Andy Dittmar - mit der kleinen Emilie zu neuen Weiten
Einen schlechten Start in den Tag hat Kugelstoßer Andy Dittmar nach eigenen Worten seit langem nicht mehr erlebt. Der Grund heißt Emilie und ist zwei Jahre alt. Emilie ist Dittmars Tochter und wird meist von Papa Andy geweckt. „Immer wenn ich sie morgens aus dem Bett hole, fängt für mich der Tag gut an“, erzählt der Familienvater. Auch am letzten Wochenende war das so. Anschließend nahm er Emilie mit zu den Halleschen Werfertagen. Dort erzielte der Papa 19,99 Meter (neue persönliche Freiluft-Bestleistung, vorher 19,72 m), wurde damit Zweiter hinter dem Weißrussen Pavel Lyzhin (20,15 Meter) und knackte als erster deutscher Kugelstoßer die EM-Norm von 19,90 Metern.
Andy Dittmar peilt neue Weiten an (Foto: Chai)
„Buh, jetzt ist der Ballast der Norm weg“, zeigte sich der Schützling von Gerd Elze nach dem Wettkampf erleichtert: „Aber das war nicht alles. Es geht noch weiter. Die 20 Meter habe ich mir für die nächsten Wettkämpfe aufgehoben.“ Dann wird er wahrscheinlich auch wieder eigene Kugeln haben. In Halle durfte er die mitgebrachten nämlich nicht benutzen. „Sie waren beim Wiegen 20 Gramm zu leicht. Deshalb musste ich mir welche borgen.“ Mächtigen Stoß ausgepackt
So gesehen hatte der Wettkampf für den 27-Jährigen nicht gut begonnen. Zumal auch seine Versuche bis zum sechsten nicht auf oder hinter der EM-Norm landen wollten. Doch dann packte er einen mächtigen Stoß aus. Schon mit bloßem Auge war zu erkennen, dass dieser weit gegangen war. Als der Kampfrichter das Maßband anlegte, um zu messen, hatte Dittmar bereits genug gesehen. Sein Jubelschrei hallte über den Platz. Doch die Schrecksekunde folgte auf dem Fuße. Denn statt abzulesen, legte der Kampfrichter das Maßband noch mal an. „Wehe“, entfuhr es dem entsetzten Andy Dittmar. Dann die Entwarnung. „19 Meter 99“, rief der Herr in Weiß und der im blauen Trikot der LG Ohrsa/Hörsel gekleidete Kugelstoßer konnte endgültig jubeln.
Kugelstoßer im gemeinsamen Trainingslager
Anschließend gab es Glückwünsche von allen Seiten. Besonders herzlich waren sie von Detlef Bock (SCC Berlin) und Ralf Bartels (SC Neubrandenburg). Mit diesen beiden hatte sich Dittmar vor der Saison zusammen getan. Gemeinsam war man für zwei Wochen im Trainingslager in Portugal. „Dort haben wir auf einem sehr hohen Niveau trainiert“, berichtet Andy Dittmar. „Da haben wir alle solche Weiten gestoßen, wie ich heute hier.“ Nur ihm gelang es indes, diese Weiten auch mit in den ersten Wettkampf zu bringen. „Das freut mich am meisten. Die beiden anderen schaffen es aber auch noch.“
Bündnis für mehr Leistung
„Der Andy ist ein sehr fairer Athlet. Ich kenne niemanden, der ihn nicht leiden kann“, sagt Detlef Bock über den Konkurrenten und Partner aus dem Trainingslager. „Ich habe mich mit ihm verbündet, um unsere Leistung voranzutreiben.“ Dittmar sei einer, der sich über das Kugelstoßen Gedanken mache, um es am Leben zu erhalten, fährt Bock fort. Das belegt auch die Tatsache, dass er ein eigenes Meeting in Gotha veranstaltet. Am 9. Juni ist es wieder soweit. Zum fünften Mal dann.
In Kürze zum zweiten Mal Vater
Und noch was anderes wird in den Tagen um den 9. Juni passieren. Der im Hauptberuf bei der AOK Thüringen tätige Dittmar wird zum zweiten Mal Vater. Das Strahlen in den Augen verrät sein Vorfreude. Bald wird Papa Andy also zwei Gründe haben, um gut in den Tag zu starten. Und sollte er Kugel stoßend so erfolgreich bleiben, wie er es zum Start in die Saison war, dann kann er in München vielleicht seinem „lebenden Vorbild“ Oliver-Sven Buder nacheifern und für Deutschland eine vordere EM-Platzierung erreichen.