Anna Rüh - Noch mehr Ehrgeiz für neue Ziele
Drei Final-Teilnahmen bei drei internationalen Meisterschaften, in der U20-Altersklasse ungeschlagen, bei den Aktiven mittendrin in der Weltspitze: Diskuswerferin Anna Rüh (SC Neubrandenburg) hat im vergangenen Jahr auf ganzer Linie überzeugt. Dafür wählten sie die Nutzer von leichtathletik.de, die Leser der Zeitschrift "leichtathletik" und die "Freunde der Leichtathletik" zu Deutschlands "Jugend-Leichtathletin des Jahres 2012".
Zum Jahreswechsel stellte sich ein wenig Wehmut ein bei Anna Rüh. „Als ich Silvester gefeiert habe, war ich schon ein bisschen traurig, dass das Jahr 2012 zu Ende geht“, sagt sie. Kein Wunder, denn ein Jahr wie dieses, das kommt vielleicht so schnell nicht wieder. Es war schon außergewöhnlich, auf welch konstant hohem Niveau die 19 Jahre alte Neubrandenburgerin in den vergangenen zwölf Monaten den Diskus von sich schleuderte.
Dass sie in der U20-Altersklasse überzeugte - klar, das war erwartet worden nach Platz eins in der Welt 2011 und Rang zwei bei der U20-EM. Aber dass sie auch in der Aktivenklasse den Sprung in die Weltspitze schaffte, das war bemerkenswert.
Schwarzer Diskus als Glücksbringer
Noch nicht einmal 19 Jahre alt war Anna Rüh, als sie am 19. Mai 2012 bei den Halleschen Werfertagen in den Ring stieg und den Diskus auf 63,04 Meter segeln ließ. Olympia-Norm für London (Großbritannien), Platz 20 der ewigen U20-Weltbestenliste, 15 Jahre lang hatte keine Jugendliche weiter geworfen.
Anna Rüh gelang mit dieser Leistung der Schritt auf die große Bühne der Leichtathletik, und auf einmal war das öffentliche Interesse da. Ständiger Begleiter: die Frage nach dem schwarzen Diskus, mit dem ihre Vereinskollegin Franka Dietzsch 2007 in Osaka (Japan) den WM-Titel holte und der nun auch der jungen Neubrandenburgerin Glück bringen sollte.
Mit 63,14 Metern und Rang drei setzte Anna Rüh bei den Deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid das nächste Ausrufungszeichen. Die Folge: zwei neue Termine auf ihrem Terminkalender, und zwar keine geringeren als die Europameisterschaften in Helsinki (Finnland) und die Olympischen Spiele in London.
Drei internationale Einsätze
Damit begann für Anna Rüh die Reisezeit. Denn als einzige deutsche Athletin hatte sie sich im Sommer 2012 gleich für drei internationale Höhepunkte qualifiziert. Schließlich standen auch noch die U20-Weltmeisterschaften in Barcelona (Spanien) - vor der Saison ihr eigentliches Ziel - auf dem Programm.
Wie sich die 19-Jährige in Helsinki, Barcelona und London schlug, ist nicht nur dem Fachpublikum bekannt: EM-Platz vier, U20-WM-Gold und, nach der Doping-Sperre der Russin Darya Pishchalnikova, Rang neun bei den Olympischen Spielen als jüngste Teilnehmerin des gesamten Diskuswurf-Feldes. Was soll man da noch hinzufügen?
„Unglaubliches Jahr“Auch Anna Rüh selbst fällt es schwer, für ihre Leistungen die passenden Worte zu finden. „Das war ein tolles Jahr, unbeschreiblich“, sagt sie. „Am Anfang schien das alles noch unmöglich!“ Sie habe viel Selbstbewusstsein getankt, sich persönlich weiter entwickelt und sei noch ehrgeiziger geworden. „Ich weiß jetzt, was ich kann, und ich habe den Mut, auch mal ein bisschen was zu riskieren“, erklärt sie. „Und ich will die Ziele erreichen, die ich mir gesteckt habe!“
Zunächst ist da ein Ziel, das gar nichts mit dem Sport zu tun hat: Im Mai will Anna Rüh ihre Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation abschließen. Ihre sportlichen Ziele sollte das nicht beeinträchtigen: „Ich kann mich glücklich schätzen, so einen Arbeitgeber zu haben“, erklärt Anna Rüh. „Er lässt mir alle Freiheiten, ich kann mir meine Arbeitszeit sehr flexibel einteilen und werde immer für Trainingslager und Wettkämpfe freigestellt.“
Guter Start ins neue Jahr
Im Sommer 2013 will die Diskuswerferin zur WM nach Moskau (Russland). Langfristig geht der Blick voraus in Richtung Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien). Dass sie auf einem guten Weg ist, hat sie schon im ersten Wettkampf des neuen Jahres gezeigt: Mit einem Wurf auf 61,38 Meter machte sie am vergangenen Wochenende bei den Winterwurf-Meisterschaften Berlin-Brandenburgs in Kienbaum fast genau da weiter, wo sie im Jahr zuvor aufgehört hatte.
Übrigens: Eine Sache verlief 2012 für Anna Rüh dann doch nicht ganz nach Wunsch: „Ich bin seit fünf Jahren in Neubrandenburg“, erklärt die gebürtige Greifswalderin. „Und jedes Jahr habe ich mir vorgenommen: Du fliegst mal in den Urlaub!“ Zeit war schließlich nur für drei schöne Tage in Zinnowitz auf Usedom.
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Falk Wendrich liebt den Wettkampf