Anna Rüh - „War sehr schwer“
Anna Rüh (SC Neubrandenburg) hat bei der U20-WM in Barcelona (Spanien) als zweite Deutsche nach Ilke Wyludda Gold im Diskuswurf gewonnen. Im Interview mit leichtathletik.de berichtet sie, wie sie den Wettkampf erlebt hat, welchen Stellenwert der Titel für sie hat und mit welchem Gefühl sie Richtung London blickt.
Anna Rüh, herzlichen Glückwunsch zu Diskus-Gold! Wie hast Du es geschafft, Dich im Sechsten noch mal so zu steigern?Anna Rüh:
Leider weiß ich das auch nicht. Ich musste! Mit 57 Metern hätte ich nicht nach Hause fahren können. Deswegen bin ich überglücklich, dass ich es im Sechsten noch gepackt habe.
Wie groß war die Aufregung vor dem letzten Versuch?
Anna Rüh:
Sehr groß! Ich hatte Druck - und der musste raus (lacht).
Im vergangenen Jahr bist Du als Favoritin zur U20-EM nach Tallinn gefahren, da hat es nicht mit Gold geklappt. War das noch in Deinen Gedanken?
Anna Rüh:
Nein, ich wollte hier gewinnen, und das habe ich geschafft. Tallinn hat da keine Rolle mehr gespielt.
Wie hast Du den Wettkampf erlebt?
Anna Rüh:
Der Wettkampf war sehr schwer! Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich nicht gedacht habe, dass ich es noch packe. Der Ring ist... scheiße. Mit ein bisschen Tricksen hat’s geklappt. Das war gut.
Was hast Du gedacht, als die Amerikanerin Shelbi Vaughn als Erste 60 Meter geworfen hat?
Anna Rüh:
Naja, normalerweise hätte ich gedacht, das kann ich auch. Nur heute war es schwierig. Aber gut, damit muss man immer rechnen.
Wie hast Du Dich denn vor dem Wettkampf gefühlt? Du hattest ja schon nach der Qualifikation gesagt, dass Dir der Ring nicht so gut liegt. Wie groß war das Selbstvertrauen?
Anna Rüh:
Schon groß. Ich habe mich draußen gut eingeworfen, zwar in einem anderen Ring - aber eigentlich hätte ich gedacht, das geht mir leichter von der Hand.
Welche Tipps hat Disziplintrainerin Franka Dietzsch Dir während des Wettkampfs mit auf den Weg gegeben?
Anna Rüh:
Schneller, aggressiver... Viele unterschiedliche.
Dein Heimtrainer ist Dieter Kollark. Franka Dietzsch kennst Du aber aus Neubrandenburg sehr gut. Wie wichtig war es für Dich, dass sie hier an der Bande stand und Dich betreut hat?
Anna Rüh:
Sehr wichtig! Mit ihr kann man über das Sportliche so gut reden, weil sie so viel Erfahrung hat. Es wichtig, dass man jemanden hat, an den man sich halten kann. Der extrem Ahnung hat.
Wie arbeitet ihr im Alltag zusammen, kommt sie auch mal bei Dir beim Training vorbei?
Anna Rüh:
Da sie ihre eigene Trainingsgruppe hat, kommt das eher selten vor. Aber wir haben ein freundschaftliches Verhältnis, von daher ist es gut, dass sie da war.
Es wurde viel geschrieben über den schwarzen Diskus, den sie Dir weitergegeben hat. War der auch mit im Wettkampf?
Anna Rüh:
(lacht) Nein, der ist nicht mit reingekommen. Das Modell wurde schon vom Veranstalter gestellt, und dann kann man leider nicht noch einen von der Sorte mitnehmen. Aber egal!
Wer wird heute von Dir den ersten Anruf bekommen?Anna Rüh:
Mein Trainer. Der wird sich sicher freuen und auch erleichtert sein, dass ich es doch noch geschafft habe. Er ist gerade im Urlaub, aber Franka hat ihn auch schon angerufen, der weiß auf jeden Fall schon Bescheid. Mit Gold bei der U20-WM hast Du Dein großes Saisonziel erreicht. Nun wartet die Zugabe: die Olympischen Spiele in London. Wie gehst du die kommenden Tage und Wochen an?Anna Rüh:
Die U20-WM war mein wichtigster Wettkampf dieses Jahr. Ich komme mit einer Goldmedaille nach Hause. Ich bin mit der Saison extrem zufrieden, von daher gehe ich da entspannt ran. Natürlich will ich Leistung bringen und versuchen, die Qualifikation zu überstehen. Aber ich hatte eine super Saison, mehr kann ich mir eigentlich nicht wünschen.Mehr zur U20-WM in Barcelona:
News | Ergebnisse | DLV-Team | DLV Lounge | Twitter