| U18-Gala Schweinfurt

Antonia Buschendorf rennt deutsche U18-Bestleistung

Bei der U18-Gala in Schweinfurt mussten Deutschlands beste U18-Athleten am Samstag auf den Punkt fit sein: Die Top Zwei jeder Disziplin mit erfüllter Norm im Vorfeld oder in Schweinfurt selbst qualifizierten sich automatisch für die U18-Europameisterschaften im ungarischen Györ. Highlight bei den guten Bedinungen war die deutsche U18-Bestleistung von Antonia Buschendorf über 100 Meter Hürden.
Pamela Ruprecht

Sechs Speerwerferinnen waren mit der Norm für die U18-EM in Györ (Ungarn; 5. bis 8. Juli) nach Schweinfurt gekommen. Bei sommerlichen Temperaturen war es die erste Entscheidung der U18-Gala und es setzten sich die Favoritinnen durch: Lea Wipper (SC DHfK Leipzig), Teilnehmerin der U18-WM 2017, siegte mit neuer Saisonbestleistung von 51,83 Metern und sicherte sich genauso wie die Frankfurterin Lilly Urban (51,38 m) das EM-Ticket. "Ich fühlte mich ganz schön unter Druck, die Saison ist bislang nicht perfekt gelaufen. Seit ich zurück zu meinem alten Trainer Jan May gewechselt habe, läuft es wieder", meinte Lea Wipper. Ihr Coach ist bekannt als Hürden-Bundestrainer der Männer.

Ein kleiner Paukenschlag folgte im 100 Meter Hürden-Rennen der Mädels. Amelie Braun (CLV Siegerland; 13,48 sec) und Antonia Buschendorf (SC Magdeburg), beide hatten die EM-Norm schon im Vorfeld erfüllt, lieferten sich ein packendes Duell. Am Ende blieb die Magdeburgerin bei leichtem Rückenwind (+0,8 m/sec) in 13,30 Sekunden unter der 19 Jahre alten deutschen U18-Bestleistung (76 cm), die seit 1999 Maren Freisen (TV Rheinbach; 13,33 sec) hielt. "Das war ein extrem starkes Rennen von beiden", sagte Bundesnachwuchstrainer Björn Sterzel.

"Der deutsche Rekord war für dieses Jahr mein Ziel, aber ich hatte nicht gedacht, dass es so früh in der Saison schon klappt", freute sich Antonia Buschendorf, die eine Bestzeit von 13,40 Sekunden aus dem Vorjahr stehen hatte und bei den U18-Weltmeisterschaften in Nairobi (Kenia) nur knapp das Finale verpasst hatte. Bei den Hürdensprintern schaffte Till Steinforth (SV Halle;13,86 sec), zweimaliger Deutscher Meister im Blockwettkampf, bei der letzten Gelegenheit hinter dem Schweizer Nick Rüegg (13,53 sec) den U18-Richtwert. Die weiteren internationalen Abstände liegen ihm besser.

Neim Nguemning knackt die 15-Meter-Marke

Bei den Dreispringern flog der Sieger im sechsten Durchgang am weitesten: Neim Nguemning (VfL Waiblingen) steigerte sich auf 15,15 Meter und darf als einer von zwei Nachwuchs-Dreispringern bei den internationalen Titelkämpfen angreifen. "Im letzten Anlauf habe ich alles riskiert, das hat hingehauen", meinte der in Stuttgart geborene Gewinner, dessen Eltern aus Kamerun stammen.

Im Hochsprung der weiblichen U18 war es spannend. Fünf Athletinnen hatten vor der Gala die Norm (1,76 m) überquert. In Schweinfurt setzten sich mit Jenna Fee Feyerabend (TV Groß-Gerau; 1. Platz) und Enow Abio Sharon (LAZ Ludwigsburg) zwei Mehrkämpferinnen durch, die beide die Norm-Höhe bestätigten. "Hochsprung ist meine Lieblingsdisziplin", strahlte die Siegerin, die alle Höhen im ersten Versuch nahm, erst bei 1,79 Metern war Endstation. Pech hatte die mit 1,78 Metern Jahresbeste Charlotte Haas (TV Löhne-Bahnhof; 1,73 m), die nach einer Erkältung nur Dritte wurde.

Stabhochspringer baden im Hindernis-Becken und pushen Ole Perske zur EM-Norm

Ein lustiges Bild gaben die Stabhochspringer ab. Aufgrund der warmen Temperaturen nahmen die ausgeschiedenen Athleten ein Bad im Hindernis-Wassergraben. Von dort aus feuerten sie die beiden verbliebenen Athleten, die sich an 4,75 Meter – der U18-EM-Norm – versuchten, an. Mit Erfolg: Der Potsdamer Ole Perske wird die deutschen Farben in Györ vertreten.

Das Stabhochspringen der Mädels wurde für Favoritin Leni Freyja Wildgrube (SC Potsdam) zur kleinen Zitterpartie. Bei ihrer Anfangshöhe von 3,80 Meter musste die U18-Vize-Weltmeisterin in den dritten Versuch, nahm aber alle Kräfte zusammen und flog in hohem Bogen drüber. Mit 4,05 Metern war sie am Ende dann deutliche Siegerin. "Der Start war so nicht geplant, aber es ging nochmal gut", sagte die Potsdamerin, die zuversichtlich Richtung Ungarn blickt. Auf Platz zwei sprang Sarah Vogel (LG Seligenstadt; 3,90 m), die ihre Form für die U18-EM bestätigte.

In ihrem ersten 400-Meter-Hürden-Rennen überhaupt lief die Wattenscheiderin Anastasia Vogel (60,10 sec) direkt die Norm für die U18-Europameisterschaften. Auf Platz zwei folgte in einem ganz engen Finish die U18-WM-Dritte Gisele Wender (SV Bau-Union Berlin; 60,13 sec). "Meine Vorbereitung lief nicht optimal, ich hatte ein paar Verletzungen und war auch erkältet, dafür war das okay", sagte die Berlinerin.

Schnelle 400-Meter-Zeit von Marie Scheppan

Über 400 Meter steigerte Marie Scheppan (LC Cottbus) ihre ohnehin schon starke Vorleistung (53,90 sec) nochmals um mehr als fünf Zehntel auf 53,37 Sekunden und setzte sich vorläufig an die Spitze Europas ihrer Altersklasse. "So eine schnelle Zeit hatte ich nicht erwartet, ich bin am Wochenende noch die 800 Meter in 2:09 Minuten gelaufen, das war auch Bestzeit", sagte die Cottbuserin. Die Ingolstädterin Mona Mayer blieb mit 53,99 Sekunden als Zweite ebenfalls (zum ersten Mal) unter der 54-Sekunden-Marke.

Über die anschließenden 200 Meter verpasste Mona Mayer (mit der Stadionrunde in den Beinen) die Norm von 24,20 Sekunden nur um sechs Hundertstel. Großes Pech in der Saisonvorbereitung hatte die amtierende U18-Weltmeisterin über diese Strecke, Talea Prepens (TV Cloppenburg): Im DLV-Staffel-Trainingslager in Kroation stürzte sie im Training schwer, verletzte sich am Fuß und erlitt einen Trümmerbruch am Schlüsselbein. Die Blessuren sind soweit verheilt, der Trainingsrückstand aber noch spürbar. Platz vier in 24,64 Sekunden. "Mein nächstes Ziel sind jetzt die Deutschen Jugendmeisterschaften", erzählte die 16-Jährige.

Auf einen 100-Meter-Start hatte Daniel Regenfuß verzichtet. Der Sprinter vom LG Langen konzentrierte sich ganz auf die 200 Meter. Dort war der Halter der deutschen U18-Hallen-Bestleistung dann mit 21,34 Sekunden der Schnellste, vor Alexander Czysch (VfB Stuttgart 1893; 21,41 sec), der ebenfalls die Norm bestätigte. "Unser Ziel für Györ ist es zu zweit ins Finale zu kommen", sagten die Sprinter, die aktuell gemeinsam die europäische Bestenliste anführen.

Raphael Winkelvoss vor Sören Hilbig

Im Hammerwurf standen der U18-WM-Dritte Raphael Winkelvoss (Einbecker SV; 72,46 m) und der Halter der deutschen M15-Bestleistung Sören Hilbig (VfR Evesen; 70,07 m) mit den nächsten 70-Meter-Würfen souverän an der Spitze und buchten sicher das EM-Ticket. Gleiches galt für die Speerwerfer Gordon Schulz (SC Magdeburg; 71,31 m) und David Schepp (SC Preußen Münster; 70,40 m).

Gleich für zwei Wurf-Disziplinen konnte sich Sina Prüfer von den Halleschen Leichtathletik-Freunden empfehlen: Im Kugelstoßen siegte die 17-Meter-Stoßerin mit 16,13 Metern. Im Diskuswurf belegte sie mit 44 Metern glatt hinter der Deutschen U16-Meisterin Pia Northoff (TuS Jöllenbeck; 46,60 m) Rang zwei, die Norm von 45,00 Metern hatte sie schon vorher abgehakt.

Über 800 Meter rannte Lara Tortell (TV 1897 Rendel; 2:07,80 min) als angereiste Jahresschnellste in der Drucksituation nah an ihre Saison-Bestzeit und qualifizierte sich als Siegerin ebenso wie die zweitplatzierte Sophia Volkmer (TV Wetzlar; 2:08,50 min) für die U18-EM.

Weitsprung-Show mit starken EM-Kandidaten

Die 100 Meter entschied die U18-WM-Halbfinalistin Beauty Somuah (ASV Köln) in 11,84 Sekunden knapp vor der Neubrandenburgerin Cheyenne Kuhn (11,87 sec). Zum Sprint-Team für Györ werden auch Malte Stangenberg (LC Jena; 10,67 sec) und Fabian Olbert (LG Stadtwerke München; 10,69 sec) zählen, die sich im Finale der männlichen Jugend nichts schenkten.

Von den mitklatschenden Zuschauern ließen sich die Weitspringer zu neuen Bestmarken tragen – zwischen Rang eins und zwei lag nur ein Zentimeter. Mit starken 7,46 Metern gewann der Jahresbeste Nick Schmahl (TSV Heiligenhafen) vor Jaron Boateng (ART Düsseldorf; 7,45 m), der nach der Quali in Bernhausen bislang 'nur' als Ersatz im Zehnkampf nominiert war. Nun darf sich der Düsseldorfer über eine U18-EM-Teilnahme im Weitsprung freuen. "Ich hatte gehofft, dass ich das heute noch schaffe", berichtete der Mehrkämpfer.

Eine kleine Flug-Show boten zum Abschluss auch die Weitspringerinnen. Bis zum letzten Versuch lagen Saskia Woidy (LG LAZ Saar 05 Saarbrücken) und Lucie Kienast (SV Halle) weitengleich mit 6,25 Metern vorne. Dann erwischte Saskia Woidy ihren bisher besten Sprung und landete bei 6,31 Metern. Insgesamt kamen bei der U18-Gala noch drei neue Normerfüller dazu, so dass am Mittwoch offiziell ein großes und aussichtsreiches DLV-Team für die U18-EM nominiert werden kann.

Die kompletten Resultate finden Sie in <link>unserer Ergebnisrubrik...

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