Anna Hahner - „Olympiatraum nicht ausgeträumt"
Anna Hahner (run2sky.com) hat am Sonntag (29. April) mit 2:30:14 Stunden einen beachtlichen Marathon-Einstand absolviert. In Düsseldorf preschte die 22-Jährige nur um 14 Sekunden an der Olympia-Norm vorbei. Dennoch hegt die viel umjubelte Novizin die Hoffnung, dass sie beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) für eine Olympia-Nominierung vorgeschlagen wird. Das hat die Studentin im Interview mit leichtathletik.de unterstrichen.
Anna Hahner, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem couragierten Auftritt. Man kann fast den Eindruck haben, dass Ihnen der gefürchtete Mann mit dem Hammer nicht begegnet ist.Anna Hahner:
Vom Mann mit dem Hammer habe ich schon viel gehört, aber in Düsseldorf ist er mir nicht über den Weg gelaufen. Die Bedingungen fand ich ideal, alles hat gepasst. Ab Kilometer 31 wurde es zwar härter. Aber Gedanken an schwindende Kräfte habe ich erst gar nicht zugelassen. Ich wollte, und das war das Entscheidende. Von daher bin ich überaus zufrieden mit meinem Marathondebüt. Und ich hoffe, dass der Traum von Olympia nicht ausgeträumt ist.
Wo haben Sie denn die entscheidenden Sekunden liegen lassen?
Anna Hahner:
Das weiß ich nicht. Nachdem auch der letzte meiner Tempomacher ausgestiegen war, musste ich die letzten fünf Kilometer alleine laufen. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass da ein Kilometer in 3:42 Minuten dabei war, ich also an Fahrt verloren hatte. Aber ich wusste, es bringt nichts mehr, jetzt dauernd auf die Uhr zu gucken. Dadurch hatte ich keine Ahnung, wie knapp es werden würde. Dass ich über der Norm war, ist mir erst im Ziel bewusst geworden.
Zurück zum Rennverlauf. Hat sich Ihr Stimmungsbild irgendwann gewandelt?
Anna Hahner:
Bis Kilometer 34 hat mich mein Team unheimlich angetrieben. Meine Schwester Lisa, die uns auf dem Rad begleitet hat, genauso aber meine Tempomacher. Dass wir einheitlich gekleidet waren, hat mich zusätzlich gepusht. Dann die Zuschauer, die mich frenetisch angefeuert haben. Viele Leute sind nach dem Lauf zu mir gekommen und haben gemeint, dass ich trotz verpasster Norm für Olympia nominiert werden müsse.
Auffallend war, dass Sie sich nicht vom Tempo der vorweg laufenden Frauen irritieren ließen, sondern den eigenen Stiefel durchgezogen haben.
Anna Hahner:
Das habe ich mir von meinem Vorbild Mary Keitany (am 22. April London-Siegerin in 2:18:37 h; Anm. d. Red.) abgeguckt. In London hat sie sich auf sich und ihr Ziel konzentriert und ihr Ding durchgezogen und sich nicht von anderen verrückt machen lassen. In Kenia haben wir auch einige Athletikeinheiten mit Mary Keitany gemacht. Für mich ist es unglaublich, welche Stärke, welche Kraft, welches Selbstbewusstsein diese zierliche Person ausstrahlt.
Mary Keitany steht wie viele Kenianer und Kenia-Reisende auf Ugali. Sie auch?
Anna Hahner:
Ich habe es gestern noch zu Mittag gegessen. Wenn man daran glaubt, dass es stark macht, dann macht es das auch. Allerdings kochen meine Schwester Lisa und ich zuhause lieber Jabati, was ebenfalls in Kenia gerne gegessen wird. Das ist eine Art Teigfladen, der sehr gut schmeckt.
Laufen Sie weiterhin Marathon, auch wenn Sie nicht für Olympia nominiert werden?
Anna Hahner:
Auf jeden Fall. Es ist ja nicht so, dass mir das Marathontraining keinen Spaß macht. Ich liebe die langen Läufe. Ich habe gemerkt, dass der Marathon genau das ist, was ich machen möchte. Die Strecke fasziniert mich. Zumal Katrin Dörre-Heinig (mit 2:24:35 h frühere DLV-Rekordlerin; Anm. d. Red.), die Frau meines Trainers, mir so viel über die Geheimnisse und die Faszination des Marathonlaufens verraten hat. Das Feeling ist ein ganz anderes als auf der Bahn. Das will ich in Zukunft weiter auskosten.
Gibt es einen Plan B, beispielsweise Richtung Europameisterschaft?
Anna Hahner:
Bis jetzt ging der Plan bis eine Sekunde vor halb Zwölf am Sonntag. Wie es weitergehen könnte, dass werde ich in den nächsten Tagen mit meinem Trainer Wolfgang Heinig besprechen. Im Moment genieße ich zunächst einmal die positiven Eindrücke.