Ariane Friedrich - „Das ist so verdammt hoch!“
Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) gelang am Sonntag beim Hallen-Meeting in Karlsruhe ein Sprung in neue Sphären. 2,05 Meter, nur Heike Henkel ist als Deutsche jemals höher gesprungen. Auch international waren erst zwei weitere Springerinnen besser. Im Interview beschreibt die Hochspringerin ihre Gefühle nach dem Sieg und schildert die spezielle Konstellation mit ihr und der Kroatin Blanka Vlasic.
Ariane Friedrich, 2,05 Meter, eine neue Weltjahresbestleitung und dann noch der Sieg gegen Blanka Vlasic. Was bedeutet Ihnen dieser Erfolg von Karlsruhe?Ariane Friedrich:
Alles im Moment! Ich habe mich diese Woche strikt auf den Wettkampf vorbereitet und auch mental auf einen harten Kampf eingestellt. Die Trainings waren sehr gut und haben gezeigt, dass ich in einer guten Form bin. Ich hatte gestern eins meiner besten Krafttrainings absolviert und da wird man einfach selbstsicher und geht gelassener an den Wettkampf heran. Man vertraut sich einfach selbst und das ist, denke ich, der Schlüssel gewesen. Dass ich das jetzt abrufen, so hoch springen und noch gewinnen konnte, das ist der Wahnsinn. Gegen Blanka zu springen, ist immer eine super große Herausforderung für mich. Denn sie ist halt im Moment die Beste gewesen. Jetzt bin ich ja auch mit die Beste.
Sie schotten sich zwischen den Sprüngen komplett ab...
Ariane Friedrich: Ich brauche natürlich eine gewisse Aggressivität für die Sprünge. Aber der eigentliche Grund ist, dass es mich vollkommen kirre machen würde, wenn ich hingucken würde. Man kann das sehr leicht für Arroganz halten, so ist es aber nicht. Ich möchte mich dadurch nicht verunsichern lassen und ziehe mein eigenes Ding auf den Wettkämpfen durch und gucke dann auch weg. Weil wenn ich einen Sprung sehen würde, von der Blanka zum Beispiel, die ja wirklich immer ziemlich hoch drüber springt, dann würde ich verunsichert werden.
Die Kommunikation mit Ihrem Trainer Günter Eisinger, was bedeutet das? Er kann ja selbst nicht viel machen?
Ariane Friedrich: Er ist schon eine sehr wichtige Rückkopplung für mich. Er gibt mir erstmal mental Halt, das darf man nicht unterschätzen, denn ich bin es nicht gewohnt, alleine auf mich gestellt zu sein auf einem Wettkampf. Er ist immer da und hält seine schützende Hand über mich. Natürlich sehe und merke ich aber auch nicht jeden Fehler und brauche dann sein Feedback.
Ist es denn ein anderes Gefühl, über 2,05 Meter zu springen, als über 2,02 Meter?
Ariane Friedrich: Nö. Ich habe heute auch versucht, gar nicht die Höhe zu realisieren. Bei den 2,07 Metern habe ich versucht mir einzureden, dass es zwei Meter sind. Ich habe den Sprung über 2,05 Meter extrem gut für mich getroffen und deswegen blieb die Latte liegen. Die Freude war natürlich enorm groß aber der Sprung an sich war nicht anders als sonst.
Wie hoch kann es denn maximal noch gehen in den nächsten Jahren?
Ariane Friedrich: Diese Frage macht mich ein bisschen böse. Ich habe mich heute um drei Zentimeter gesteigert. Ich bin die viertbeste Höhe in der ganzen Welt ever gesprungen. Und das ist so hoch. Das ist wirklich verdammt hoch. Ich hoffe, dass ich mich jetzt erstmal auf diesem Niveau stabilisieren kann. Ich denke jetzt nicht schon wieder an 2,06 Meter oder 2,07 Meter. Wenn es kommt, dann kommt es und wenn nicht, dann halt nicht. Man muss echt mal auf dem Teppich bleiben. Ich bin ja auch nur ein Mensch und keine Maschine.
Sind die 2,05 Meter einer Herausforderung oder eine Motivation für die Hallen-EM in Turin (Italien, 6. bis 8. März)?
Ariane Friedrich: Ich denke, in Turin stehen Blanka und ich wieder bei Null und dann wird wieder gekämpft. Ich erhoffe mir für Turin eine Medaille, das ist klar, aber ob das jetzt Gold, Silber oder Bronze wird, das kann ich nicht sagen. Das kommt dann auch wirklich auf die Tagesform an und es gibt auch noch andere Springerinnen, die sich in diesem Bereich bewegen können, wenn sie hundertprozentig fit sind. Das haben wir bei Olympia in Peking gesehen, da ist die Tia Hellebaut 2,05 Meter gesprungen und keiner hat mit ihr gerechnet. Man darf nie jemanden unterschätzen.
Blanka Vlasic hat gemeint, die Duell-Situation mit Ihnen halte sie ein wenig wach und am Leben. Wie sieht es bei Ihnen aus?
Ariane Friedrich: Ich war in der Jäger-Position und jetzt sind wir irgendwo gleich. Das ist für den Hochsprung an sich sehr interessant. Wenn immer jemand dominiert, dann kommt so ein bisschen Langeweile auf. Das kann den Sport nur voranbringen. Nicht nur deutschlandweit, sondern weltweit.