Anja Neupert steht vor schwerer Entscheidung
Das Jahr 2006 stand in sportlicher Hinsicht unter keinem guten Stern für die 400-Meter-Hürdenläuferin Anja Neupert. Die 28 Jahre alte Athletin der LG Nike Berlin konnte nicht an die guten Ergebnisse der Vorjahre anknüpfen und lief nach eigener Aussage eine enttäuschende Saison. Im Interview mit leichtathletik.de zog die Berlinerin Bilanz und sprach über ihre Zukunft.
Anja Neupert hat sich mit der Doppelbelastung Studium-Leistungssport überfordert (Foto: Chai)
leichtathletik.de:Was ist ihr Resümee der vergangenen Saison?
Anja Neupert:
Leider gab es 2006 keine sportlichen Highlights für mich. Einziger Lichtblick war mein 2. Platz bei den Deutschen Meisterschaften (56,83 sek; Anm. d. Red.). Ansonsten war die Saison enttäuschend. Ich habe mit meinen Zeiten in diesem Jahr meine Erwartungen nicht erfüllt.
leichtathletik.de:
Was war der Grund für die sportliche Misere?
Anja Neupert:
Ich weiß es selbst nicht so genau. Nachdem die ersten Rennen schlecht liefen, begann ich zu zweifeln und hatte Schwierigkeiten, mich neu zu motivieren. Unter diesen Umständen war das Ergebnis bei den Deutschen Meisterschaften in Ordnung. Insgesamt glaube ich, dass ich mich mit der Doppelbelastung von Architektur-Studium und Leistungssport überfordert habe. Ich dachte, ich könnte mich beim Schreiben der Hausarbeiten erholen, aber das war wohl ein Irrtum.
leichtathletik.de:
Hatten sie Ihr Training wegen des Studiums eingeschränkt?
Anja Neupert:
Nein, ich habe genauso viel trainiert wie in den vergangenen Jahren. Es lag also nicht am Trainingsplan. Mir fehlten die Ruhephasen, da ich meine trainingsfreie Zeit für mein Studium genutzt habe. Ich wollte bei beidem 100 Prozent geben. Das war einfach zu viel.
leichtathletik.de:
Wie sieht ihre Zukunftsplanung aus?
Anja Neupert:
Ich werde den Schwerpunkt 2007 nicht auf mein Training legen. Oberstes Ziel ist es, den Kopf frei zu bekommen und mir über meine Ziele klar zu werden. Es steht bereits jetzt fest, dass ich in der kommenden Saison nicht in der Halle starten werde. Momentan bin ich mir noch nicht sicher, ob ich mich dazu motivieren kann, für die Olympischen Spiele 2008 zu trainieren. Nach der herben Enttäuschung wegen der knapp verpassten Qualifikation 2004, weiß ich noch nicht, ob ich noch einmal bereit bin, mein Studium dafür zurückzustellen. Mehr trainieren und weniger studieren bedeutet ja, dass sich mein Studium erneut verlängert. Ich bin mit 28 Jahren nicht mehr die Jüngste und nachdem ich inzwischen keine Kader-Förderungen mehr bekomme, spielt auch der finanzielle Aspekt eine gewisse Rolle. Ich werde jetzt erst mal weniger intensiv weiter trainieren, meine Ziele in Ruhe ausloten und im kommenden Jahr eine endgültige Entscheidung über mein Karriereende treffen.