Anleitung für sprintende Fußballer
Auf die Schnelligkeit kommt es nicht nur in der Leichtathletik an. Auch bei Mannschaftssportlern wie Fußballern oder American Football-Spielern machen schnelle Beine den Unterschied. Selbst Jürgen Klinsmann und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft setzen auf spezielles Koordinationstraining mit us-amerikanischer Anleitung.
Christopher Liess ging in die Sprinterschule (Foto: ASV)
Aber nicht alleine der leichtathletische Sprint ist der Schlüssel zum schnellen Mannschaftssportler.Christopher Liess spielt in der NFL Europe, dem Ableger der National Football League in Übersee. Er ist Wide Receiver, da muss er schnell laufen. Damit er schneller wird, wandte er sich an den ASV Köln. In der Sprintgruppe verbesserte er seine Schnelligkeit und schaffte es so ins Footballteam.
Genauso wie im Football kommt es auch in anderen Mannschaftssportarten auf einen schnellen Antritt und eine hohe Maximalgeschwindigkeit an. Wer dem Gegner weglaufen kann, hat einen entscheidenden Vorteil.
Mannschaftssportler profitieren
Die Bedeutung der Schnelligkeit in Mannschaftssportarten hat auch Sportwissenschaftler Dr. Andreas Schlumberger erkannt. Gemeinsam mit Klaus Eder (Eden-Reha Donaustauf), dem bekannten Physiotherapeuten, der unter anderem die deutschen Fußball-Nationalspieler, Davis-Cup-Spieler und Olympia-Teilnehmer betreut, hat er ein spezielles Trainingsprogramm für Fußballer entwickelt. "Gerade die Schnelligkeit macht heutzutage einen guten Fußballer aus", sagt Dr. Andreas Schlumberger.
Zugwiderstandsläufe und Läufe bergab und bergauf können die Schnelligkeit von Leichtathleten und Mannschaftssportlern verbessern. Mit diesen Methoden kennen sich Leichtathletiktrainer besonders gut aus. "Ein Trainer aus der Leichtathletik ist deshalb ein Gewinn für jede Fußballmannschaft", sagt Dr. Andreas Schlumberger, der sich selbst bei der Bundesliga-Mannschaft des 1. FC Nürnberg einbringt.
Deshalb kam auch Football-Spieler Christopher Liess zum ASV Köln. Gerade im technischen und koordinativen Bereich profitierte er vom Sprinttraining. "Er hat bei uns das Laufen gelernt", sagt sein Sprinttrainer Alexander Kuhnert zufrieden.
Keine reinen Sprinter
Zum Leichtathleten wird Christopher Liess aber nicht. "Er ist einfach zu schwer", meint Alexander Kuhnert. Beim Football muss er sich eben durchsetzen. Dazu braucht er Masse, auch wenn die beim Sprinten hinderlich ist.
"Das macht einen wesentlichen Unterschied zum leichtathletischen Sprint", sagt Dr. Andreas Schlumberger. In der Leichtathletik, wo es nur geradeaus geht, kommt es auf einen ruhigen Oberkörper an. Das ist bei den Mannschaftssportarten dagegen oft unmöglich. Mit schnellen Richtungswechseln weichen die Spieler ihren Gegnern aus.
Außerdem ist beim Sprint im Fußball der Körperschwerpunkt tiefer und die Schrittlänge kürzer. "Fußballer können die Füße beim Laufen nicht zu hoch heben, sonst ist der Ball sofort weg", sagt Dr. Andreas Schlumberger. Bei hohen Knien und ausgreifenden Schritten hätte der Gegner leichtes Spiel.
Trainer muss Abstriche machen
Ein Leichtathletiktrainer kann Mannschaftssportlern also nicht nur die Bewegungsmuster aus der Leichtathletik beibringen. Er muss Kompromisse machen und auf die speziellen Bedürfnisse der Mannschaftssportler eingehen.
"Dafür gibt es spezifische Übungen", erläutert Dr. Andreas Schlumberger. Die schulen vor allem die für Mannschaftssportler so wichtigen Richtungswechsel. Sein Sprinttraining für Fußballer besteht zu dreißig Prozent aus leichtathletischen Übungen. "Der Rest ist speziell für Fußballer."
Bei Christopher Liess hat das Sprinttraining gewirkt. Und auch seine Trainingskameraden in der Sprintgruppe beim ASV Köln können von Christopher Liess lernen. "Er trainiert sehr konzentriert und engagiert", sagt sein Trainer Alexander Kuhnert. "Damit ist er ein Vorbild für meine Nachwuchsathleten."