Anja Neupert wandelt zwischen Sport und Kunst
Zu den Überraschungen beim DLV-Meeting in Erfurt gehörte vor wenigen Tagen Anja Neupert. Die 400-Meter-Hürdenläuferin der LG Nike Berlin war als Dritte mit 55,63 Sekunden beste deutsche Athletin und wurde deshalb in das Aufgebot für den nun bevorstehenden Europacup am 19. und 20. Juni im polnischen Bydgoszcz berufen. Für die angehende Bildhauerin rückt damit ihr großes Ziel Olympia in greifbare Nähe.
Anja Neupert will ihre Olympiachance nutzen (Foto: Gantenberg)
Dass sie in Athen unbedingt dabei sein will, verriet die 25-jährige Berlinerin in einem Interview mit leichtathletik.de.leichtathletik.de
Frau Neupert, mit Ihrer Leistung in Erfurt haben Sie sich für den Europacup empfohlen. Waren Sie denn mit dem Lauf zufrieden?
Anja Neupert
Der Lauf war sicherlich nicht optimal. Ich habe "geträumt", also während des Rennens an zu viele Dinge gedacht. Aufgrund des Gegenwindes auf den ersten 200 Meter musste ich den Rhythmus früher umstellen, aber ich bin nahe an meine Bestleistung vom 55,60 Sekunden herangelaufen. Ulli' (Ulrike Urbansky; Anm. d.Red.) war diesmal nicht so gut, hätte aber die gleiche Zeit laufen können. Es ist schön, wir haben momentan über die 400 Meter Hürden eine breite Spitze auf hohem Niveau.
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Sie sind jetzt neben Stephanie Kampf und Ulrike Urbansky, die schon die Norm von 55,35 Sekunden erfüllt haben, eine Kandidatin für Athen. Wie sehen Sie Ihre Chancen, bei Olympia die deutschen Farben zu vertreten?
Anja Neupert
Ich will unbedingt nach Athen, das habe ich mir in den Kopf gesetzt. Es wäre der Höhepunkt meiner Karriere. Bei einem optimalen Lauf traue ich mir eine 55,0 zu und damit könnte ich zu den drei besten deutschen Athletinnen gehören. International gesehen ist die Russin Yulia Pechonkina kaum zu schlagen, aber die anderen sind nicht so weit weg. Ich habe nach dem Europacup noch in Ratingen, Rhede und bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig die Gelegenheit die Norm zu erfüllen.
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Sie studieren an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Bildhauerei und Malerei. Wie vereinbaren Sie Studium und Sport?
Anja Neupert
Diese Saison bin ich an der Uni mehr Besucher als Student und mache in diesem Semester nur ein Seminar. Das ist so abgesprochen, das Studium läuft mir nicht weg, die Chance an den Olympischen Spielen teilzunehmen bekomme ich vielleicht nur einmal. Aber das Kunststudium ist ein schöner Ausgleich zum Sport.
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Bei der Universiade 2003 in Daegu sind Sie in Führung liegend gestürzt, wie man auch auf Ihrer Homepage (www.anjaneupert.de) nachlesen kann. Was ist damals genau passiert?
Anja Neupert
Das war der Lauf meines Lebens, bis zur zehnten Hürde. Da bin ich hängen geblieben und lag plötzlich auf der Bahn. Maren Schott hat dann gewonnen, aber für mich wäre locker eine Medaille drin gewesen.
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Wie sind Sie zur Leichtathletik gekommen, wo sind Ihre Wurzeln?
Anja Neupert
Meine Mutter war eine erfolgreiche Weitspringerin und Fünfkämpferin in der DDR, mein Vater lief die 800 Meter und mein Großvater hat als Speerwerfer an den Olympischen Spielen in Rom teilgenommen.
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Da wünschen wir Ihnen, dass Sie diese Tradition fortsetzen. Vielen Dank für das Gespräch.