Anita Wlodarczyk und der 80-Meter-Traum
Mit Weltrekord gewann die Polin Anita Wlodarczyk im August Hammerwurf-WM-Gold in Berlin. Beim anschließenden Jubeln verletzte sich die 24-Jährige am Knöchel und musste ihre Saison vorzeitig beenden. Nach einer Operation und zwei Trainingslagern träumt Anita Wlodarczyk schon wieder von Weiten über 80 Meter.
Das Hammerwurf-Finale der Frauen hatte es am 22. August im Berliner Olympiastadion in sich. Noch nie warf zuvor eine Weltmeisterin den Hammer über 76 Meter hinaus. Mit Anita Wlodarczyk und der Frankfurterin Betty Heidler (77,12 m) gelang dies gleich zwei Athletinnen. Die Polin erzielte zudem mit 77,96 Metern einen neuen Weltrekord und verbesserte die Bestmarke der Russin Tatyana Lysenko um 16 Zentimeter.Es war ein Wurf, den die 24-Jährige ausgelassen feierte – zu ausgelassen. Die Polin jubelte derart enthusiastisch, dass sie dabei umknickte und schon nach dem zweiten Wurf nicht mehr ins Geschehen eingreifen konnte. Der WM-Titel war ihr jedoch nicht mehr zu nehmen.
Operation und Zwangspause
Die Saison war für Anita Wlodarczyk damit nach der WM beendet. Nach einer Operation folgte eine zweimonatige Pause, bevor dann wieder mit dem Aufbautraining begonnen wurde. "Ich habe durch die Verletzung zwei Monate Training verpasst, aber jetzt ist wieder alles in Ordnung und ich kann ganz normal trainieren", ließ die polnische Rekordhalterin im Februar von ihrem Trainings- und Wohnort Warschau (Polen) aus verlauten.
Anschließend absolvierte Anita Wlodarczyk zwei Trainingslager. Erst ging es auf Empfehlung ihres Landsmannes, dem Kugelstoß-Olympiasieger Tomasz Majewski, nach Chula Vista (USA), dann folgte ein erneuter Trainingsblock unter der Sonne Südafrikas. "Ich habe dort sehr hart trainiert und 40 bis 50 Würfe am Tag gemacht. Hinzu kam noch Krafttraining", sagte die 1,78 Meter große Hammerwerferin, die zusammen mit dem WM-Zweiten Szymon Ziolkowski (Polen) eine Trainingsgruppe bildet.
Kontinuierliche Steigerung
Der WM-Titel in Berlin war alles andere als eine Überraschung. Seit Anita Wlodarczyk mit dem Hammerwerfen begonnen hat steigert sie sich Jahr um Jahr einige Meter. Nach 52,14 Metern im Jahr 2004 knackte die 24-Jährige ein Jahr später mit 60,51 Metern erstmals die 60-Meter-Marke. Drei Jahre später landete ihr Hammer erstmals jenseits der 70-Meter-Linie. Im selben Jahr gelang der Polin mit Platz sechs bei den Olympischen Spielen in Peking (China) auch das bis dato beste Resultat bei einem internationalen Großereignis.
Der Aufstieg war damit jedoch noch lange nicht beendet. Nach dem Jahr 2008 legte Anita Wlodarczyk den Diskus komplett beiseite und konzentrierte sich voll und ganz auf das Hammerwerfen – mit Erfolg. Die 24-Jährige warf 2009 in vier Wettkämpfen weiter als 76 Meter, gewann zwölf von 14 Wettkämpfen. Zwei Wochen vor der WM gelang ihr in Cottbus mit 77,20 Metern ein Landesrekord, der jedoch nicht lange Bestand haben sollte.
Trainerwechsel und 80-Meter-Traum
Trotz Landesrekord, Weltrekord, WM-Titel und der Wahl zu "Polens Sportlerin des Jahres" trennte sich Anita Wlodarczyk Ende 2009 von ihrem Trainer Czeslaw Cybulski und wird seitdem von Krzysztof Kaliszewski betreut, der auch den Hammerwurf-Olympiasieger des Jahres 2000, Szymon Ziolkowski, trainiert.
Ihre Ziele für 2010 stehen fest und trotz des Trainingsausfalls durch die Verletzung sind sie alles andere als bescheiden. "Ich hoffe, dass ich über 80 Meter werfen kann. Mit dem Drei-Kilo-Hammer ist mir das im Training schon oft gelungen", sagte Anita Wlodarczyk und schickte damit eine Kampfansage an die Konkurrenz.
Erstmals ihre Form unter Beweis stellen will die Polin am 24. April. Dann steigt sie im senegalesischen Dakar in die EM-Saison ein. Im Mai ist sie bereits bei den Halleschen Werfertagen angekündigt.