Annika Becker springt neuen Europarekord
Mit neuem Europarekord von 4,77 Metern konnte Annika Becker in Bochum-Wattenscheid ihren Titel im Stabhochsprung eindrucksvoll verteidigen. Sie setzte sich souverän gegen die bisherige deutsche Rekordhalterin Yvonne Buschbaum und die Vizemeisterin 2001, Carolin Hingst, durch. Erst die neue Weltrekordhöhe von 4,82 Metern konnte die Athletin stoppen. Damit ist Annika Becker gleichzeitig überraschend als beste Stabhochspringerin in diesem Jahr heiße Medaillenkandidatin für die EM in München. Das Duell mit der bisherigen Jahresbesten, der Russin Swetlana Feofanowa, verspricht schon jetzt spannende Titelkämpfe.
Lieferte eine Galavorstellung: Annika Becker
Annikas Mutter hatte am Sonntag Geburtstag und sich ein schönes Geschenk gewünscht, was ihrer Tochter mit Sicherheit zu erfüllen gelang. Fast sprachlos über ihre eigene Leistung zeigte sich die Athletin im Anschluss an den Wettbewerb: "Das ist ein Supergefühl, ich kann es gar nicht beschreiben, einfach bombastisch, unglaublich. Mir fehlen die Worte." Dabei hatte es ihre Konkurrentin Buschbaum schon vorausgesehen. Als die Latte noch auf 4,60 Meter lag, antwortete die bisherige Rekordhalterin auf die Frage, wie lange es noch dauern würde, bis der deutsche Rekord geknackt wird "nicht mehr lange". Drei Minuten später gab es eine neue deutsche Rekordhalterin über 4,72 Meter namens Becker, weitere 15 Minuten später eine neue Europarekordhalterin.Durch die überragende Leistung von Annika Becker rückte das nationale Kräftemessen etwas in den Hintergrund. Doch neben dem Titel der Deutschen Meisterin wurde im Lohrheide-Stadion auch noch um einen Startplatz bei der EM in München gekämpft. Yvonne Buschbaum hatte das EM-Ticket bereits durch ihren zweiten Platz beim Europacup in Annecy gelöst. Die bisher beste Deutsche in diesem Jahr scheiterte heute an den 4,60 Metern und musste sich mit übersprungenen 4,50 Metern mit dem zweiten Rang begnügen. Die Stuttgarterin war enttäuscht über ihre eigene Leistung und geriet in Erklärungsnot: "Keine Ahnung, warum es heute nicht lief. Ich bin nicht sauber gesprungen, auch die Konstanz hat gefehlt." Doch bei der EM wird sie wieder angreifen: "In München wird die Tagesform entscheiden. Um eine Medaille zu holen, muss man über 4,60 Meter springen." Obwohl Buschbaum gerne länger selbst an der Entscheidung mitgewirkt hätte, konnte sie doch auch Beckers Leistung etwas Positives abgewinnen: "Das war der Tag der Annika Becker, und ein Meilenstein für den Stabhochsprung."
Carolin Hingst auf der "Happy-Drei"!
Auch die Mainzerin Carolin Hingst riss diese Höhe und belegte hinter Buschbaum Platz drei (ebenfalls 4,50 m übersprungen). Doch es gab keinen Grund für Hingst, sich zu verstecken: Mit diesem Endstand vertreten Becker, Buschbaum und Hingst so gut wie sicher Deutschland bei der EM in München. Und dementsprechend glücklich und gelöst trat die Mainzerin vor die Presse: "Es ist einfach nur geil. Ich wollte allen zeigen, dass ich Spaß am Stabhochsprung habe. Druck habe ich nicht gespürt." Neidlos sprach sie Becker ihre Anerkennung aus: "An so einem Tag wünscht man sich, dass sie den Weltrekord auch noch nach Deutschland holt."
Youngster Kühnert pokerte zu hoch
Sechs deutsche Athletinnen hatten in diesem Jahr die EM-Norm von 4,40 Metern schon übersprungen, darunter auch die junge Floé Kühnert aus Leverkusen. Um sich eine Fahrkarte nach München zu verdienen, mussten die Springerinnen mehr zeigen und riskieren. Als bei 4,30 Metern noch fünf Deutsche im Wettbewerb waren, entschied sie sich nach einem Fehlversuch über 4,40 Meter für die nächste Höhe. Doch leider konnte Kühnert diese Höhe mit zwei Versuchen nicht meistern und beendete so die Konkurrenz als Fünfte hinter Nastja Ryshich (4,40 m).