| Interview

Antje Möldner-Schmidt: "Der Höhepunkt meiner Karriere"

Antje Möldner-Schmidt sorgte bei der Europameisterschaft in Zürich (Schweiz) für die goldene Überraschung aus deutscher Sicht. Die Cottbuser Hindernisläuferin, die 2010 wegen einer schweren Lympherkrankung pausieren musste, düpierte mit Taktik, Kampfgeist und Willen die internationale Konkurrenz. Wie sie sich danach im Gespräch mit den deutschen Journalisten äußerte, lesen Sie im Interview!
Christian Fuchs

Antje Möldner-Schmidt, herzlichen Glückwunsch zum EM-Titel. Was ging im Moment der Siegerehrung in Ihnen vor?

Antje Möldner-Schmidt:

Es war einfach sehr emotional dort oben zu stehen und die eigene Hymne zu hören.

Wie schätzen Sie das Rennen selbst ein?

Antje Möldner-Schmidt:

Ich hatte mir vorher gesagt, ich muss erst einmal schauen, was gemacht wird und wenn es schnell wird, muss ich mitgehen. Ich wollte nicht den Anschluss verlieren, so wie das 2012 bei den Europameisterschaften passiert war. Ich habe versucht, das jetzt anders zu machen. Das hat funktioniert. Ich hatte mir nur gedacht: Noch vernünftig über den letzten Balken kommen, nicht hängen bleiben, nicht fallen - und dann noch einmal Gas geben. Ich habe noch einmal alles gegeben. Am Schluss hatte ich gemerkt, dass meine Beine schön langsam versagen. Ich hatte das Gefühl, ich werde kleiner. Ich hatte keine richtige Kontrolle mehr über die Beine.

Wie hatten Sie die Konkurrenz vorher eingeschätzt?

Antje Möldner-Schmidt:

Eigentlich sehr stark. Die Schwedin und die Finnin waren schon unter 9:30 Minuten gelaufen. Daher dachte ich, dass sie vorne mitmischen werden. Ich hatte mit einer Medaille geliebäugelt. Dass es nun die Goldene geworden ist, ist umso schöner.

Was bedeutet Ihnen diese goldene Medaille?

Antje Möldner-Schmidt:

Sehr, sehr, sehr viel. Das ist der Höhepunkt meiner Karriere. Mal kucken, wie es weitergeht. Nächstes Jahr sind die Weltmeisterschaften. Dafür muss ich aber etwas fitter werden. Dadurch dass ich dieses Jahr erst im Januar wieder mit dem Lauftraining angefangen hatte, ist die Goldmedaille jetzt umso schöner.

Was waren die Probleme bis Januar?

Antje Möldner-Schmidt:

Ich hatte mit der Achillessehne zu tun. Das war jetzt auch die Saison über nicht ganz hundertprozentig, deswegen trage ich bei den Läufen überwiegend Kompressionssocken. Jetzt hatte ich aber nichts gemerkt. Das ist schon einmal sehr, sehr viel wert. Die Socken nehmen ein wenig Druck von der Achillessehne. Ich habe das Gefühl, dass es das entspannt. Damit habe ich keine Schmerzen mehr.

Ist das der größte Sieg in Ihrem Leben?

Antje Möldner-Schmidt:

Nach der Krankheit würde ich sagen ja.

Teilen Sie das Leben in eine Zeit vor der Krankheit und nach der Krankheit ein?

Antje Möldner-Schmidt:

Man merkt, dass man mental ein wenig mehr angekratzt ist durch die ganze Saison. 2012 hatte es sehr geschlaucht, vor allem die Doppelbelastung mit den Europameisterschaften und den Olympischen Spielen. Da muss man sich auch erst wieder aus dem kleinen Loch, das man hat, mental rausholen. Man genießt das Leben aber jetzt auch viel, viel mehr.

Man sagt, so eine Krankheit relativiert vieles. Jetzt holen Sie sich den größten Sieg - weil Sie mehr Biss haben oder weil Sie doch so manches relativiert haben?

Antje Möldner-Schmidt:

Das ist schwer zu sagen. Ich gehe jetzt so ran, dass ich von Jahr zu Jahr plane, wenn überhaupt. Ich lasse viele Sachen auf mich zukommen. Ich bin viel mehr in der Natur und genieße viele andere Sachen einfach auch viel mehr. Gestern hatte ich beim Joggen zwei Greifvögel gesehen, die man herrlich beobachten konnte. So etwas bewegt einen dann auch. Solche Dinge nehme ich seither viel, viel mehr wahr.

Nehmen Sie diese Goldmedaille mehr als persönlichen Erfolg wahr oder war es auch wichtig, dass Sie für das Team noch eine Goldene beisteuern konnten?

Antje Möldner-Schmidt:

Ich denke, es ist für beide Seiten gut. Es könnte fürs Team auch noch einmal ein Ansporn für die letzten Disziplinen gewesen sein.

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