Andrey Silnov Olympiasieger - Raul Spank klasse
Eigentlich sollte Hochspringer Andrey Silnov bei den Olympischen Spielen gar nicht dabei sein. Bei den Russischen Meisterschaften in Kazan war er mit 2,30 Metern nur Vierter geworden. Nach seinem 2,38-Meter-Sprung in London (Großbritannien) wurde er nachträglich ins Team aufgenommen und dankte es am Dienstagabend in Peking (China) mit Gold. Der Dresdener Raul Spank flog mit hervorragenden 2,32 Metern auf den fünften Rang.
Unbekümmert sprang Raul Spank von Höhe zu Höhe - jeweils mit beträchtlichem Platz zwischen sich und der Latte. Erst bei 2,32 Metern hatte der gerade erst 20 Jahre alt gewordene Deutsche Meister seinen ersten Fehlversuch und schien ein bisschen Respekt vor der neuen Bestleistung zu haben. Den legte er aber spätestens im dritten Versuch ab, flog locker leicht mit Luft über die Latte und verbesserte seine Bestleistung um zwei Zentimeter.Damit erfüllte er sich gleich zwei Wünsche: Eine neue Bestleistung hatte sich der Zweite der U20-EM vorgenommen und einen Platz unter den besten acht Springern der Welt. Dass er sich nach zwei Fehlversuchen den dritten für 2,36 Meter aufhob, um um eine Medaille zu springen, spricht für seinen Kampfeswillen. „Nach 2,32 Metern konnte ich nicht, war platt, nahezu tot“, sagte der Dresdener, dem auch Basketball-Star Dirk Nowitzki zujubelte. Bereits vor zwei Jahren war er bei der U20-WM in Peking Fünfter geworden, hatte im dritten Versuch 2,23 Meter übersprungen. Daran dachte er im Wettkampf.
„Nachdem ich die 2,36 Meter gerissen hatte, war ich eine Sekunde enttäuscht, aber dann habe ich es nur noch genossen. Es war atemberaubend. Es war gigantisch. Es war herrlich“, sagte er noch immer überwältigt. „Vielleicht war es für andere eine kleine Überraschung, für mich war es eine Genugtuung. Es hat mich sehr motiviert, dass mir kaum jemand etwas zugetraut hat.“
Wie ein Puma
„Vor acht Jahren habe ich zum ersten Mal Olympia im Fernsehen gesehen und gedacht, das ist ja interessant. Vor vier Jahren habe ich mich schon auf den Hochsprung konzentriert und gedacht, da musst du irgendwann dabei sein“, blickte der junge Höhenjäger zurück.
Um im richtigen Moment topfit zu sein, hatte er eine eigene Strategie entwickelt: im Olympischen Dorf möglichst wenig Energie dabei verschwenden, dauernd zur Mensa zu laufen. Lieber nahm er sich beim einen Gang gleich etwas für die nächste Mahlzeit mit. „Dass ich keinen Schritt zu viel gegangen bin, kann man mir als Faulheit auslegen – ich nenne es Cleverness. Als Hochspringer musst du sein wie ein Puma – den ganzen Tag rumliegen und dich ausruhen, aber dann, wenn es darauf ankommt, aufspringen und zubeißen. Heute habe ich zugebissen. Jetzt will ich im nächsten Jahr bei der WM in Berlin eine Medaille.“
Andrey Silnov versucht sich an 2,42 Metern
Den zeigte auch der Russe Andrey Silnov. Bis einschließlich 2,36 Meter sprang der Europameister jede Höhe im ersten Versuch und stand damit schon als Sieger fest. Danach ließ er 2,42 Meter auflegen, womit er den russischen Rekord von Vyacheslav Voronin um zwei Zentimeter verbessert hätte. Auch den Kirgisen Igor Paklin, der 1985 für die UdSSR 2,41 Meter hoch gesprungen war, hätte er damit übertroffen. Andrey Silnov zeigte zwar, dass die Höhe für ihn möglich ist, scheiterte aber haarscharf. „Meine Sprünge waren alle sehr hoch, die Technik war gut“, sagte er. „Es war ein Wunder.“
Silber gewann der gebürtige Jamaikaner Germaine Mason, der seit 2006 die britische Staatsangehörigkeit besitzt. Mit 2,34 Metern stellte er seine Bestleistung ein und verwies den zweiten Russen Yaroslav Rybakov mit der gleichen Höhe auf den Bronzerang.
Auch die Anwesenheit von König Carl Gustav verhalf dem Schweden Stefan Holm in seiner wahrscheinlich letzten Saison nicht zu einer Medaille. Bis 2,32 Meter hielt sich der Titelverteidiger schadlos und sprang damit in seinem 130. Wettkampf über mindestens 2,30 Meter. Nach einem Fehlversuch über 2,34 Meter hob er sich seine verbleibenden beiden Sprünge für 2,36 Meter auf, scheiterte aber zweimal hauchdünn.
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