Anna Rüh: "In Göttingen will ich Gold"
Die U20-Weltmeisterin wirft immer weiter. Anna Rüh hat in diesem Jahr den Diskus schon zweimal über 64 Meter fliegen lassen. Im Interview spricht die Neubrandenburgerin über ihre ersten Punkte in der Diamond League, den Diskus von Franka Dietzsch und ihre Ziele für die U23-DM in Göttingen.
Anna Rüh, Ihr Diskus ist in diesem Jahr schon zweimal über die 64-Meter-Marke geflogen. Hat Sie diese Steigerung überrascht?Anna Rüh:
Nein, nicht wirklich. Ich habe mir diese Weiten im Vorfeld zugetraut. Und ich hoffe sogar, dass mein Diskus in dieser Saison auch noch ein bisschen weiter fliegt.
An welche Weiten denken Sie da?
Anna Rüh:
66 Meter – das wäre schon toll, wenn das in diesem Jahr klappen würde.
Das klingt nach einer Menge Selbstvertrauen. Wie erklären Sie sich Ihre gute Form?
Anna Rüh:
Ich habe einfach einen sehr tollen Trainer, der mich auf jeden Wettkampf optimal vorbereitet.
Sie sprechen Ihre Zusammenarbeit mit Dieter Kollark an. Was macht das Training mit ihm so besonders?
Anna Rüh:
Er ist einfach ein sehr erfahrener Trainer, dem ich ein großes Maß an Respekt und Vertrauen entgegen bringe. Ich kann mich in allen Belangen voll und ganz auf ihn verlassen.
In diesem Winter sind Sie im Gegensatz zu den Jahren davor nicht in den Kugelstoßring gestiegen. Konzentrieren Sie sich nun ganz auf den Diskuswurf?
Anna Rüh:
Das habe ich eigentlich immer schon getan. Das Kugelstoßen lief nur so nebenher, das wollte ich nie professionell betreiben. In diesem Winter blieb dafür einfach keine Zeit, weil ich mich im Herbst einer Knieoperation unterziehen musste. In der Folgezeit hatte dann die Vorbereitung auf die Sommersaison im Diskuswerfen absolute Priorität.
Bereitet das operierte Knie denn noch Probleme?
Anna Rüh:
Nein, zum Glück überhaupt nicht.
In Doha und Rom haben Sie in der Diamond League gute Ergebnisse erzielt. Wie haben Sie diese beiden Wettkämpfe vor großer Kulisse erlebt?
Anna Rüh:
Beide Meetings waren für mich Erfahrungen, die mich als Athletin weiter gebracht haben. Nach Doha bin ich zum Beispiel alleine gereist. Das war alles noch sehr aufregend für mich. Und dass ich dort gleich in meinem ersten Diamond League-Wettkampf einen Punkt holen würde, damit hat wohl im Vorfeld niemand gerechnet – und ich am aller wenigsten. Von der Atmosphäre her sind solche Meetings schon etwas Besonderes. Beide Stadien waren voll besetzt und die Zuschauer haben richtig Stimmung gemacht. Das motiviert einen dann noch zusätzlich.
Im Gegensatz dazu werden Sie am kommenden Wochenende ein Kontrastprogramm erleben. Bei der U23-DM in Göttingen werden weit weniger Menschen Ihren Wettkampf verfolgen. Wie lautet Ihre Zielsetzung für diese Titelkämpfe?
Anna Rüh:
Ich möchte gewinnen – am liebsten mit einer neuen Bestleistung.
Ein Blick zurück: 2012 haben Sie sich mit viel Schwung in die Weltspitze katapultiert. Was war das imposanteste Erlebnis?
Anna Rüh:
Eigentlich war alles, was ich im vergangenen Jahr erleben durfte, einzigartig. Das gilt für den Titelgewinn bei der U20-WM in Barcelona genauso wie für den vierten Platz bei meiner ersten Europameisterschaft bei den Erwachsenen in Helsinki. Und natürlich war auch meine erste Teilnahme an Olympischen Spielen etwas ganz besonderes. In London im Reigen der ganz Großen dabei sein zu dürfen, war ein wahnsinnig schönes Gefühl. Und Würfe, wie den der Kroatin Sandra Perkovic auf 69,11 Meter hautnah miterleben zu können, hat mich noch zusätzlich motiviert, weiter hart an mir zu arbeiten.
2012 haben Sie in Halle jene Scheibe geworfen, mit der bereits Franka Dietzsch 2007 in Osaka Diskus-Weltmeisterin geworden ist. Benutzen Sie diese Scheibe immer noch?
Anna Rüh:
Ja. Die möchte ich auch nicht mehr hergeben (lacht).
In wenigen Tagen werden Sie 20 Jahre alt. Haben Sie irgendwelche Wünsche?
Anna Rüh:
Eigentlich bin ich im Moment sehr glücklich damit, wie alles läuft. Ich habe gerade meine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation abgeschlossen, sportlich wie privat läuft es gut. Von daher ist es eigentlich nur mein Wunsch, dass alles genauso bleibt wie es gerade ist.
Stellen Sie sich vor, es ist Dezember. Welches Fazit würden Sie am liebsten unter die Saison 2013 ziehen?
Anna Rüh:
Dass ich erfolgreich an der WM teilgenommen und dort ziemlich weit vorn mitgemischt habe.
Haben Sie einen sportlichen Traum?
Anna Rüh:
Ich möchte bei den Olympischen Spielen 2016 eine Medaille gewinnen.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift