemerkt Pfeiffersches Drüsenfieber. Später kamen eine Überlastung im Oberschenkel und eine Zerrung dazu. Es war ein Seuchenjahr.
Sie kommen aus dem hohen Norden von der LG Reinbek/Ohe, wo liegt das genau?
Andreas Lange:
Bei Hamburg. Mit dem Fahrrad bin ich in fünf Minuten an der Stadtgrenze, mit der Bahn dauert es eine halbe Stunde bis in die Hamburger Innenstadt. Wir sind zwar ein kleiner Verein, den man nicht unbedingt kennt. Aber wir sind eine Gemeinschaft.
Wer sind Ihre Trainer?
Andreas Lange:
Ich werde von Jan Gutzeit und Gunnar Weitschat betreut. Jan schreibt die Trainingspläne und mailt sie mir. Die Einheiten absolviere ich häufig allein. Danach schreibe ich meine Zeiten in einem Soll- und Ist-Plan zurück. Dort kann ich auch eintragen, wie ich mich gefühlt habe oder die Wetterbedingungen waren. Jan kann auch kommentieren.
Was macht einen guten 800-Meter-Läufer aus?
Andreas Lange:
Eine Mischung aus Grundschnelligkeit und Ausdauer. Das macht für mich den Reiz aus. Man muss sich auch im Training quälen können, das brauche ich im Alltag, um abends zufrieden ins Bett zu fallen. Dass es sportlich so gut läuft, ist ein zusätzlicher Anreiz.
Was halten Sie von David Rudisha und seinem Weltrekord von 1:40,91 Minuten?
Andreas Lange:
Es ist imponierend, dass er diese Zeit von vorn laufen konnte. Ich kann 400 Meter maximal so schnell laufen, wie er über 800 Meter anläuft. In Deutschland ist das Potenzial wohl einfach nicht so hoch, weil niemand im Kindesalter anfängt zu laufen. Allerdings gibt es bei den Läufern aus Kenia insgesamt durch erste Dopingfälle Fragezeichen.
Im letzten Sommer haben Sie einen Jedermann-Zehnkampf mitgemacht. Wie war‘s?
Andreas Lange:
Ich hatte Spaß. Männerhürden bin ich allerdings nicht gelaufen, sondern B-Jugend-Höhe. Mit der Mannschaft haben wir gewonnen - einen Frei-Start für dieses Jahr. Ob ich wieder dabei bin, hängt vom Saisonverlauf ab.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift