Flash-Interviews von der U23-EM
Vier interessante Tage bei der Europameisterschaft U23 in Erfurt liegen hinter der kontinentalen Leichtathletik. Als Nachschlag haben wir nationale und internationale Stimmen, die im Steigerwaldstadion Anastasia Dukhovskaya, Ulrike Philipp, Antje Bierwisch, Jana Krug und Christian Fuchs gesammelt haben, für Sie zusammengestellt.
Stefan Wieser stand in Erfurt auf dem Treppchen (Foto: Gantenberg)
Stefan Wieser (Deutschland, 3. Platz 100m)Super - Bestzeit, damit kann ich sehr zufrieden sein. Meine Schulter ist ein bisschen raus, aber ich wusste, dass ich alles oder nichts geben muss, wenn ich vorne landen will. Gerade im Zieleinlauf musste alles nach vorne gegeben werden, was geht - war vielleicht ein bisschen zu viel. Der dritte Platz war von mir nicht wirklich zu erwarten, aber es ist eine Meisterschaft, da interessieren die Zeiten von vorher kaum.
Sebastian Ernst (Deutschland, 2. Platz 200m)
Ich bin hierher gekommen, um Gold zu gewinnen. Nun bin ich schon enttäuscht, dass es damit nicht geklappt hat. Auf der Geraden bin ich kurz fest geworden und dann war der Franzose bereits vorbeigezogen. Er war heute der Bessere.
René Bauschinger (Deutschland, 3. Platz 800m)
Die Gegner haben Fehler gemacht und die Innenbahn aufgemacht, dann nehme ich die Chance wahr. Ich hatte mit einem schnelleren Rennen und einer Zeit um 1:47 Minuten gerechnet. Ich bin in zwei Jahren wieder dabei, diesmal ging es deshalb vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln. Schauen wir mal, wer dann die Nase vorne hat. Insgesamt bin ich froh über die Medaille, ich muss das Ergebnis aber noch verarbeiten. Über Platz vier hätte ich mich sicher mehr geärgert.
Stefan Eberhardt (Deutschland, 2. Platz 1.500m)
Begreifen kann ich die ganze Sache noch nicht, ich habe die Silbermedaille. Bei einem solchen Rennen kann man alles gewinnen oder verlieren. Ich musste wieder auf den Holländer aufpassen, der ganz schön drängelte. Da es aber ein langsames Rennen war, habe ich mich, wie abgesprochen, nach vorne orientiert. So hatte ich eine gute Ausgangsposition für die letzte Runde und konnte auf den letzten 200 Metern richtig gut attackieren.
Anatoliy Rybakov (Russland, Sieger 5.000m)
Ich bin zufrieden, aber um ehrlich zu sein, bin ich enttäuscht über die anderen Mitläufer. Ich habe auch vom Engländer Mohammed Farah mehr erwartet und deswegen habe ich schon drei Runden vor dem Finale Gas gegeben. Aber irgendwie wollte er nicht mitgehen. Es war kein schwerer Sieg für mich, obwohl es für mich immer etwas leichter ist, wenn mein Bruder (Yevgenyi Rybakov) mitläuft, das ist Kopfsache. Aber es ist schön, dass wir beide Gold mit nach Hause nehmen.
Yevgeniy Rybakov (Russland; Sieger 10.000m)
Es fühlt sich gut an, Gold gewonnen zu haben. Andre Pollmächer hat auch super gekämpft. Respekt! Leider bin ich nicht an meine Bestleistung herangekommen. Schade, dass mein Bruder nicht mitgelaufen ist, wenn wir zu zweit laufen, macht es noch mehr Spaß. Aber morgen drücke ich ihm die Daumen für die 5.000 Meter.
André Pollmächer (Deutschland; 2. Platz 10.000m)
Ich war darauf eingestellt, dass es schnell wird. Es war ein hartes Rennen, eines meiner bisher härtesten. Aber der Russe war am Ende einfach stärker. Die Taktik kann man bei so einem Lauf vorher schlecht festlegen, aber ich habe auf meine Stärke auf den letzten Runden gehofft.
Willi Mathiszik (Deutschland; 2. Platz 110m Hürden)
Das war mein schnellstes Rennen der Saison. Ich habe schon auf den Sieg gehofft, aber leider waren heute die letzten beiden Hürden nicht meine. Finale ist Finale. Mit dem Ergebnis kann ich letztendlich doch zufrieden sein, denn vor einem Jahr war mit einem zweiten Platz bei den U23 Europameisterschaften noch nicht zu rechnen. Es werden noch andere Finalläufe kommen, in denen man auch gewinnen kann.
Radoslaw Poplawski (Polen; Sieger 3.000m Hindernis)
Das war ein sehr angenehmes Rennen. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung. Ich war ja schon ein paar Mal in Deutschland und habe hier eigentlich nur gute Erfahrungen gesammelt. Meine Saison war sehr gut, auch meine Bestzeit von 8:17,77 Minuten ist aus diesem Jahr. Bei einer internationalen Meisterschaft ist die Platzierung wichtiger als die Zeit. Jetzt freue ich mich auf eine neue Herausforderung, die Weltmeisterschaft in Helsinki.
Igor Yerokhin (Russland; Sieger 20km Gehen)
Das ist mein erster internationaler Sieg. Ich bin mir noch gar nicht richtig bewusst darüber, dass ich es endlich geschafft habe. Ich glaube, ich kann den Erfolg erst richtig realisieren, wenn ich mich wieder erholt habe. Leider habe ich meine Bestzeit nicht erreicht. Ich kann mir auch nicht erklären, warum Vladimir Parvatkin, der eigentliche Favorit, auf einmal zwei rote Karten bekommen hat und am Ende dann disqualifiziert wurde.
Danut Simion (Rumänien; Sieger Weitsprung)
Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Dass ich hier gewinnen würde, konnte ich mir nicht vorstellen oder erhoffen. Ich wollte einfach einen guten Wettkampf hinlegen und weit springen. Ob ich für Rumänien in Helsinki starten werde, weiß ich jetzt noch nicht. Nachdem dieser Wettkampf hier so gut für mich lief, werde ich nun die Stadt Erfurt und die deutschen Autos - vor allem die BMWs - genießen!
Jaroslav Baba (Tschechische Republik; Sieger Hochsprung)
Ich war heute am Ende sehr müde, deshalb bin ich bei 2,33 Metern den dritten Versuch nicht mehr gesprungen. Ich weiß nicht genau, warum das so war. Vorher fühlte ich mich gut, aber vielleicht habe ich zuviel Sonne abbekommen. Ich mag es lieber, am Abend zu springen. Michael Bieniek sprang heute nicht so gut, aber insgesamt war die Konkurrenz schon stark. Ich habe den Start bei der U23-EM in Erfurt aber nicht besonders vorbereitet, das war für mich fast wie bei einem Meeting. Die WM in Helsinki, das ist mein wichtigster Wettkampf des Jahres. Vorher springe ich nur noch in Stockholm und Oslo, ansonsten trainiere ich zuhause in Ostrava. Schade fand ich heute, dass in der Hochsprungkurve keine Sitze und deshalb nur wenig Zuschauer waren.
Aleksandr Sergeyev (Russland; Sieger Dreisprung)
Ich finde es super, dass Aleksandr Petrenko den zweiten Platz gemacht hat und wir somit einen Doppelsieg für Russland eingefahren haben. Wir beide trainieren auch zusammen und es macht sehr viel Spaß. Wie unser Trainer immer sagt: "Ihr sollt nicht miteinander kämpfen, sondern an erster Stelle mit euren eigenen Ergebnissen kämpfen und dann mit denen der ausländischen Sportler."
Robert Harting (Deutschland; Sieger Diskuswerfen)
Europameister - so richtig kann ich es noch gar nicht glauben, aber spätestens heute Abend. Die Nacht habe ich kaum geschlafen und es war heute sehr anstrengend, aber ich bin insgesamt mit dem Wettkampf sehr zufrieden. Ich hatte eine lange Durststrecke in den letzten drei Jahren, aber der Sieg von heute gibt mir für die nächsten Jahre eine gewaltige Motivation. Nun werden wir sehen, was in Helsinki drin ist, vielleicht kann ich den einen oder anderen - national - ein bisschen ärgern.
Pavel Krivitskiy (Weißrussland; Sieger Hammerwerfen)
Kompliment an das großartige Publikum hier in Erfurt und vielen Dank für die Unterstützung. Die Zuschauer haben uns wirklich super unterstützt bei der Hitze. Es war eine tolle Atmosphäre. Ich komme gern wieder!
Aleksey Drozdov (Russland; Sieger Zehnkampf)
Vor dem 1.500-Meter-Lauf war mir klar, dass ich echte Chancen auf den Sieg habe. Am meisten Respekt hatte ich dabei vor meinem Landsmann, Aleksey Sysoyev. Ich freue mich unglaublich, dass ich meinen ersten internationalen Titel gewonnen habe. In Helsinki hoffe ich, dass ich genauso gute Leistungen zeigen kann wie hier in Erfurt. Entschuldigen Sie bitte, dass ich die russische Flagge auf meiner Ehrenrunde vergessen hatte.
Norman Müller (Deutschland; 3. Platz Zehnkampf)
Die Vorbereitung lief super und der Wettkampf an sich war sehr gut organisiert, dass nun auch noch die Leistung so gut ist, das ist ein Sahnehäubchen obendrauf. Für mich war es wichtig, mein eigenes Ding durchzuziehen, Ruhe zu bewahren und keine Rechenbeispiele anzustellen. Mein großes Ziel bleiben die Olympischen Spiele, auf die ich seit meinem achten Lebensjahr hintrainiere.
Verena Sailer (Deutschland; 3. Platz 100m)
Ich freue mich riesig, dass ich Dritte geworden bin. Der Start ist gut gewesen, aber beim zweiten Schritt bin ich dann ein wenig gestolpert, so dass ich dachte, dass es gar nicht mehr funktionieren wird. Es hat mir Spaß gemacht, hier in Erfurt zu laufen, die Stimmung ist einfach wunderbar.
Tina Klein (Deutschland; 2. Platz 100m Hürden)
12,97 Sekunden und die Silbermedaille - super. Meine Reaktion am Start war eigentlich gut, aber dann bei den ersten acht Schritten zur ersten Hürde habe ich viel Zeit verloren. Zum Glück hat die Beschleunigung über die nächsten Hürden richtig gut funktioniert, wären es 110 Meter Hürden gewesen, hätte ich die Estin vielleicht auch noch eingeholt. Aber was soll's, es war ein spannendes Finale, ich bin erstmalig unter 13 Sekunden gelaufen und habe Silber. Wahnsinn.
Yelena Ildeykina (Russland; Siegerin 400m Hürden)
Ich war ein wenig enttäuscht, als man mir sagte, ich wäre nur Zweite geworden. Aber dass es nun nach der Disqualifikation der Französin doch zum Sieg gereicht hat, ist fantastisch! Die Bedingungen hier sind super, auch das Flair gefällt mir gut. Insgesamt hat sich die Reise nach Erfurt für mich mehr als gelohnt.
Irina Petrova (Russland; Siegerin 20 Kilometer Gehen)
Mein Sieg war keine Überraschung, das haben wir erwartet - das ist jetzt meine dritte Medaille bei internationalen Meisterschaften in drei Jahren. Ich freue mich sehr, dass Olga und ich gemeinsam das Ziel erreicht haben. Unser Vorsprung war sehr groß und die Zeit spielte dabei keine große Rolle. Wir danken unserem Trainer Viktor Chogin Michailowich sehr. Ich hoffe nur, dass nicht alle Geherinnen eine dreiviertel Runde zuviel gehen mussten, so wie wir. Das hätte nicht sein müssen.
Floé Kühnert (Deutschland; Silber Stabhochsprung)
Mir haben vor der Einstiegshöhe die Knie und Hände gezittert, so nervös war ich vor diesem Wettkampf. Mit einer Medaille habe ich schon gerechnet und dass es nun Silber ist, damit bin ich sehr zufrieden. Da die Saison nicht so gut begonnen hat, war ich mir auch in Bezug auf die Höhe sehr unsicher. Ich bin dieses Jahr erst einmal 4,30 Meter gesprungen und dass es hier auch geklappt hat, das ist wunderbar. Vom Gefühl her hätte ich noch ein bisschen höher springen können, zum einen war ich froh über die 4,30 Meter, zum anderen wollte ich eigentlich noch mehr. Mein Ziel für dieses Jahr bleibt, Bestleistung zu springen.
Petra Lammert (Deutschland; Siegerin Kugelstoßen)
Ich bin einfach nur froh, dass ich hier in Erfurt Erste geworden bin, auch wenn ich gern noch über die 19 Meter gestoßen hätte. Aber mehr war heute einfach nicht drin. Die Anspannung und Nervosität war doch sehr hoch. Stabilität und vor allem Lockerheit fehlen mir noch im Wettkampf. Aber ich denke, dass in Helsinki die 19 Meter wieder drin sein werden, denn dort habe ich nichts zu verlieren.
Christina Schwanitz (Deutschland; 2. Platz Kugelstoßen)
Ich habe die Drohung meines Freundes Ernst genommen: "Du brauchst gar nicht mehr nach Hause kommen, wenn du nicht wenigstens den zweiten Platz belegst." Die letzten Tage im Hotel haben mich mehr und mehr nervös gemacht und ich war froh, dass endlich der Wettkampf begonnen hat. Zuerst bin ich gar nicht in den Wettkampf gekommen, aber ab dem vierten Durchgang lief es wirklich gut. Ich freue mich riesig über den zweiten Platz. Nun kommt Helsinki, wo ich einfach nur schauen kann, wie es ist, unter den "Großen" zu sein. Ich wollte schon immer mal nach Finnland.
Sabine Rumpf (Deutschland; Siegerin Diskuswerfen)
Ich bin Europameisterin und habe wieder persönliche Bestleistung geworfen, damit kann ich sehr zufrieden sein. Vor dem Wettkampf war ich sehr aufgeregt, aber dann bin ich doch sehr locker in diesen hineingegangen. Trotzdem hatte ich während des Finales panische Angst, dass die Russin noch einen heraushauen wird, denn Kontern hätte ich nicht mehr können. Vier Jahre habe ich auf diesen Titel hintrainiert - ich kann es noch gar nicht glauben.
Betty Heidler (Deutschland; 2. Platz Hammerwerfen)
Ich hatte mir ein bisschen mehr vorgenommen, 70 Meter hätte ich schon gern geworfen. In der Mittagszeit fällt es mir manchmal etwas schwer, mich richtig zu konzentrieren und das hat natürlich Auswirkungen auf die Technik. Das war mein größtes Problem. Nichts desto trotz bin ich zufrieden mit der Silbermedaille. In Helsinki werde ich versuchen, ganz anders vom Kopf her an die Sache heran zu gehen, ich setze mich da nicht unter Druck. Wenn ich dort eine ähnliche Leistung abrufen kann, wäre das schon gut.
Annika Suthe (Deutschland; Siegerin Speerwurf)
Für mich war es ein guter Wettkampf, ich konnte mich von Wurf zu Wurf steigern. Ich konnte mich trotz meiner Ellbogenprobleme gut vorbereiten und heute schmerzfrei werfen. Für mich war es der erst dritte Wettkampf der Saison und zugleich auch der letzte. Ich kuriere mich jetzt erst einmal richtig aus.
Katharina Molitor (Deutschland; 2. Platz Speerwurf)
Persönliche Bestleistung und Platz zwei, was will ich mehr. Mein Ziel war, den Endkampf zu erreichen. Als ich gesehen habe, dass die anderen nicht an ihre Bestleistungen heranwerfen, war ich wahnsinnig froh, dass mir ein so guter Wurf gelungen ist. Eine Steigerung von sieben Metern in einem Jahr, das ist schon nicht schlecht, aber vielleicht geht es bald auch noch an die 58 oder 59 Meter.
Lilli Schwarzkopf (Deutschland; 2. Platz Siebenkampf)
Ich hab's noch gar nicht begriffen, persönliche Bestleistung ist schon super. Leider war der Wettkampf etwas durchwachsen und die 200 Meter von gestern waren sehr bescheiden. Zum Glück verlief der zweite Tag richtig gut. Das lag einfach daran, dass ich einen freien Kopf hatte und mein Knie sich von gestern glücklicherweise erholt hat. Wenn das gestern genauso wenig geschmerzt hätte wie heute, dann wäre einiges mehr drin gewesen. Nun bleibt ein Ziel für die Saison - eine weitere Verbesserung meiner Punktzahl.