Das Tagebuch – der 4. und letzte Tag im Fair Play
Bis Mitte der Woche lief in Saarbrücken in der Hermann Neuberger Sportschule das knapp fünftägige Fair Play Camp Süd. Auf leichtathletik.de gab es regelmäßig ein Tagebuch. Darin konntet Ihr lesen, was die Teilnehmer erlebt haben und wie ihr Tagesablauf aussah. Hier das Tagebuch für den vierten und letzten Tag. Am nächsten Morgen ging es dann nach Hause.
Stolz auf ihr Standweitsprung-Ergebnis und später für ihr Engagement geehrt: Melanie Barthel. (Foto: Deister)
Der 4. Tag machte keine Ausnahme. Trotz des langen Abends beim Fernsehen bat Rudi Schön, der am späten Samstag Abend eingetroffen war, pünktlich um 7 Uhr zum Schwimmen. Nach dem Frühstück hatten die jungen Leuten die ungeteilte Aufmerksamkeit von Fred Eberle, dem Beauftragten des DLV-Präsidiums für Kinderleichtathletik. Nach einem kurzen Vortrag suchte er das Gespräch mit den Jungendlichen über ihre Erfahrungen mit unsportlichem Verhalten, sei es im Wettkampf oder auch im Verein. Hier konnte von Trainerseite Henning von Papen einiges zur Diskussion beitragen. Er war an diesem Morgen eingetroffen und nahm bei den Läufern den Platz von Werner Grommisch ein, der schon am Sonntag Nachmittag nach Hause fahren musste. Beim anschließenden Basketball-Turnier spielten alle nach Hennings Pfeife'.Nikoläuse für die besten beim Abschluss-Test
Aber auch er machte zum Bedauern seiner Gruppe nicht das erhoffte Pensum an Tempotraining, sondern blieb hauptsächlich bei den langen, langsamen Dauerläufen. Er zeigte den Jugendlichen am Montag noch, wie wichtig eine gute Stabilisation auch für Läufer ist und was man mit allgemeiner Körperschulung, z. B. durch ein Zirkeltraining, dafür tun kann.
Für die Werfer hatte Michael Deyhle am Nachmittag einen Test vorbereitet, der ihnen einen kleinen Blick auf ihre Einzelfähigkeiten erlaubte (z. B. Schnelligkeit: 30 Meter fliegend). Die Besten in jeder Kategorie wurden während der Abschiedsparty mit einem Nikolaus prämiert. Jede/r gab noch mal alles, was sie oder er noch an Power und Puste hatte.
Härte im Training vermisst
Um 20.15 Uhr stand die Camp-Kritik auf dem Programm! Alle kamen zu Wort: Athleten, Trainer, Betreuer, Organisatoren. Werner Zimmer, der Vorsitzende des Saarländischen Leichtathletikbundes, hatte es sich nicht nehmen lassen, an diesem Abend beim Fair-Play-Camp vorbeizuschauen. Die Resonanz der jungen Athleten war sehr positiv. Die Werfer waren nur erstaunt, dass das Training nicht so hart gewesen sei, wie sie es erwartet hatten. Michael Deyhle konnte sie davon überzeugen, dass man Härte und Effektivität nicht gleichsetzen dürfe. Ziel sei es gewesen, richtig und nicht bis zur totalen Erschöpfung zu trainieren.
Die Läufer hätten sich mehr Tempo- und weniger Ausdauertraining gewünscht. Henning von Papen konnte diesen Wunsch zwar verstehen, bat aber alle, doch erst mal die nächsten Wochen abzuwarten. Die Fortschritte würden sich dann schon bemerkbar machen. Auch das Schwimmen, worüber alle stöhnten, würde dazu einiges beitragen. Die Trainer sprachen den Jugendlichen ein dickes Lob aus, durchgehalten zu haben und, trotz der frühen Uhrzeit, pünktlich am Beckenrand erschienen zu sein.
Vier Extra-Preise für besonders faires Verhalten
Nach dieser offenen Aussprache hatte David Deister noch ein paar Preise zu vergeben. Zunächst fand die Siegerehrung der Basketballteams statt. Vier Mannschaften, die Bande ohne Namen, die Molly Fighters, die Bryants und die Zillertaler Korbjäger, hatten sich nichts geschenkt. Alexander Mohnen bewies, dass man für den geschickten Umgang mit dem Ball nicht unbedingt zwei Hände braucht. Am Ende holten sich die Bryants vor den Molly Fighters den Sieg.
Für besonders faires Verhalten hatte David etwas besonderes im Gepäck: Drei T-Shirts mit Autogrammen von prominenten Leichtathleten, wie z. B. Yvonne Buschbaum, Ingo Schultz und Sophie Krauel, und ein Buch von der WM in Paris. Ein T-Shirt ging an Kathrin Klaas, die sich mehr um das Training der jungen Athleten statt um ihr eigenes kümmerte. Das zweite bekam Jonas Knüttel u.a. dafür, dass er beim Basketballturnier ohne zu murren eine Helferaufgabe übernahm, statt enttäuscht darüber zu sein, zu keinem der Teams zu gehören. Das dritte überraschte die Empfängerin selbst am allermeisten: Melanie Barthel! Ihre Eigenschaft, den Mund aufzumachen, sich für andere wie auch sich selbst einzusetzen und Dinge zu fordern, fand nicht nur David Deister eine Belohnung wert. Sie war auch diejenige, die sich auch im Namen ihrer Mitstreiter bei Trainern und Organisatoren bedankte.
Gleich nach der Party kam Rudi
Das Buch wird Andrea Rothfuss bekommen, die am Heimreisetag ihren 14. Geburtstag feierte, aber selbst schon am Sonntag abgereist war, weil sie eine Klassenarbeit schreiben musste. Sie gehörte zu den SportlerInnen, die vom Deutschen Behinderten Sportbund für dieses Camp gemeldet worden waren und war wohl die Einzige, die sich nicht übers Schwimmen beklagt hatte. Hat sie beim Laufen vielleicht noch ein paar Defizite, im Wasser konnten ihr die anderen, mit zwei Händen beschenkt, nie das Wasser reichen. Ein sportliches Talent, das auch in der Leichtathletik seinen Platz finden wird, so wie viele der anderen TeilnehmerInnen auch.
Nach so vielen Preisen war es Zeit geworden, sich den Fernsehauftritt mit dem dazugehörigen Bericht anzusehen. Die verschiedenen Szenen wurden von den Jugendlichen natürlich lautstark kommentiert. Danach hieß es: It's Party-Time! Der Startschuss zur großen Abschiedsfete. Wer dachte da schon an 6.45 Uhr, Wasser und Rudis Schwimmanweisungen!