Anna Battke kehrt nach Babypause nicht zurück
Nie wieder Stabhochsprung. Anna Battke (USC Mainz) wird nach ihrer Babypause nicht mehr zurückkehren auf die Leichtathletik-Bühne. Ein Abschied, der der 28-Jährigen nicht schwer fällt.

Die Bewertung nach Leistung, der Zwang, täglich zu trainieren, der Muskelzuwachs – „mit all‘ diesen Dingen habe ich mich nicht wohl gefühlt“. Dabei galt sie immer als großes Talent, hat eine Bestleistung von 4,68 Metern, holte Bronze bei der Hallen-EM 2009.
„Ich hätte bestimmt höher springen können, aber ich stand zu oft während eines Wettkampfs am Anlauf und statt mich auf den Sprung zu konzentrieren, habe ich mich selbst gefragt, was ich hier überhaupt mache.“ In diesen Momenten lief sie zwar an, brach den Versuch dann aber ab. „Keine Ahnung, wie oft ich durchgelaufen bin. Es war oft.“ So oft, dass ihr Umfeld ihr zu einem Psychologen geraten habe.
„Sie haben geglaubt, ich habe ein Problem damit, mit Druck umzugehen. Und irgendwann habe ich das auch geglaubt.“ Heute, sagt sie, wüsste sie es besser. Ihre Schwangerschaft hätte sie eines Besseren gelehrt.
Zu oft durchgelaufen
Jonathan, so heißt ihr Sohn, war nicht gewollt. „Aber als ich dann schwanger war, wusste ich, ich will dieses Kind und ich schaff‘ das auch.“ Da habe sie gemerkt, dass sie woanders, wenn es ernst wird, nicht durchläuft.
„Im Stabhochsprung musst du es unbedingt wollen. Sonst kommst du nicht weit. Sonst kommst du nicht an die härteren Stäbe, kannst nicht hoch genug greifen, usw.“ Heute weiß Anna Battke, sie wollte es nicht genug.
Missen will sie die letzten Jahre dennoch nicht. „Ich habe viel über mich gelernt und durch den Sport viele schöne Dinge erlebt.“ Zu diesen Dingen gehören für sie vor allem die Momente abseits des Wettkampfs, die fremden Länder, die Menschen, die sie dort kennen lernte.
Dem Sohn statt Normen hinterherjagen
Die Siegerehrung 2009 bei der Hallen-EM, die gehört nicht dazu. „Das war so komisch. Ich stand da oben und hab‘ mich plötzlich ganz leer gefühlt. Dafür hatte ich so hart gearbeitet, aber der Moment der Erfüllung, den ich eigentlich erwartet hatte, der wollte sich nicht einstellen.“
Die Erfüllung findet sie jetzt. In ihrem Sohn Jonathan. „Ihm jage ich viel lieber hinterher als irgendeiner Norm.“ Füttern, wickeln, spazieren gehen – so sehen momentan ihre Tage aus. „Das klingt für viele bestimmt total langweilig, aber mit diesem Leben bin ich viel friedlicher und ausgeglichener, obwohl ich inzwischen ein richtiger Sportmuffel geworden bin.“
Für den Moment sei das genau das Leben, was sie sich wünsche. Was danach kommt? Sie weiß es noch nicht genau. Im September will sie aufbrechen zu einer Weltreise. „Die wollte ich schon immer machen.“ Zusammen mit ihrem Freund Ulrich und ihrem Baby Jonathan. „Und ohne Trainingsklamotten.“